16.Kapitel

185 10 3
                                    

Andreas:

Ich folgte meinem Vater in den Werkkeller. Er war abwesend an mir vorbei gelaufen als er von Chris wiederkam. So kannte ich meinen Vater bisher noch nicht. Da war was vorgefallen und ich wollte wissen was es war. Da war ich mir ganz sicher. Auch meine Mutter war ganz komisch als sie zurück war. Sandra wollte bei Mama was in Erfahrung bringen und ich ging meinem Vater nach.

Ich fragte ihn warum Mama und er so betroffen wieder kamen und ob das mit Chris zu tun haben würde. Er schüttelte den Kopf und begann etwas vom Thema ablenkend zu arbeiten.

Andreas:
Papa rede bitte mit mir. Was ist los? Mama ist oben auch total fertig.
Werner:
Das hat nichts mit Christian zu tun. Ich konnte ihn nicht holen weil ich einen Arzttermin hatte, der aber anders ausgegangen ist wie ich es mir gedacht hatte. Ich hatte es Mama während wir zurückgefahren sind schon gesagt, weil sie mich gelöchert hat und keine Ruhe gegeben hat. Bitte frag jetzt nicht weiter nach. Ich sage es euch erst wenn Christian auch wieder zu Hause ist. Ich kann das nicht noch ein paarmal sagen. Mach Dir keine Sorgen.
Andreas:
Jetzt mach ich mir erst recht welche.
Werner:
Bitte es ist alles in Ordnung.
Andreas:
Das seh ich.

Mein Vater arbeitete akribisch an einem Aufbau für eine meiner Illusionen weiter, die ich für die anstehenden Meisterschaften brauche weiter.
Ich merkte das aus ihm jetzt nichts rauszukriegen war und gab mich erst mal geschlagen. Als ich ging schaute er mir noch mal kurz nach. Er merkte das mich dieses Gespräch grade extrem beunruhigte und als ich in die Küche ging um nach Mama zu sehen war dort genauso eine gefräßige Stille wie unten bei Papa im Keller. Meine Mutter versuchte ihre Tränen vor mir zu verbergen doch ich hatte sie schon längst gesehen. Ich ging auf sie zu und schloss sie in meine Arme und warf flüchtig einen Blick zu Sandra die auch nur den Kopf schüttelte, weil sie nichts rausbekommen hatte.

Andreas:
Mama was ist hier los? Du bist total verweint und Papa sagt mir auch nichts bevor Chris aus dem Krankenhaus raus ist.
Marlene:
Papa wirds euch schon noch sagen, was los, akzeptiere das jetzt erstmal bitte. Ich hab Papa versprochen das ich es ihm überlasse was er euch wann sagen will. Bitte lass es jetzt erst mal gut sein. Bitte.!!
Andreas:
Wie ihr wollt.

Ich machte mir auch weiterhin so meine Gedanken. Er hatte in letzter Zeit schon stark abgenommen und war häufig blass und seine körperliche Kondition hatte stark nachgelassen. Ob Papa vielleicht schwerer krank ist als er es uns sagte? Mama hatte ihn dazu gedrängt sich untersuchen zu lassen und gestern sollte er die Ergebnisse bekommen. Jetzt waren meine Alarmglocken richtig auf Alarm, als ich ihn dann so beim Essen in mich hinein beobachtete.

Etwas später ging bei Mama das Telefon. Es war Frank am Telefon, der uns sagen wollte das es Toni wieder besser ging und sie morgen wieder zu Chris wollte um ihn zu besuchen. Sie wollte wissen ob wir sie wieder mitnehmen könnten, weil sie ja kein Auto hatte. Frank wird sie ehe er zur Arbeit fährt dann bei uns absetzen. Das war auch ok.

So verbrachten wir alle einen ruhigen Abend. Die Stimmung war noch immer gedrückt und ich servte mit meinem Laptop immer noch in Ruhe weiter. Ich hatte so langsam eine Ahnung was mit Papa los sein könnte, aber ich wollte es nicht wahr haben das es vielleicht so sein könnte. Fest stand das Papa gestern eine schlimme Nachricht bekommen hatte, an der er auch zu knabbern hatte. Das wird für mein Bruder dann der nächste Schock werden wenn er dann wieder zu Hause ist.

Das ich mit meiner Vermutung aber recht haben würde, sollte ich schon in ein paar Tagen mit Chris zusammen erfahren und das wird unser aller Leben in naher Zukunft mit verändern.

Ich schlief heute Nacht ziemlich unruhig. Zu wissen das mein Bruder im Krankenhaus liegt und das keiner von uns wirklich weiß wie lange, machte mich nervös. Ich hoffte natürlich das der nächste Tag bessere Nachrichten für uns parat haben würde und das es Chris besser gehen würde und wir ihn vielleicht wach sehen werden. Das wäre für uns alle die Ablenkung die wir alle brauchen, um uns davon ab zu bringen das es unserem Vater nicht so gut geht. Antonia hatte das schon sehr hart getroffen, grade weil sie in diesem schlimmen Moment wirklich dabei war und das auch verarbeiten musste. Aber das Frank uns Bescheid gegeben hatte das sie heute mit zu Chris wollte ließ darauf schließen, dass es ihr wieder besser ging. Wenigstens einem von uns. Davon was Papa uns noch offenbaren würde, hatte sie auch noch keine Ahnung. 

So gegen 10 Uhr sind wir zu Chris losgefahren. Ich hatte heute irgendwie trotz der ganzen Situation zu Hause ein besseres Gefühl als gestern Abend.

Wir kamen bei ihm am Zimmer an und sahen von außen durch die Scheibe das er wach war. Sandra ihre Augen strahlten vor Freude und sie war kaum zu halten zu ihm rein zu können. Ich schickte aber erst mal Toni zu ihm rein, denn ich wollte Sandra noch bitten ihm von den Gesprächen mit unseren Eltern nichts zu sagen. Er soll sich jetzt erst mal darauf konzentrieren wieder gesund zu werden. Was wir später noch von Papa erfahren sollen, davon soll Chris jetzt noch nichts wissen und deshalb bat ich sie, es erst mal für sich zu behalten. Sie nickte mir zu und beobachtete die beiden weiter durch das Fenster.

Chris hatte noch immer viele Kabel an sich und es liefen auch weiterhin Infusionen in seine Adern, aber alles unter der strengen Beobachtung der Monitore die alles genau aufzeichneten. Er hatte zusätzlich Sauerstoff in der Nase und atmete  auch noch etwas schwer. Scheinbar war er noch nicht so lange wach. Aber das ist egal. Hauptsache er war auf dem Weg der Besserung.

Nach gut 15 Minuten kam Toni raus und verabschiedete sich von uns. Sie hatte ihm erzählt wie knapp das gestern war, was ihn natürlich nachdenklich stimmte. Er sah von drinnen zu uns nach draußen und merkte, dass auch wir nachdenklich waren. Nur wusste er nicht den wahren Grund dafür und das soll auch erst mal so bleiben. Ich konnte mir ein paar Tränen der Erleichterung nicht verkneifen und ging zu ihm rein. Während Sandra vor der Tür weiterhin alles im Auge behielt. Ich setzte mich zu ihm und sah ihn an. Die ersten Minuten sagten wir nichts doch dann fand ich den Mut ihn zu fragen wie es ihm heute geht.

Andreas:
Wie geht's Dir heute?
Chris:
Das atmen fällt mir noch schwer, wie solls einem gehen wenn man grade dem Tod von der Schippe gesprungen ist?.
Andreas:
Hat Dir Toni alles von gestern erzählt?
Chris:
Ja, hat sie und das Sandra bei mir war. Sie ist hier. Wie schön.
Andreas:
Sie wartet draußen und bleibt noch bis morgen Abend. Papa findet sie übrigens sehr nett. Die beiden haben sich sofort gut verstanden. Sie hat ihm auch von deiner Leidenschaft erzählt und Papa hat schon eine Ahnung das Du auch hinschmeißen wirst. Aber ich greife Dir da nicht vor Bruderherz. Das kannst Du ihm schön selber sagen. Ich musste da auch durch und mein Kopf ist noch dran. Sie wollte Dich gestern mit einem Besuch überraschen und war nachdem Sie erfahren hatte das Du hier liegst vollkommen fertig. Sie kommt gleich zu Dir.
Chris:
Denkst Du jetzt anders über sie?
Andreas:
Ja. Sie liebt Dich wirklich. Das spürt man. Weißt Du schon welches Medikament Dich so in Lebensgefahr gebracht hat? Das war echt eng Christian.
Chris:
Noch nicht genau, aber sie haben eine Vermutung und meiden es erst mal. Ich hab keine Luft mehr gekriegt. Ich hab gedacht ich würde ersticken.
Andreas:
Hat Toni Dir eben gesagt das sie auch einen Schock hatte und das sie deswegen ein Beruhigungsmittel bekommen hat? Ich hab sie noch nie so fertig gesehen. Diesen Schnitt im Notfall setzen zu müssen fand sie schon bei anderen Patienten schlimm, aber das mal bei dir miterleben zu müssen und dem Arzt dabei helfen zu müssen, war zu viel für sie.
Chris:
Sie konnte nicht viel sagen, sie war immer noch fast den Tränen nah. Ich hab nur wahr genommen wie sie sich das Pflaster an meinem Hals angesehen hat und ihr alles wieder hoch gekommen war. Die Wunde ist heute früh verschlossen worden, aber Schmerzen hab ich trotzdem noch.  Ich werde auch noch bis morgen hier bleiben müssen bevor ich wieder auf die andere Station zurück komme. Der Schlauch muss ja am Fuß noch raus. Wenn dann da alles ok ist kann ich 2 oder 3 Tage später gehen.
Andreas:
Du kannst dann erst mal zu Mama und Papa kommen bis Du wieder zu Dir zurück kannst. Bis die Fäden gezogen werden bleibst Du auf jeden Fall hier bei uns. Wenn Du wieder zu Dir willst, kannst Du erst mal Mamas Wagen nehmen. Der hat Automatik.
Chris:
Mal sehen. Bis dahin ist ja noch Zeit. Bin mit dem Fuß für die nächsten 6 Wochen erst mal weg vom Fenster in der Schule. Kannst Du da Montag bitte Bescheid geben?
Andreas:
Mach ich. Wenn Sandra das machen würde, wärt ihr sofort aufgeflogen. Sie fährt morgen Abend wieder nach Hause. Sonst würde das definitiv auffallen wenn sie dann auch fehlen würde.
Chris:
Ich hatte mir das alles anders vorgestellt.
Andreas:
Das glaub ich Dir. Halt die Ohren steif.

Ich drückte meinen Bruder noch mal so gut es ging und tauschte den Platz mit seiner Herzdame, die schon sehnsüchtig vor der Tür wartete.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt