Irre kompliziert

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Miriam hatte von ihrer privaten E-Mail aus die Drohmail gesendet, wodurch sie sich auf besonders dämliche Art und Weise verraten hatte. Dass sie hinter all dem steckte, erklärte auch, wie die Person, mit der wir es zu tun hatten, an Smudos private Mail gekommen war. Wir schalteten Bär und einen Anwalt ein und die Polizei musste irgendwann auch noch im Spiel gewesen sein. Smudos Ex bekam ein Annäherungs- und Kontaktverbot, was Smudo und mich anging und wegen der versuchten Erpressung und Androhung von Gewalt kam eine hohe Geldstrafe auf sie zu.
Was sich uns allerdings nicht direkt erklärte, war die Tatsache, dass Miriam damals in Max' Bar Fotos von uns gemacht hatte. Wie das alles zusammenhing, machte mir ehrlich gesagt eine Heidenangst und ich war froh, dass wir ab sofort unsere Ruhe vor dieser... Hexe hatten.

Miriam war zufällig an unserem ersten Abend in der Bar ebenfalls dort gewesen und hatte uns beobachtet. Mein Plan, Smudo zu verkuppeln, war ihr aufgefallen und als wir am nächsten Abend wieder in der Bar aufgetaucht waren, hatte sie ihre Chance gewittert, sich an Smudo ranzumachen. Sie war doch gar nicht so dumm, wie wir immer angenommen hatten, denn dieser Plan war ziemlich ausgeklügelt gewesen. Sie analysierte, was Smudo an den Frauen gefiel, um bei ihm einen perfekten ersten Eindruck zu hinterlassen. Für den Fall, dass sie es schaffen würde, an Smudo heranzukommen, machte sie Fotos von Smudo und all seinen Eroberungen in der Bar, um ihn später mit der Androhung der Veröffentlichung der Fotos erpressen zu können, falls er sie wieder hätte verlassen wollen. Da ich am zweiten Abend zufällig Smudos potentielle Eroberung gemimt hatte, war so das Foto aus der E-Mail entstanden. Es wurden unzählige Fotos von Smudo auf ihrem Handy sichergestellt, die sie alle heimlich und immer aus der selben Ecke der Bar geschossen hatte. Max war genauso erschrocken wie wir, als wir ihm ein paar Tage später von seinem unheimlichen Gast berichteten. Sie war wohl immer schon früh am Abend gekommen, hatte sich ein Getränk bestellt und dann den ganzen Abend unscheinbar in der Ecke gesessen.

Nachdem sie genügend Fotos zusammen hatte und auch bemerkte, dass ich mich als Kritiker von Smudos Frauen selbst ins Aus geschossen hatte, indem ich mich regelmäßig volllaufen ließ, hatte sie ihre eigene Chance genutzt. Sie hatte Smudo all das erzählt, was er hören wollte, hatte mich erfolgreich weggedrängt und von da an hatte ihr zunächst nichts mehr im Weg gestanden. Was sie allerdings sehr wohl gemerkt hatte, war, dass ich nicht von ihr begeistert gewesen war. Deshalb hatte sie auch alles daran gesetzt, dass sie mir immer unsympathischer wurde, sodass ich mich am Ende deshalb mit Smudo zerstreiten würde, was ja sogar beinahe geklappt hätte. Außerdem hatte sie ihre Psychospielchen weiter vorantreiben wollen, damit Smudo sie nie verlassen würde, egal wie ekelhaft sie sich ihm gegenüber verhielt. Wie tief Smudos Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl daraufhin gesunken waren, hatte ich ja selbst erlebt.

Ulis „Scherz" hatte sie nicht, wie wir bisher gedacht hatten, geglaubt, nein. Sie hatte die unverhoffte Situation genutzt, um Smudo im Nachhinein zeigen zu können, dass er ohne sie ein Nichts war und er sie unter keinen Umständen verlassen dürfte. Sie war sich zu diesem Zeitpunkt bereits zu hundert Prozent sicher gewesen, dass er sie zurückerobern wollen würde. Denjenigen, der hinter dem Schwulenclub – in dem man nebenbei gesagt wunderbar feiern konnte – Paparazzi gespielt hatte, hatte sie höchstpersönlich organisiert. Dass sie Smudo so abgefüllt hatte, dass am Ende dieses für ihn unvorteilhafte Foto entstanden war, war also ebenfalls alles geplant gewesen. Als ich das erfahren hatte, hatte ich erstmal eine Flasche Schnaps gesucht und einen ordentlichen Schluck auf den ganzen Schock getrunken.

Dass Smudo sie dann aber letztendlich doch verlassen hatte, hatte ihren ganzen Plan völlig durcheinander gebracht. Vor Wut hatte sich Miriam an die Presse gewendet, um es Smudo wenigstens heimzahlen zu können. Die erhoffte Wirkung war ausgeblieben, stattdessen hatten wir sie lächerlich gemacht. Ihr nächster Schritt war dann die Reaktion auf unsere für Miriam offensichtlich gelogene Aussage auf der Pressekonferenz gewesen. Sie wollte das Gegenteil beweisen, uns damit einschüchtern und uns schaden und stellte uns deswegen nach. Wenn sie nicht mit Smudo glücklich sein konnte, sollte Smudo auch nicht glücklich sein.
In den Urlaub war sie uns nicht gefolgt, aber unseren Umzug im Januar hatte sie mitverfolgt und uns regelrecht gestalkt. Mir wurde himmelangst, als ich erstens die Masse an Bildern und zweitens die zahlreichen Situationen sah, bei denen sie uns fotografiert hatte. Sie musste uns wirklich auf Schritt und Tritt gefolgt sein und wir hatten sie kein einziges Mal bemerkt. Vom gemeinsamen Verlassen der Haustür über das Spazieren im Park bis zu einem Kuss an unserem Küchenfenster war alles dabei.

Sie hatte uns alle hinters Licht geführt – in einem Ausmaß, das ich wirklich nie für möglich gehalten hatte. Es war von Anfang bis Ende nur Show gewesen, sogar, dass sie sich dumm gestellt hatte. Der einzige Fehler, der ihr unterlaufen war, war ihre private E-Mail-Adresse gewesen. Deren versehentliche Verwendung war ihr auf die Füße gefallen. Gott sei Dank, denn diese Frau war anscheinend zu allem fähig.

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Nicht dass ihr denkt, ich würde dieser ekelhaften Person das letzte Kapitel und den letzten Auftritt überlassen.
Morgen ist Finale! (Olé olé olé olé...)

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt