53.Kapitel

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Andreas:

Ich hatte es kommen sehen, so wie mein Bruder heute während der ganzen Show drauf war. Er hatte oft Liebeskummer, aber das hier war mit nichts bisher vergleichbar und er sah  seine ganze Zukunft dahin schwimmen und das machte ihm schwer zu schaffen. Chris war nicht bei der Sache und das kannte ich selten von ihm. Sandra hatte ihm grade sehr weh getan und ich spürte es auch, wie in ihm alles zerbrach weil Sandra ihm nicht vertraute, obwohl sie alles von Anfang an miterlebt hatte und sie sich sicher sein konnte das er nie fremd gehen würde. Er würde sie nie betrügen, denn mein Bruder ist die treueste Seele die es gibt und wenn er schwört ,,Bis das der Tod uns scheidet", meint er es auch so und zwar unwiderruflich. Und ihm das vor einer Show an den Kopf zu knallen, wo sie genau weiß das wir einige gefährliche Nummern haben, war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Aber so war es nun mal. Wir mussten jetzt nicht nur Chris seine Ehe retten, sondern auch unsere Karriere, die sie so leichtfertig mit ihrer Eifersucht aufs Spiel gesetzt hatte. Die Presse war sofort hellhörig geworden und ich konnte mir schon denken was wir demnächst für Schlagzeilen lesen müssen. Und was wir nicht schaffen wird Theresa in den Medien retten müssen. Aber das wird in nächster Zeit unser kleinstes Problem sein.

Der Monstertruck blieb für heute nun doch im Programm. Wir hatten die Probleme mit der Schaltung hinbekommen und so kündigten wir ihn wie sonst auch an. Ich hoffte so das Chris seine Fassung heute Abend hielt, aber ich sah ihm an das er schwer kämpfte. Denn heute stand sein privates Glück auf der Kippe und meinem Bruder wurde das mit jeder Minute die weiter verging immer mehr klar. Ich war gezwungen ihn hier zu halten, denn sonst wären viele Fans bitter enttäuscht und Chris wusste das auch, aber innerlich war ihm das grade egal was jetzt hier auf der Bühne passierte. Er wollte nur noch zu ihr. Ich konnte das schon verstehen, aber wir waren grade nicht nur den Fans verpflichtet, sondern auch dem Veranstalter.

Die Personen die die Frisbee gefangen hatten, waren nun auf dem Weg und der Monstertruckzauber ging seinen Gang. So wurde aus einem kleinen Spielzeug ein riesiger Monstertruck, der sich unter einem Tuch von klein zu groß verwandelte und bei groß und klein erstaunen auslöste, wie so etwas nur möglich sein kann. Das Highlight war bisher immer wenn ich den Motor in der Fahrerkabine aufheulen ließ und ihn leicht anfuhr. Doch heute hatte er in den Proben ein paar Probleme. Die Gangschaltung klemmte etwas, so das ich nicht richtig anfahren konnte. Nach einer Kontrolle, woran es gelegen haben könnte und nach weiteren Proben, schien alles wieder zu funktionieren. Ich hatte grade heute nach Sandras Auftritt vor der Show Angst davor, dass Chris auf das Dach kletterte. Jedoch hatte er bisher immer guten Halt dort oben.

Aber heute war alles anders. Er hatte überhaupt keinen Spaß an der Sache so wie sonst und das spürte ich selbst in der Fahrerkabine mehr wie deutlich. Ich versuchte anzufahren, doch es ging nicht. Ich probierte es einige male vergeblich, bis er sich doch dann etwas ruckhaft nach vorne bewegte. Ich sah sofort nach, ob Chris sicheren Halt auf dem Dach hatte. Aber ich sah ihn nicht mehr. Im selben Moment bemerkte ich wie die Leute die jetzt grade auf der Bühne waren schrien und nur noch ,,Oh mein Gott" raus brachten, während sie geschockt hinter den Monstertruck schauten. Mir war sofort klar das etwas furchtbares passiert war. Die Technik schrie energisch ,,Sofort Vorhang runter".

Die Fans im Publikum hörten auch meine angstvollen Rufe und dementsprechend brach grade in den vorderen Reihen in der Halle Panik aus. Alle hatten es gesehen, dass Chris mit der schweren Fahne die er in der Hand hatte, durch den Ruck das Gleichgewicht verloren hatte und hinter dem Monstertruck runter gestürzt war. Egal wo ich hinsah, sah ich in erschütterte und geschockte Gesichter bis ich realisiert hatte, dass Chris schwer gestürzt war und ich ihm im Moment nicht helfen konnte, weil ich da selber erst mal runter musste. Sie hielten sich vor Entsetzen die Hände vor den Mund und unterdrückten sich Tränen, weil sie dachten das Chris den Sturz aus so großer Höhe nicht überlebt hatte. Für den ersten Moment sah es auch wirklich so aus, aber ich hoffte innerlich auf die Hilfe von Papa und ich betete dafür, das er noch lebt.

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