166.Kapitel

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Chris:

Ich hatte in der Woche, in der ich nach der Herz-Op auf der Intensiv lag wenig Schlaf, weil ständig irgendwas piepte, oder irgendjemand an mir irgendwas einstellte, wechselte oder klebte. Mir ging es zwar anfangs noch nicht so gut, weil ich zwischendurch schon starke Schmerzen in der Brust hatte, aber es wurde schon allmählich besser.

Ich hasse nach wie vor Krankenhäuser und ich kann es immer noch nicht ertragen, wenn jemand fremdes an meinem Intimbereich Hand anlegen muss, außer meiner Herzdame die das aus Liebe darf. Aber es muss ja sein, denn es muss alles gut gepflegt sein, das sich nichts entzündet. Ich kann es eben auch nicht vergessen das ich immer noch bekannt bin und ich nicht weiß was alles nach außen getragen und gesagt wird. Viele wissen auch wer wir privat sind und wollen damit prahlen das sie es wissen und wie nah sie an uns dran waren. Diese Angst schwingt besonders bei mir natürlich immer mit und führt dazu das man selber alles genauer beobachtet und danach handelt. Es ist für mich schon noch ungewohnt, die riesige Narbe zu sehen und zu wissen das ich die mein restliches Leben haben werde.

Grade nachdem was wir wegen Alida haben mitmachen müssen, ist das Vertrauen zu vielen Leuten, die wir für gut und gerecht hielten einfach weg. Nicht zuletzt haben mich ja auch die Sicherheitsleute bei mir zu Hause im Stich gelassen, was auch zu Anzeigen von Uns geführt hatte. Die Polizei hatte währenddessen ermittelt das sie diese Personen bestochen hatte und sie mit Sexvideos abgelenkt hatte. Es waren Bekannte von ihr, die sie sehr genau kennt und sie weiß wie die Leute reagieren und wie ablenkbar sie sind. Sie wusste genau das sie eher auf die Videos reagieren als mich zu schützen, denn so würde ich wenn es mal hart auf hart kommen würde trotz allem alleine da stehen. Natürlich hat sie sich das nicht anmerken lassen, weil sie andere Argumente für sich hat sprechen lassen, was auch die von der Polizei beschkagnahmten Videos deutlich bewiesen hatten. Sie hat die Leute die es eigentlich sein sollten abkomandiert und fürs Schweigen mit Geld bestochen. Wie kann man nur so eiskalt sein.

Meine Beine heilten auch langsam ab, was das ganze etwas erträglicher machte, das ich nicht mehr eine komplette Baustelle war. Dadurch hatte ich immer noch den schweren Unfall von Melanie im Kopf, was mir jedes mal, wenn ich daran dachte, mein Herz, was grade repariert wurde, vor Kummer wieder sehr schwer macht.

Ich möchte sowas nicht noch mal miterleben müssen. Ich würde alles für meine Familie tun und das weiß Alida auch. Das mit ansehen und anhören zu müssen hat sich tief bei Andreas und mir in den Köpfen eingebrannt und er genauso wie ich müssen das aufarbeiten. Sie hat uns verfolgt, gestalket und sie hat uns schwer verletzt. Sie sitzt seitdem in Haft und wird angeklagt. Fest steht das sie nie wieder in Freiheit kommen wird. Das hat uns die Staatsanwaltschaft schon vorab gesagt, um uns beruhigen zu können. Ich hab inzwischen den kleinen schon öfter gesehen. Melanie lässt immer kleine Videos machen, damit ich ihn immer mal sehen kann. Ich weiß nicht was ich gemacht hätte wenn einer der beiden, oder sogar beide durch den Unfall gestorben wären. Nur gut das mich Andreas immer wieder auf Kurs bringt, damit ich nicht verzweifle und mir zu viele Gedanken mache. Sie ist mein Leben und das hat lange genug gedauert bis ich mir das eingestanden habe. Das bleibt aber nicht aus wenn man fest im Bett liegen muss, weil der Brustkorb wieder zusammen wachsen muss. Da denkt man eben über vieles nach. Wie konnte ich mich so in den Leuten täuschen, dass ich das nicht erkannt habe? Immerhin hat die Presse etwas wieder gut gemacht, indem sie Alida durch die Berichterstattung schnell gefunden haben. Da sieht man mal, wie gut die vernetzt sind.

Ich hatte mit meiner Mutter über das Thema verheimlichter Herzklappenfehler noch so einige Gespräche, nachdem sie bei ihrem ersten Besuch vor die Tür verwiesen worden war. Ich musste mir schon immer durch die Presse wegen meiner Figur einiges anhören, weil ich wohl für manche zu schlank bin. Ich bin weder Magersüchtig noch hungere ich bewusst. Im Gegenteil. Wir ließen uns die Ruhe, ganz ohne Stress, denn sonst lief sie wieder Gefahr, gehen zu müssen und ich wollte das gerne geklärt haben, warum sie es mir verheimlicht hatte. Zeit hatten wir ja genug, denn aufstehen durfte ich nicht.

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