Lesenacht 3/5
Die Haustür wird von meiner Mutter geöffnet, da ich wieder einmal meine Schlüssel vergessen habe. Ihr Gesicht erhellt sich sofort, als sie Azem erblickt und ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen.
»Ach mein Sohn, du bist ja auch da«, winkt sie ihn herein. »Komm, komm. Efe ist auch da.« Azem nickt lächelnd und betritt nach mir das Haus.
Wow, also mit so einer Reaktion von ihr habe ich nicht gerechnet. Ich dachte sie würde ihm jetzt auch eine Standpauke halten, damit es nicht wieder vorkommt, dass er mich einfach Mal mitten in der Nacht nach draußen bestellt.
Er reicht ihr die Hand und meine Mutter erwidert glücklich seinen Händedruck. Ok, was soll das? Wieso ist sie bei mir eine beleidigte Leberwurst und bei ihm nicht? Wegen ihm war ich doch die Nacht weg!
Ungerecht. Ehrlich.
»Ich habe laz böreği mitgebracht«, (Pudding in Blätterteig, so ähnlich wie Baklava) hält Azem meiner Mutter die Tüte entgegen. »Das war doch gar nicht nötig, mein Sohn«, freut sie sich mega darüber.
Nach der Arbeit sind wir noch kurz zu ihm gefahren, weil er sich noch umziehen wollte. Die Köchin hat Azem was davon eingepackt, da er auch etwas für uns mitnehmen wollte. Ich habe natürlich die ganze Zeit im Auto gewartet.
Irgendwie wollte ich Mikail nicht sehen, da es mir schon recht unangenehm ist. Er weiß, dass ich die Nacht bei ihnen verbracht habe und wer weiß was er sich ausgemalt hat.
Nachdem wir unsere Schuhe und Jacken ausgezogen haben, betreten wir das Wohnzimmer. »Oho, ortak«, (Partner) ruft Efe und steht auf. Sofort geben sie sich einen Handschlag und umarmen sich brüderlich.
»Prinzessin«, widmet sich mein Schwager an mich und wuschelt mir durch das Haar. Ich werfe ihm nur grimmige Blicke zu, weil ich es hasse, wenn man auf diese Art und Weise meine Haare anfasst. Er hebt nur grinsend seine flache Hand in die Höhe und ich schlage bei seinem High five ein.
Meine Schwester ignoriere ich, da wir uns ja sowieso jeden Tag sehen. Azem gibt auch ihr, wie meiner Mutter, die Hand und dann setzen wir uns auf die Couch. Azem wie immer neben mir.
»Mädels, ab in die Küche mit euch.« Seufzend stehen meine Schwester und ich wieder auf und verschwinden in der Küche. Sie schließt die Tür hinter sich, während ich den türkischen Kaffee aus dem Schrank hole.
»Hau schon raus, Mädchen!«, flüstert sie. »Du hast also bei Azem übernachtet?« Ich verdrehe die Augen. Warum verbreitet sich das alles so schnell? Ich bin mir sicher, dass meine Mutter auf jeden Fall nichts gesagt hat.
Mira oder Enis! Einer der beiden Ratten war es auf jeden Fall! Mira muss es von Enis wissen, da sie ja immer noch diese blöde WhatsApp Gruppe haben.
»Keine Ahnung was ihr euch alles so ausgemalt habt, aber vergisst es! Ich habe nur meine Schlüssel vergessen und hatte keine andere Wahl, als bei ihm zu übernachten.« Sie holt die kleinen Kaffeetassen aus dem Schrank herunter.
DU LIEST GERADE
Only a fool - I
RomanceNur ein Idiot -dachte sie sich. Aber sie hätte ja nicht erahnen können, dass sie sich ausgerechnet in den bekannten, erfolgreichen Idioten, der dazu noch total arrogant und abgehoben ist und dem sie seinen Espresso über den Kopf geschüttelt hat, ver...