Guter Wille

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(Auf Wunsch einer einzelnen Dame... ;) Dafür wird das morgige Kapitel dann etwas kürzer.)
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„Also hilfst du mir?", fragte Smudo hoffnungsvoll und wischte sich mit dem Taschentuch die letzten Tränen aus dem Gesicht.
„Du kannst das doch einfach über Nash regeln. Bei der läuft bestimmt eh schon das Telefon heiß", meinte ich und lächelte ihm aufmunternd zu.
Irritiert erwiderte Smudo meinen Blick.
„Ja, also die hat mich schon viermal angerufen. Aber ich meinte doch Miri! Dass sie wieder meine... Freundin ist", stellte er klar.
Mein Gesichtsausdruck schien eindeutig zu sein, denn Smudo sagte:
„Bitte Michi! Ich meine es wirklich ernst mit ihr! Aber ich bin total aus der Übung, ich... ich brauche dich dafür. Du hast mir doch schon einmal geholfen."
Unschlüssig drehte ich den Kopf von ihm weg.
„Bist du dir da echt sicher? Dass sie die Richtige für dich ist?", hakte ich nach.
Ich fühlte mich mit einem Mal sehr unwohl in meiner Haut. Einerseits wollte ich Smudo die Bitte nicht abschlagen, andererseits sträubte sich alles in mir dagegen.
„Ich liebe sie", sagte er nur.
Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten.

Als wäre das Liebe. Als hätte sie auch nur das kleinste Interesse an Smudo als Person. Sie will im Mittelpunkt stehen, sie will Aufmerksamkeit, sie will von ihm auf Händen getragen werden. Wie egoistisch kann man bitte sein?? Und wie blind kann man sein, das nicht zu bemerken??

„Michi", sagte Smudo leise und griff nach meinem Handgelenk.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich in seine Augen. Er sah sehr aufgewühlt aus.
„Ich weiß, du magst sie nicht besonders. Aber du bist mein bester Freund. Ich würde dir auch helfen, wenn was mit Uli wäre", erklärte er und klang dabei sehr überzeugt von dem Gesagten.

Ich bezweifle, dass er mir helfen könnte, wenn was mit Uli wäre. Oder ist. A propos Uli, ich hab keine Ahnung, warum sie heute morgen so komisch drauf war...

Smudo am Boden zerstört zu sehen, war etwas, das mir wirklich im Herzen weh tat. Außerdem wusste ich ja selbst, wie hart einen Worte der Person, die man liebt, treffen konnten und wie sehr man sich danach sehnen konnte, dass sie diese Worte zurücknahm. Auch, wenn ich seine Olle alles andere als mochte, wusste ich deshalb genau, was in Smudo vorging.
„Ja. Ist gut. Ich helfe dir. Solange ich nicht selbst bei ihr klingeln und sie auf Knien anflehen muss, dass sie dich zurücknimmt, mach ich mit", überwand ich mich. Mein Bauchgefühl war bei diesen Worten jedoch alles andere als gut.
„Danke, Michi!", sagte Smudo.
Seine Augen funkelten nun wieder wie damals, als ich ihm auf Claudias Hochzeit die Krawatte gebunden hatte. Es ärgerte mich, dass sie wegen so einer grässlichen Person so hübsch funkelten.

Wenige Minuten später klopfte Thomas vorsichtig an der Tür. Ich wusste nicht, ob er und Andy schon länger hinter der Tür gestanden und nur gewartet hatten, bis sich die Lautstärke im Raum gesenkt hatte oder ob sie tatsächlich aus Zufall so ein perfektes Timing hatten. Die Hitze des Kaffees, den sie Smudo und mir mitgebracht hatten, ließ auf letzteres schließen.

„Also Männer, können wir dann dieses schreckliche Klatschblatt in den Mülleimer werfen und das machen, wozu wir hier sind?", fragte Thomas.
„Gern", seufzte Smudo und schnappte sich sofort die besagte Zeitung und stopfte sie in den Mülleimer neben der Couch.
„Wunderbar. Dann..."

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt