Time Flies

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Der Lärm schlug uns entgegen, als wir die Tür öffneten. Ich versuchte, mich auf die Party zu konzentrieren und nicht darauf, was in meinem Kopf vor sich ging. 52. Die Zahl geisterte in meinem Kopf hin und her. Fast hätte ich es den ganzen Tag über geschafft gehabt, mir nicht darüber Gedanken zu machen, aber kurz vor Ende dieses Geburtstages holten mich die Gedanken doch noch ein.
„Ich hole was zu trinken, ja?", teilte ich Smudo mit und setzte mich von ihm in Richtung der Bar ab.

Ich bin zu alt für den Scheiß. Zumindest denke ich das seit 20 Jahren. Also bin ich wahrscheinlich doch noch nicht zu alt für das alles hier. Ich sollte es einfach genießen.

Das fiel mir für den Moment allerdings relativ schwer und ich ärgerte mich, dass mich Smudo zum Grübeln gebracht hatte. Während ich auf die Getränke wartete, die ich bestellt hatte, versuchte ich, mich auf das Schöne an diesem Tag zu konzentrieren. Und das waren eigentlich sogar eine Menge Dinge. Ich war hier mit meinem besten Freund, den ich über alles liebte und der mir gestern gesagt hatte, dass er mich auch liebte, was an sich schon das größte Geschenk überhaupt war. Ich hatte mit ihm geschlafen und fühlte mich immer noch ein bisschen wie auf Wolke 7, wenn ich daran zurückdachte. Dieser Mann, mein Freund, hatte sogar ein fucking Boot gemietet und aus dem Abend darauf den romantischsten Prä-Geburtstagsabend gemacht, den ich je hatte. Und jetzt waren wir hier, zusammen, am Ende eines wahnsinnig schönen Geburtstages und feierten. Wir feierten nicht nur meinen Geburtstag, auch wenn das vielleicht der Anlass war. Ich für meinen Teil feierte auch die Liebe zwischen Smudo und mir, unseren ersten gemeinsamen Urlaub als Paar und die Leute, die wir hier kennengelernt hatten. Alle hier akzeptierten sich gegenseitig. Sie waren mit dafür verantwortlich, dass Smudo und ich nicht mehr so verkrampft miteinander umgingen, wenn wir in der Öffentlichkeit waren. Mir wurde klar, dass wir auf eine bestimmte Art und Weise im Paradis gelandet waren. Was machte da schon diese lächerliche Zahl, die mein Alter bestimmte? Sie spielte keine Rolle und war es erst recht nicht wert, sich ihretwegen den Abend vermiesen zu lassen.

Als ich mich mit zwei Drinks in der Hand zu Smudo bewegte, waren meine Gedanken nur noch von ihm geprägt, wie er sich vor meinen Augen im Rhythmus der Musik gehen ließ. Ich hätte ihm ewig zusehen können. Jede Bewegung von ihm erschien mir einzigartig. Sein Blick blieb an mir hängen und er lächelte mich an.
„Ich liebe dich", sagte ich, doch er konnte mich natürlich nicht hören. Viel zu laut war die Musik und zu groß der Abstand zwischen uns.
Sein Lächeln wurde breiter und seine Lippen formten eindeutig die Worte:
„Ich dich auch."
Beinahe hätte ich die Drinks in meinen Händen vergessen, als ich ihn küsste.

Mit jedem neuen Tag schien unser Urlaub noch schneller vorbeizugehen. Die Tage rannten förmlich an uns vorbei, auch wenn wir es so gemütlich und chillig wie möglich angehen ließen. Smudo und ich hatten in den zwei Wochen viel erlebt, was uns selbst anging. Es hatte sich viel verändert in der kurzen Zeit.
„Was machen wir, wenn wir wieder in Deutschland sind?", fragte ich Smudo am Morgen unseres Abreisetags.
Er runzelte die Stirn.
„Wie meinst du das? Arbeiten, ins Studio gehen... Uns eine Wohnung suchen."
Smudo drehte sich zu mir und lächelte mich verträumt an. Er wollte mich küssen, doch ich wich ihm aus. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen.
„Eben. Das widerspricht total dem, was wir auf dieser blöden Pressekonferenz gesagt haben. Aber ich liebe dich, Smu. Ich kann nicht so tun, als wäre das nicht so."
Er unternahm einen neuen Versuch, mich zu küssen und diesmal verschloss ich meine Lippen mit seinen. Ich konnte ihm eh nicht lange widerstehen.
„Was interessiert mich denn mein Geschwätz von vor ein paar Wochen?", nuschelte er zwischendurch. „Scheißegal, wenn das jemand mitbekommt. Von mir aus können das alle wissen."
Mein Herz schlug Purzelbäume. Er stand zu mir, zu uns, wollte nicht verstecken, was er fühlte. Trotzdem war ich skeptisch – wie immer.
„Und die Fans?"
Smudo schaute mich unzufrieden an, weil ich den Kuss schon wieder unterbrochen hatte. Entschuldigend erwiderte ich seinen Blick.
„Wir wurden schon mit Eiern und Tomaten auf der Bühne beworfen, schlimmer kann es nicht werden."
„Und..."
„Und es ist mir egal, wer was von uns hält und wer nicht", unterbrach mich Smudo. „Du gehörst zu mir und ich gehör' zu dir und wem das nicht passt, der hat Pech gehabt." Seine Fingerspitzen kreisten auf meinem Oberarm. „Ja?"
„Ja", hauchte ich.

Ich würde nicht nur den sorglosen, entspannten Urlaub vermissen.
„Kaufen wir uns bitte ein Bett, das genauso bequem ist, wie das hier?", konnte ich mir nicht verkneifen, als ich über Smudo kniete und ihn mit meinen Lippen davon abhielt, einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Klar", keuchte er, offenbar kurz vor der Klippe.
„Und wir könnten..."
„Michi! Bitte!"
Sein Blick war flehend, aber dennoch feurig. Ich grinste. Frech fuhr ich mit meiner Zunge seinen Schaft entlang, ganz vorsichtig nur und ohne jeglichen Druck. Smudos Stöhnen war alles, was ich hören wollte. Wie er mir ungeduldig sein Becken entgegenstreckte... Ich würde nie genug von ihm bekommen, da war ich mir sicher.

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt