Mission accomplished

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„Ehepaar Beck ja, aber musst du so übertreiben, Michi?", fauchte sie mich an und lies meine Hand los, als wäre sie giftig, als wir eine ungestörte Ecke gefunden hatten und ich die Tür zu der kleinen Kammer hinter uns zu zog.
„Sorry, das war quasi Notwehr!", verteidigte ich mich.
„Also was ist? Warum zerrst du mich hinter dir her, als wäre ich ein Sack Kartoffeln?", verlangte sie zu erfahren.
„Hast du die Frau neben Smudo gesehen?", fragte ich ungeduldig.
„Äh... ja. Wenn du mich nicht weggezerrt hättest, hätte ich mich vielleicht auch mal mit ihr unterhalten können!", bemerkte sie mit einem missbilligenden Blick, woraufhin ich die Augen verdrehte. „Ja Michi, was ist mir ihr?", hakte sie nach und warf die Hände in die Luft.
„Das ist Miriam!"
„Ja und?"
„Du hast dich doch so aufgeregt, dass ich mehr Zeit mit Smudo verbringe als mit dir", begann ich, wurde jedoch von Uli unterbrochen.
„Ja zurecht!", warf sie ein.
„Kannst du mal zehn Sekunden die Klappe halten? Das ist wichtig!", bat ich sie.
„Gut. Erzähle."
„Ein bisschen was weißt du ja schon. Smudo war ein Häufchen Elend, als sich Petra von ihm getrennt hatte. Er hat mir leid getan. Der Typ brauchte wieder mehr Selbstbewusstsein und deshalb hab ich ihn jeden Abend mit in unsere Stammbar geschleppt..."

Flashback

„Man Michi, was sollen wir denn hier? Das ist doch Blödsinn! Ich will lieber wieder heim, bisschen zocken und gut", beschwerte sich Smudo immer noch, als wir die Bar betraten. Stoisch ignorierte ich das Gesagte und zog ihn mit mir an den Tresen. Dahinter stand Max, ein Bekannter von mir, und trocknete gerade ein Glas ab. Er nickte uns freundlich zu, als wir näher kamen.
„Michi, lange nicht gesehen! Was verschafft mir die Ehre? Oh und heute mal mit Smudo statt Uli unterwegs. Grüß dich!", begrüßte er uns, als wir uns auf die Barhocker setzten. Smudo presste die Lippen aufeinander und nickte ihm zu.
„Hi Max! Heute ist ein besonderer Tag! Wir haben eine Mission zu erfüllen!", sprach ich feierlich.
Max verstand überhaupt nichts, woher auch.
„Weißt du, mein Kumpel hier ist seit ein paar Wochen wieder auf dem Markt, wenn du verstehst, was ich meine. Aber anstatt diese Gelegenheit zu nutzen, verbringt er seine wiedergewonnene Freiheit lieber zuhause mit Chips und seiner PlayStation. Und wir beide, wir werden das ändern!", teilte ich ihm mit.
„Für einen glücklich verheirateten Ehemann hast du eine ziemlich negative Einstellung zu Beziehungen...", murmelte Smudo.
„Ach papperlapapp. Wenn du eine Beziehung willst, musst du natürlich vorher erstmal single sein! Ohne neue Singles keine neue Beziehungen, ja? Aber damit du nicht wieder so einen Reinfall erlebst wie mit deiner Ex, musst du dir doch erstmal einen Überblick verschaffen! Nachdem ich dich jetzt zum Frisör geschleppt habe, dir neues Duschbad, Parfum sowie Aftershave besorgt habe, mit dir Klamotten gekauft habe und man dich wieder unter Leute lassen kann, geht es nun zum nächsten Schritt und deshalb sind wir hier!", erzählte ich begeistert.

Smudo wirkte wenig überzeugt von meinem Plan.
„Michi, wer soll mich denn haben wollen? Wir sind beide über 50, unsere wilden Jahre sind vorbei! Und auch, wenn meine Haare jetzt wieder mehr Form haben, die Platte hinten und die hohe Stirn bleiben. Wenn du mir diesen Vorschlag vor 20 Jahren gemacht hättest, ja dann...", grummelte Smudo vor sich hin.
„Smu, du musst mir schon eine Chance geben! Außerdem bist du der ehrlichste, freundlichste, hilfsbereiteste, ruhigste, lustigste und überhaupt der beste Typ, den ich kenne. Wer dich nicht zu schätzen weiß, so wie Petra, der ist selber Schuld. Und wenn du keine mehr abkriegst, wer dann?", redete ich mich richtig in Rage und strahlte Smudo an. Dieser hingegen schüttelte den Kopf und wendete sich Max zu.
„Ein kleines Bier hätte ich gern, wenn ich denn schon mal hier bin", meinte er und Max machte sich sogleich an die Arbeit.

„Komm schon, Smudo! Es muss doch nix bei rumkommen, nur ein bisschen Spaß. Das hat noch keinem geschadet!", beharrte ich auf meiner Idee.
„Ach Michi, das bringt doch nix. Ich werd nur Abfuhren bekommen, da bin ich jetzt auch nicht unbedingt scharf drauf", maulte Smudo.
„Du siehst das zu pessimistisch, du...", begann ich, doch in diesem Moment wurde meine Aufmerksamkeit von zwei hübschen Frauen abgelenkt, die sich ebenfalls an die Bar gesetzt hatten. Ich schätzte die beiden auf Anfang Dreißig. Eigentlich zu jung für Smudo, aber auch eindeutig zu heiß, um sich die Chance entgehen zu lassen.

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt