76.Kapitel

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Sandra:

Das war jetzt nicht wirklich passiert. Oder?
Ich wollte zwar an der Scheidung fest halten aber ihn in den Tod wollte ich ihn nicht grade treiben. Ich dachte bisher immer das Andreas das nicht ernst gemeint hatte, das mein Scheidungswunsch ihn in den Tod treiben würde, doch jetzt wurde es mir klar wie ernst es Andreas gemeint hatte das Chris lieber sterben würde, als mich ziehen zu lassen. Mir tat in dem Moment wie ich das sah so das Herz weh, als ob es seine seelischen Herzschmerzen waren die ich hier spürte. Andres hatte der Schock besonders getroffen, denn eine der Pfleger die erst um Chris sein Leben kämpften, mussten sich nun auch um meinen Schwager kümmern dem die Beine leicht weich wurden als er theoretisch für ein paar Minuten Tod war. Gott sei Dank konnten sie ihn zurück holen und Gott sei Dank war die Verfügung noch nicht abgelaufen, denn sonst hätte man heute nichts mehr für ihn tun dürfen.

Aber nicht nur ihm ging der Kreislauf leicht flöten, und er war noch näher am Geschehen dran wie ich. Mir wurden die Beine richtig weich und ich sank zu Boden ohne das ich etwas dagegen tun konnte. Die Schwestern die immer in den Gängen rum liefen hatten sich sofort um mich gekümmert und so geschockt wie ich war wieder in mein Zimmer gebracht. Als ich wieder in meinem Bett lag kam auch gleich der Stationsarzt und untersuchte mich. Er hängte mich sofort ans CTG, ob mit der kleinen alles ok ist und eine Schwester hängte mich dirkt danach an den Tropf. Das war grade zu viel für mich.

Etwas später kam Andreas dann auch noch mal kurz bei mir vorbei und teilte mir mit das Chris wieder stabil war und er jetzt aber auch nach Hause fahren wird. Ich fragte mich aber doch was das heute Nacht zu bedeuten gehabt hatte. Ich wusste das es Chris noch immer schlecht ging, aber dass das mit seinem seelischen Zustand zusammenhängen würde dessen war ich mir nicht so bewusst. Der Zwischenfall hatte aber gesessen und hatte auch Auswirkungen auf meine Schwangerschaft, ob ich das so wollte oder nicht. Meine Gedanken kreisten noch eine ganze Weile bis ich dann doch endlich in den Schlaf fand. 

Am nächsten Morgen kam die Schwester und nahm mir die Flasche der Infusion wieder ab. Daraufhin blieb auch die nächsten Tage mein Blutdruck wieder recht normal, so das ich die Klinik wieder verlassen und ich mich wieder selber um meine Tochter kümmern konnte. Andreas hatte es gerne für Fabienne gemacht, das weiß ich und dafür bin ich ihm auch dankbar. Wir sind immerhin für die nächsten Wochen noch eine Familie, auch wenn Chris und ich dann getrennte Wege gehen werden. Er wird seine Kinder immer sehen können wenn er es möchte. Wir sind dann zwar noch gemeinsam Eltern, aber kein Paar mehr. Er wird immer mit mir wegen der Kinder verbunden bleiben, nur hat er das noch nicht begriffen.

14 Tage später

Chris sein Zustand hatte sich noch  immer nicht gebessert. Im Gegenteil. Seine Werte waren nach wie vor schlecht und es scheint wohl jetzt endgültig dem Ende zuzugehen.

Andreas besuchte Chris jeden Tag und blieb auch immer sehr lange bei ihm. Er wollte es nicht verpassen wenn er endgültig zu seinen Vater nach oben geholt werden würde. Ich weiß das er mir ewig die Schuld dafür geben und mir das nicht verzeihen wird. Aber damit werde ich wohl leben müssen.

Ich hatte mir alles gut überlegt und mich dafür entschieden an meinem Plan auf dem Papier geschieden zu sein, aber mich emotional Chris wieder zu nähern und vielleicht wieder als Paar ohne Trauschein zusammen zu kommen. Immerhin haben wir auch gemeinsame Kinder, die nicht nur die Mutter, sondern auch ihren Vater brauchen. Aber dass das nicht so einfach werden würde hatte ich bisher nicht bedacht.

Am Morgen der Scheidung

Heute um zehn Uhr sollte es soweit sein. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen und die kleine in meinem Bauch spürte auch das heute etwas anders zu sein schien. Sie war ziemlich aktiv und ließ mir so auch nicht wirklich mal eine Pause um durchzuatmen.

Aber es half nichts. Der Termin stand und ich machte mich auf den Weg zum Gericht. Fabienne wird in der Zeit wie ich beim Richter drin sein werde von Andreas betreut, denn das sollte sie nicht unbedingt anhören müssen. Sie konnte das alles nicht verstehen und war so vor der Tür bei Andreas besser aufgehoben.

Ich merkte ihm an das es ihm wirklich gegen den Strich ging, aber da kann Fabienne nichts dafür und das wusste Andreas auch und er kümmerte sich liebevoll um sie, auch wenn es innerlich in ihm zu brodeln schien. Mein Schwager wusste genau das er nichts mehr ändern konnte, denn innerlich war er in den Gedanken eher bei seinem Bruder und das konnte ich ihm nicht mal verübeln, denn er und auch ich wussten auch zu dem jetzigen Zeitpunkt was uns heute Abend um 18 Uhr bevorstehen wird.

Keine halbe Stunde später kam ich mit Herrn Spandau aus dem Gerichtssaal wieder raus und ich verließ das Gebäude tatsächlich als geschiedene Frau. Die kleine war jetzt schlagartig auch deutlich ruhiger wie heute morgen. Andreas übergab mir am Parkplatz Fabienne und fuhr mit quitschenden Reifen vom Gelände. Ich wusste auch genau wo er hin wollte.

Ich sah die Tränen die er bereits jetzt schon in den Augen hatte als er los fuhr, denn jetzt brechen auch für Chris seine letzten Stunden an. Die Verfügung läuft heute Abend ab und das bedeutet das Chris nie wieder aufwachen wird und man ihn dann friedlich einschlafen lassen wird. Das heute aber noch ein Wunder passieren wird, damit sollten wir alle wohl nicht rechnen. Denn eins habe ich über die Jahre gelernt, die ich Christian jetzt kenne, das in dieser Familie nichts unmöglich ist und das der Tod nicht das Ende ist und das sie von oben beschützt wird und das auch noch andere höhere Mächte im Spiel zu sein scheinen. Ob für Chris auch schon was vorhergeplant worden ist? Ich weiß es nicht.

Chris seinem Zustand nach zu urteilen scheint er sich damit abgefunden zu haben das ich die Scheidung durchgezogen habe. Ich bin mir sicher das er auch jetzt nicht alleine im Zimmer sein wird. Seine Mutter und seine Schwester sind sicher bei ihm und Andreas ist jetzt auch dem Weg zu ihm.

Ich hatte meine Tochter Abends ehe ich sie ins Bett brachte oft für ihren Papa beten gehört und ich bin mir sicher das sie ihn erreicht hatten, über welchen Weg auch immer. Wenn sie nicht bei Chris persönlich ankommen, wird sie Papa Chris bestimmt übermittelt haben. Ich habe immer noch Hoffnung das sich vielleicht doch noch was bei ihm ändert und wenn es noch in letzter Minute wäre. Ich liebe ihn ja aber die Ehe hatte uns kein Glück gebracht und das hatte ich schon längst begriffen. Nur der Rest der Familie hatte den Kopf nicht frei weil alle in Gedanken bei Chris waren nach seinem Unfall. Daß hatte bei allen den Blick für die Wahrheit vernebelt. Ist nur die Frage ob es Chris auch begriffen hat und das werden wir schon bald wissen.

Fabienne brachte ich zu Ariane und machte mich dann auch auf den Weg zur Klinik. Auch wenn ich wusste das ich nicht erwünscht war, wollte ich auch bei ihm sein. Andreas hatte mich als erstes bemerkt und warf mir verachtende und böse Blicke zu während er mich mit einem Kopfschütteln anwies draußen zu bleiben. Schweren Herzens und mit Tränen in den Augen akzeptierte ich seinen Wunsch und blieb vor der Tür stehen. Noch war die Schalousie oben, so das ich rein schauen konnte.

Aber das änderte nur wenige Minuten später seine Schwester die mich dann nach Andreas auch bemerkt hatte. Sie stand auf und schloss sie.

Das war jetzt mehr wie deutlich das keiner wollte das ich auch hier war. Ich blieb aber trotzdem dort stehen, weil mir mein Gefühl sagte das ich es tun sollte. Ich konnte nur nicht genau deuten warum mich etwas hier warten ließ. War es Chris seine Liebe, die mich hier fest hielt, weil ihn meine Liebe erreicht hatte, oder war es die Sicherheit das Chris heute sterben wird und meine Kinder ihren Vater heute verlieren werden und ich das aus Strafe von oben miterleben sollte?

Beides war möglich und ich bin gespannt welche Möglichkeit eintreffen wird.

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