In der Uni konnte ich mich gar nicht auf die Vorlesungen konzentrieren und frage mich deshalb, wieso ich überhaupt hier bin. Meine Gedanken kreisen sich sowieso nur um Azem und da hätte ich auch ruhig alles von zu Hause aus verpassen können.
Aber Jungkook hätte mich deswegen umgebracht. Er hasst es nämlich sehr, wenn ich die Uni schwänze und zu Hause bleibe. Aber ich denke er hasst es nur, weil er außer mir dann keinen hat.
Und auch jetzt, nach der Vorlesung, gehe ich gar nicht auf sein Gespräch ein und das nervt ihn tierisch. Bei seinen Fragen, wie es in Berlin war, wende ich mich von ihm ab und gehe schneller, um nicht darauf antworten zu müssen.
Ja, ich weiß, es ist ziemlich scheiße von mir, aber ich will nicht darüber reden. Wenn Jungkook seine Meinung dazu äußert, bringt mir das auch nicht viel. Wenn ich nicht Mal von seiner Mutter richtige Antworten bekommen habe...
»Du blöde Kuh kannst nicht vor mir abhauen!«, ruft er mir hinterher. »Ich haue nicht vor dir ab«, betrete ich die Mensa und er folgt mir. »Sieht man ja«, nuschelt er zischend und greift beleidigt nach einem Tablett.
Auch ich nehme mir ein Tablett zur Hand und wähle mein heutiges Essen. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger, aber weil Azem heute wieder zurückkommt, will ich nicht so krank wirken.
Er soll nicht sehen, wie sehr seine verantwortungslose Entscheidung, ohne mir richtig etwas zu sagen und zu gehen, mich kaputt gemacht hat.
Ich will frisch wirken, nicht mehr so abgemagert und blass im Gesicht. Und ich werde ihm definitiv eine reinhauen!
Ehrlich jetzt, hat er denn wirklich kein bisschen an mich gedacht? Als ob er nicht geahnt hätte, dass ich dahinter komme. Idiot! Ich bin seine Freundin, die ihn wirklich liebt!
Ich will ihm beistehen, für ihn da sein, wenn es ihm Mal nicht so gut geht. Ich will mich um ihn kümmern und zusehen, dass er wieder gesund wird. Und will nicht ahnungslos dastehen und nichts machen können.
Mit seinem Studentenausweis bezahlt Jungkook unser Essen. »Danke«, kommt es nur von mir und ich stelle mich neben ihm, als er stillschweigend einen Platz sucht.
»Alles ist besetzt«, schaut er durch die ganze Mensa und dann blickt er über seine Schulter zu mir herunter. »Außer der Tisch bei Melek.«
Mein Blick schweift zu ihr rüber und tatsächlich sitzt sie alleine am Tisch. Ihr Teller steht leer neben ihr, während sie Kopfhörer aufgesetzt hat und über ihren Unterlagen gebeugt da sitzt und ihre Umgebung ausblendet.
Seit Esma und die zwei anderen nicht mehr da sind, ist Melek so anders. Sie ist irgendwie ruhiger geworden, sieht nicht mehr so fürchterlich aus wie davor.
Denn sie hat sich komplett verändert. Sie schminkt sich viel weniger, trägt nicht mehr so freizügige Kleider und trägt auch keine Extensions mehr. Ihre schulterlangen Haare hat sie lässig nach hinten gebunden.
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Only a fool - I
RomanceNur ein Idiot -dachte sie sich. Aber sie hätte ja nicht erahnen können, dass sie sich ausgerechnet in den bekannten, erfolgreichen Idioten, der dazu noch total arrogant und abgehoben ist und dem sie seinen Espresso über den Kopf geschüttelt hat, ver...