Andreas:
Ganz in Bedacht daran welcher wichtige Tag heute für Chris ist, steckte ich das Kästchen in meine Tasche und wollte es ihr später bringen. Doch wir hatten heute, genauso wie die letzten Tage viel zu tun. Wir arbeiteten alles Stück für Stück ab und fanden sogar zwischendurch noch etwas Zeit mal ein paar private Worte wechseln zu können. Wie immer kam auch heute die Post um die selbe Zeit.
Ich rechnete damit das auch dieses mal wieder kistenweise Fanpost in braunen Umschlägen mit der Post mitkamen. Die schauten wir dann so gut es ging durch und bearbeiteten das was machbar war. Doch ein brauner Umschlag erregte besonders unser beider Aufmerksamkeit. Theresa hatte ihn zuerst in der Hand und legte ihn unter meiner Beobachtung auf seinen Tisch. Mein Blick fiel sofort auf den amtlichen Stempel auf diesem Brief und da war mir sofort klar was dort drin zu sein schien. Mir schnürte es grade auch nach dem Gespräch mit Sandra sofort die Luft ab. Ich bin mir sicher, wenn Chris jetzt wach wäre, würde es ihn sicher genauso gehen. Ob er wohl auch meine Gefühle wahrnehmen kann? So wie ich seine?
Ich konnte nicht mehr lange widerstehen und setze mich mit Angst was mich erwarten wird schwer atmend und mit mächtig Herzklopfen an meinen Schreibtisch. Ich betrachtete diesen Brief, ohne ihn anzufassen zu wollen. Ich traute mich nicht, denn eigentlich war die Post des jeweiligen anderen tabu, es sei denn wir würden den anderen darum bitten sie zu öffnen. So ein Fall war das jetzt. Auch wenn er es nicht persönlich tat, wusste ich das ich mich darum kümmern muss, wenn ich meinen Bruder wieder zurück haben möchte. Ich nahm ihn in die Hand und ging damit zu meinem Schreibtisch. Meine Gedanken kreisten jedenfalls weiter denn ich wusste das ich einen Brieföffner in einer der Schubladen liegen hatte. Ich holte ihn raus und wartete, denn irgendwie hatte ich das Gefühl das mich irgendetwas aufhalten würde die scharfen Kanten in die obere Umschlagseite zu stecken und ihn mit ein paar kräftigen und zielgerichteten Schneidebewegungen zu öffnen. Schnitt um Schnitt kam der Stapel Papiere darin zum Vorschein. Ich griff rein und zog sie vorsichtig raus. Blatt für Blatt lag nun auf meinem Tisch und machte mich wegen soviel Dreistigkeit von Sandra sprachlos.
Langsam legte ich sie auseinander und schaute sie sorgfältig durch. Es waren einige Zettel mit rechtlichen Geschwafel, was ich nicht sofort verstand, aber auf den wichtigsten Papieren waren Kreuze wo mein Bruder unterschreiben muss und er somit die Härtefallscheidung anerkennen würde.
Doch ich hatte nicht vor sie im Auftrag zu unterschreiben. Dann könnte ich gleich alle restlichen Schritte mit einleiten, wenn ich das tun würde. Ich sah sofort welchen Anwalt sie eingeschaltet hatte und hatte mir sofort vorgenommen mit ihm selber persönlich zu sprechen. Denn wie es der Zufall so wollte, war es der selbe Anwalt den ich eingeschaltet hatte um den Fan hinter Schloss und Riegel zu bringen der Chris diese Suppe eingebrockt hatte.
Er ist schon seit Jahren ein guter Freund der Familie und das sollte hoffentlich jetzt ein großer Vorteil für uns alle werden. Aus dem Stempel von Chris Unterlagen ging die Adresse seiner Kanzlei hervor.Ich bat Theresa mich jetzt doch mal alleine zu lassen, auch wenn ich ihr anmerkte das ihr nicht so richtig wohl dabei war, aber das war etwas privates was nur mich und Chris etwas anging.
Ich schrieb mir seine Nummer ab und begann direkt aus dem Büro zu telefonieren. Mit jedem Mal wie es zu klingeln schien wurde ich nervöser. Mann könnte fast meinen das es um meine eigene Scheidung gehen würde, aber das war es Gott sei Dank nicht. Um so mehr versuchte ich alles für Chris zu tun was ich tun konnte.
Ganz in Gedanken versunken hörte ich wie es im Telefon knackte und sich jemand meldete.Leon S.:
Loen Spandau am Apparat, hallo?
Andreas:
Hallo hier ist Andreas, Ich brauche Deine Hilfe ganz dringend.
Leon S.:
Wobei kann ich Dir denn helfen?
Andreas:
Du weißt doch sicher aus den Medien was bei uns beiden grade so los ist.
Leon S.:
Ja das weiß ich. Die Ermittlungen wegen der Stalkerin laufen ja noch. Das kann noch dauern bis wir da einen Termin kriegen.
Andreas:
Um den Termin geht es mir grade auch gar nicht. Es geht um Chris selber. Du hast doch sicher mitbekommen das Chris so schwer gestürzt ist und er zur Zeit in der Klinik im Koma liegt. Ich habe hier Papiere von Dir liegen, die meinem Bruder das Leben kosten können wenn seine Frau die Härtefallscheidung durchziehen wird.
