Andreas:
Meine Mutter ließ mir die Zeit und wartete ab bis ich anfing zu reden und nachdem ich fertig war sah sie mich genauso geschockt an wie ich eben den Arzt, denn ihr wurde auch sofort bewusst was wir Chris gleich zumuten müssen, aber er muss es erfahren. Besser von uns wie von jemand anderem.
Doch dass es da schon zu spät war wusste ich als wir rein gingen und uns zwei Polizisten entgegen kamen die das Krankenhaus am verlassen waren. Es konnte aber auch Zufall gewesen sein und sie kamen von wem anderes. Ich hatte grade böse Vorahnungen die sich wohl auch in den nächsten Minuten bewahrheiten werden. Meine Schritte wurden schneller und Mama sagte nur noch ,,Oh nein, hoffentlich nicht". Auch sie lief mir nun schneller hinterher, bis sie mich zum anhalten aufforderte. Ich blieb auch stehen, obwohl mein Herz mir eher sagte ,,Lauf weiter und beeil dich". Wir waren beide vor der Station stehen geblieben und waren total außer Atem. Jeder von uns brauchte einen Moment um sich wieder zu beruhigen und um zu überlegen wie wir es Chris am besten sagen wollen. Ich sah schon durch die Tür das in der Station ziemlich Hektik war und ich vermutete dass das mit Chris zusammenhängen könnte. Meine Mutter hielt mich aber am Arm fest und sagte
Marlene:
Bleib hier. Selbst wenn sie grade bei ihm sind ist er gut versorgt. Sie achten drauf das ihm nichts passiert. Ich weiß das du jetzt unbedingt zu ihm willst aber wir müssen jetzt klug sein und gut nachdenken was wir tun. Ich habe eine Idee. Hol du die kleine zu Chris wenn es möglich ist. Das wird ihn etwas ablenken.
Andreas:
Ob das so eine gute Idee ist? Ich weiß es nicht, er ist der Meinung das sie nicht von ihm ist und er wird sie so lange nicht annehmen bevor er es sicher weiß. Er wird einen Test machen und bevor das Ergebnis nicht da ist wird er sich auch nicht über sie freuen können. Das wird ihn dann nur noch mehr an Sandra erinnern. Hoffentlich wirft ihn das nicht noch mehr aus der Bahn. Die Scheidung hatte ihn schon ziemlich mitgenommen. Jetzt noch erfahren zu müssen das sie tot ist? Sie war Chris seine große Liebe auch wenn ich immer anderer Meinung war was sie betrifft. Das hatte sie nicht verdient.
Marlene:
Papa dachte darüber aber so wie es aussieht anscheinend etwas anders. Manche nennen es Schicksal andere nennen es gerechte Strafe. Was trifft hier zu?
Andreas:
Sie schien es zu wissen. Aus welcher Quelle auch immer. Es ändert jetzt aber auch nichts mehr daran das sie nicht mehr lebt und Louisa und Fabi ohne ihre Mutter aufwachsen müssen. Auch wenn sie bei uns in der Familie bleiben und Chris sie aufziehen muss, ist es nicht das selbe Mama. Das weißt du. Wir waren älter als Papa gestorben ist. Die zwei sind noch klein und wer weiß ob Chris das schaffen wird, auch wenn wir ihm helfen und er nicht in dem Zustand ist so wie jetzt. Ich muss zu ihm. Ich spüre es wie schlecht es ihm geht Mama.
Marlene:
Hol die kleine bitte. Vertrau mir. Ich gehe schon mal vor und warte bei ihm auf Dich.
Andreas:
Ok bis gleich.Ich war mir sicher das Mama sich etwas dabei gedacht hatte, was mir vielleicht grade gar nicht in den Sinn kam. Also ging ich zur Kinderstation und fragte bei einer der Schwestern ob ich die kleine mit zu ihrem Vater nehmen kann. Sie bewilligte es auch und begleitete mich mit ihrem kleinen Wagen in dem sie gut eingemummelt lag und schlief. Kurz bevor wir bei Chris ankamen öffnete sie kurz die Augen, sah mich mit ihren großen Kulleraugen an und schief weiter. Sie hat die Augen von Sandra und Chris seinen verschmitzten Blick. Echt gelungen.
Bei Chris angekommen stand meine Mutter unerwartet vor der Tür und lief hektisch vor dem Zimmer immer den Flur auf und ab. Sie vergrub immer wieder ihr Gesicht in ihren Händen und signalisierte mir damit das irgendetwas schief gegangen war. Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Meine Blicke fielen dabei auch gleich mit ins Zimmer um rein zu schauen aber es war alles abgeriegelt. Die Schalousien waren zugezogen und so konnte ich nichts sehen. Als meine Mutter aber die kleine sah, wie sie schlafend in ihrem Bettchen lag und vor sich hin schlummerte wurden ihre hektischen Bewegungen weniger und sie wurden weicher. Sie sah sich die kleine an und man konnte förmlich sehen wie ihr das Herz als Oma aufging. Sie streichelte ihr das kleine Gesichtchen, aber sie reagierte nicht, weil sie anscheinend fest schlief. Original Chris noch mal. Eine kleine Langschläferin. Nach fast 10 Minuten ging die Schalousie wieder hoch und es kamen zwei Polizisten aus seinem Zimmer raus. Sein behandelnder Arzt war aber noch bei ihm drin und wir konnten sehen wie er etwas an seinen Infusionen einstellte. Mir schien es von außen als ob er ihm ein Beruhigungsmittel gegeben hatte, denn mein Bruder war alles andere als aufgeregt, als wie ich es erwartet hätte.
Die Polizisten entdeckten uns mit der kleinen und kamen auf uns zu. Sie fragten uns ob wir zu Christian Reinelt wollten, was wir auch bejahten. Sie sagten uns das er nicht ansprechbar war und sie noch mal vorbei kommen werden. Wir sagten ihnen das wir schon wegen dem Unfall Bescheid wissen und das ich Sandra schon identifiziert habe. Einer der beiden sah uns verwundert an und fragte woher wir das wussten. Ich gab ihm zur Antwort das uns der Notarzt informiert hatte. Sie sahen auch in das Bettchen und lächelten als sie auch im Schlaf leicht lächelte. Mir war das natürlich auch nicht entgangen, also stellte ich sie ihnen vor. Ihre Stimmung wechselte schlagartig, als ihnen klar wurde das Louisa grade ihre Mutter verloren hat und man merkte ihnen das auch an das sie das genauso getroffen hatte als sie das Kind sahen. Sie wechselten schnell wieder das Thema und verabschiedeten sich von uns während wir ihnen nachsahen. Jetzt waren wir mit der kleinen und unseren Sorgen um Chris wieder alleine und warteten darauf das der Arzt nach draußen kam, er uns sagte was los war und wir endlich zu ihm rein können.
Ich hatte erwartet das er schlief, ging dann aber trotzdem leise zu ihm rein um für ihn da zu sein wenn er wieder aufwacht. Meine Mutter blieb noch mit der kleinen draußen stehen und wartete mein Zeichen ab, das sie auch rein kommen kann. Sie hatte die kleine inzwischen auf dem Arm und hinmelte sie an wie es sich für eine Oma gehört. Sogar jetzt razte sie weiter. Mama merkte mir an das ich sie auch gerne mal halten wollte und legte sie sowie ich ruhig saß sanft in den Arm. Noch über den Schock über Sandras Tod konnte ich es kaum glauben das in den nächsten Tagen wieder ein Baby im Haus sein wird und uns wieder die Nächte um die Ohren fliegen werden.
Meine Mutter sah mir an das ich in Gedanken festhing und strich mir sanft und fürsorglich über die Schulter. Ich fühlte mich irgendwie ertappt doch über Sandras Tod hinaus etwas traurig zu sein, denn mein Bruder war mit ihr bis zu einem gewissen Punkt glücklich und das akzeptierte ich, auch wenn wir in der Richtung nicht immer einer Meinung waren. Ich unterdrückte ihr gegenüber meine Gefühle, auch wenn ich das nicht bräuchte, denn meine Mutter weiß wie es in mir aussieht und grade deswegen, weil ich schon so lange an Chris seiner Seite bin. Sie weiß auch das wir alle trotz dem Unfall von Chris fest im Leben stehen, aber nichts desto trotz quälten sich jetzt doch ein paar Tränchen über mein Gesicht. Mein Blick fiel zwischendurch immer mal kurz zu Chris ans Bett. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen weil er zum Fenster gedreht lag aber ich habe gesehen das er unruhig und zwischendurch stockend atmete und schluchzte. Er schien also doch nicht zu schlafen und hörte uns zu was ich mit Mama besprach. Ich beobachtete ihn noch ein paar Minuten, bevor ich dann doch versuchte seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Antippen konnte ich ihn leider nicht, denn ich hatte das noch immer schlafende Kind auf dem Arm. Sie schien noch zufrieden zu sein und gluckste so vor sich hin. Es ist schon eine Weile her das ein Kind ständig unsere Aufmerksamkeit brauchte, denn unsere Kinder sind bereits aus dem gröbsten raus. Also sprach ich ihn selber mit leiser Stimme an, worauf Chris sich mit Tränen in den Augen zu mir umdrehte. Noch schlimmer wurde es aber als er das Kind sah. Chris schaute mir nur ungern in die Augen, denn er hatte sie schon gehört. Er drehte sich weder weg und schaute ins Fenster, was ihn aber spiegelte und wir so trotzdem sahen das es ihm in der Seele weh tat das Kind zu sehen und wieder an Sandra erinnert zu werden. Die alten Wunden waren wieder wie frisch und bluteten jetzt noch um so schlimmer in seinem gebrochenen Herzen. Chris hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben das alles wieder gut werden kann, doch das Kind in meinem Arm holte ihn in die bittere Realität wieder zurück und zerstörte auch noch die letzte Hoffnung in ihm. Er wird sich jetzt überlegen müssen wie es für ihn als bald alleinerziehender berufstätiger Vater weiter gehen soll. Mama hatte alles mit angesehen und sorgte nun dafür die kleine wieder in ihr Bettchen kam und sie dann etwas zu essen bekommen wird. Sie begleitete die Schwester und ich blieb noch etwas bei Chris und hing mit ihm zusammen noch in Gedanken.
Noch zweifelte er an das er der Vater von Louisa ist, aber der eben abgenommene Test wird dann hundertprozentig bald Aufklärung bringen und hoffentlich seine Vatergefühle wieder neu in ihm wecken, denn sie ist alles was ihm von Sandra geblieben ist und sie werden sich beide mehr gegenseitig brauchen als sie ahnen.
Er wird sein Herz neu öffnen und die richtigen Menschen hineinlassen müssen um wieder glücklich zu werden. Nur wussten wir da noch nicht, dass Chris neue und deutliche Wege einschlagen und auch gehen wird. In Sachen Job, Privatleben und Medien.
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First Love
FanfictionDiese Geschichte beginnt noch vor dem bahnbrechenden Erfolg der Ehrlich Brothers. Jeder der beiden hat sein eigenes Studium mit Abschluss hinter sich und arbeiten in einer festen Anstellung in einem Gymnasium und in einem Internat. Allerdings hegen...