121.Kapitel

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Chris:

Ich brauchte nach diesem Bericht und nach dem Gespräch mit Melanie wirklich Zeit um über alles nachzudenken. Es hat furchtbar weh getan das aus den Medien erfahren zu müssen, anstatt das sie es mir selber sagen hätte sollen. So war es nun mal und ich muss mir Gedanken darüber machen ob ich ihr wieder vertrauen möchte, nachdem was sie getan hat. Ich kann sie verstehen das ihr die Sicherungen durchgebrannt sind, aber das hätte ich bei weitem nicht von ihr erwartet. Ich kenne ihren Vater nicht und das hätte ich sicher auch nicht gewollt, nachdem was sie alles über ihn gesagt hat und vor allem warum sie ihn erschossen hat. Aber hat sie mir dieses mal wirklich alles gesagt? Irgendwie habe ich Zweifel ob das wirklich alles war.

Es wäre ein herber Rückschlag, wenn ich mir jetzt deswegen eine andere Therapeutin suchen müsste. Ihr vertraue ich, was meine Gesundheit betrifft, denn sie weiß wie weit sie bei mir gehen kann und akzeptiert meine Grenzen. Sie kann es schaffen meine Blockaden mit Strenge und Liebe zu lösen. Mein Bruder hat recht damit das ich mich doch mal mit einem Psychologen unterhalten sollte und mit dem Laptop, den ich jetzt zur Verfügung habe, besteht die Chance das man mich sogar versteht was ich sagen möchte. Es ist faszinierend was mit der Technik heut zu Tage möglich werden kann und wie wertvoll doch langjährige Freunde sein können, die einem auch über unseren Erfolg hinaus noch als Freund zur Seite stehen hat, weil sie wissen wer man hinter der Maske, die man auf der Bühne trägt, wirklich ist. So brauch ich mich nicht damit beschäftigen wie ich am besten die Knoten aus meinen Fingern kriege. Es wäre sicher interessant gewesen das zu lernen, hätte aber zu viel Zeit in Anspruch genommen und ob ich wirklich alles begreifen würde bin ich mir auch nicht sicher.

Melanie war sehr deutlich was die Beziehung zu mir betrifft. Ich liebe sie auch, aber sie muss mein Vertrauen erst wieder zurück gewinnen. Nicht nur meins, sondern auch das von Fabienne. Sie weiß zwar von all dem nichts, aber sie war ihr gegenüber schon von Anfang an sehr skeptisch was mich und sie betrifft. Kinder haben da auch eine sensible Ader wem sie vertrauen wollen und wem nicht. Sie hat es schon vorher bereits irgendwie geahnt das sie etwas verbirgt. Diese emphatische Gabe hat sie sicher von mir geerbt. Wie ich so darüber nachdachte, bemerkte ich gar nicht das ich unbewusst zu lächeln anfing wenn ich an meine Tochter dachte. Ich möchte das sie  Melanie auch irgendwann mal mögen wird, sonst wird das mit ihr sehr schwierig werden. Nur wenn sie jetzt die ganze Wahrheit auspackt bekommt sie bei Fabienne eine Chance, das sie Melanie auch mögen wird. Melanie wird alles versuchen um sich mit ihr zu beschäftigen um eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Mit Louisa ist das einfacher. Sie ist noch ein Baby und kennt es nicht anders. Sie gluckst immer so zufrieden und schläft auf ihrem Arm ein wenn sie die kleine auf dem Arm hat. Auch Melanie wirkt dann wie ausgewechselt. Wenn ich sie beobachte wirkt sie fast glücklich. Sie lächelt und wiegt sie sanft hin und her. Wäre ich ein Baby, würde ich mich total geborgen fühlen. Sie hat eine Ruhe die sie ausstrahlt und die überträgt sie auch auf die kleine. Sie wünscht sich sicher, bald auch selber Mutter zu werden und ich bin mir sicher das sie sich von mir auch ein eigenes Kind wünscht. Sie ist immerhin noch im besten Alter dafür. Doch ihr ist auch meine aktuelle Situation nicht unbekannt und wird sich genauso ihre Gedanken dazu machen. Ich sehe es ihr an und es tut mir weh sie da vielleicht enttäuschen zu müssen. 

Ich hoffe so sehr das wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten können, denn so wie sie mit Louisa umgeht, kann ich es mir gut vorstellen, mit ihr auch noch mal Kinder zu haben. Wenn ich ihr zusehe geht mir wirklich das Herz auf und ich bin mir sicher das sie der perfekte Mutterersatz für meine beiden wäre.

Aber sie soll nicht nur ein Ersatz für Sandra sein, sondern meine Partnerin der ich voll und ganz vertraue und mit der ich vielleicht den Rest meines Lebens verbringen möchte. Für Louisa wird es irgendwann so sein als wäre sie ihre Mutter, wenn wir uns eine gemeinsame Chance geben wollen. Das heißt aber nicht das wir ihr die Wahrheit verschweigen werden. Sie wird es dann erfahren wenn sie soweit ist, wer wirklich ihre wahre Mama ist und die Urne von ihr wird auch weiterhin in unserer Familie bleiben und uns Kraft geben wenn wir mal mit unserer Traurigkeit und unseren Erinnerungen in schweren Zeiten nicht wissen was wir tun sollen.

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