Die hat keinen Halt Leon. Er ist ihr nicht Fremd gegangen und der Fall mit dieser Stalkerin hängt damit zusammen. Das Foto was Du dafür in den Unterlagen hast ist der Auslöser dafür gewesen. Sie hat ihm keine Möglichkeit gelassen etwas dazu zu sagen. Daraufhin ist er während der Show so schwer gestürzt und schwebt auch noch immer in Lebensgefahr. Chris kann die Papiere nicht unterschreiben und das würde er, auch wenn er es könnte nicht tun. Ich würde es auch nicht im Auftrag für ihn machen, denn er möchte das auf jeden Fall verhindern. Er hat eine Patientenverfügung die veranlasst das alle Apparate nach spätestens sechs Monaten abgestellt werden müssen, sollte er bis dahin nicht wach sein. Er hat es geahnt dass das passieren könnte und hat vorgesorgt. Er hat hier im Büro eine Mappe mit allem was wichtig ist hinterlassen. Als ich selber nach dem Unfall mit einem Schock in der Klinik lag hat er mir über einen Traum eine Botschaft geschickt und mich auf die Unterlagen gestoßen und er hat mir gezeigt das er die Scheidung nicht möchte. Er möchte nicht mehr leben wenn Sandra die Scheidung durchzieht, er liebt sie einfach zu sehr und er weiß auch nicht was er an Folgeschäden zurück behalten wird. Er hat Angst davor das sie ihn in ein Pflegeheim abschieben würde wenn sie es nicht packen könnte ihn zu pflegen. Er hat alles genau geplant. Selbst sein Grab hat er vorbestellt.
Leon S.:
Und ich hab hier noch seine Lebensversicherung auf dem Tisch liegen bei der er erst vor kurzem für den Todesfall den begünstigten geändert hat.
Andreas:
Und der wäre?
Leon S.:
Zur Hälfte Fabienne Reinelt und zur anderen Hälfte Du Andreas.
Andreas:
Warum kriegt seine Frau nichts?
Leon S.:
Das kann ich Dir nicht sagen. Ich kann dir nur sagen was hier steht. Ich kann dir gerne eine Kopie schicken.
Andreas:
Mach das bitte mal, aber wie geht es jetzt wegen der Scheidung weiter?
Leon S.:
Das Gericht legt einen Termin fest, sowie es alle Unterlagen von mir eingereicht bekommen und gelesen hat. Ich kann die Härtefallscheidung entweder befürworten wenn die beantragten Anhaltspunkte begründet werden können oder ich kann dem Gericht einen Gegenvorschlag unterbreiten. Das werde ich auch machen, nachdem was Du mir jetzt alles gesagt hast. Ich werde die Härtefallscheidung abweisen. Erstens weil Chris die Papiere nicht persönlich sichten kann und zweitens weil es nicht genug Beweise für eine gescheiterte Ehe gibt. Ich werde ein reguläres Trennungsjahr beantragen. Dann hat dein Bruder noch etwas mehr Zeit wieder gesund zu werden und er bekommt hoffentlich die Chance die Scheidung vielleicht ganz auszusetzen wenn er das persönlich mit ihr klären kann.
Der Termin kommt dann vom Gericht. Einmal an seine Frau und einmal an Chris. Da kannst Du dann aber in Vertretung hingehen und die Situation persönlich erklären. Das kommt besser an, als wenn sie nur alleine da aufkreutzt. Ich kündige das mit an und lasse den Termin für Chris an dich schicken. Vielleicht ändert sich ja sein Zustand bis dahin schon zum positiven.
Andreas:
Das sind doch gute Nachrichten. Und wenn diese Stalkerin erst im Knast sitzt hat Chris vor der auch Ruhe. Sie ist ja überhaupt erst am allem Schuld, das mein Bruder momentan mehr dem Tod wie dem Leben nahe ist. Was soll ich jetzt mit den Unterlagen machen?
Leon S.:
Mach Dir Kopien und schick mir die Unterlagen so wie sie sind zurück. Den Rest mache ich dann.
Andreas:
Danke für deine Hilfe.
Leon S.:
Nicht dafür. Wir kennen uns doch schon seit Jahren. Wenn ich was machen kann, mache ich das auch. Gute Besserung für Chris.
Tschüss.Ich legte auf und war schon ein Stück weit beruhigter. Ich war trotzdem fix und fertig und brauchte erst mal frische Luft. Ich musste das erst mal sacken lassen was ich grade in dem Gespräch erfahren hatte. Das Chris eine sehr hohe Lebensversicherung hatte wusste ich, aber das er sie geändert hatte, das wusste ich nicht. Noch etwas was ich nicht wusste. Einerseits liebt er sie, aber andererseits ändert er die Unterlagen. Das wird Chris mir nur selber erklären können was er damit bezwecken will.
Ich kann das jetzt erst mal nur so hinnehmen, aber was weiß Chris nur was wir nicht wissen?
DU LIEST GERADE
First Love
FanfictionDiese Geschichte beginnt noch vor dem bahnbrechenden Erfolg der Ehrlich Brothers. Jeder der beiden hat sein eigenes Studium mit Abschluss hinter sich und arbeiten in einer festen Anstellung in einem Gymnasium und in einem Internat. Allerdings hegen...