First Love

117.Kapitel

Andreas:

Der Artikel hatte wirklich bei mir gesessen und hatte das letzte Gespräch zwischen uns wieder bei mir ins Gedächtnis gerufen. Ich merkte das sie nicht mit der Sprache raus wollte und jetzt wusste ich auch warum. Nach dem Telefonat mit meiner Mutter, wusste ich das sie ein bis oben hin geladenes Pulverfass war und ich möglichst schnell noch mal mit ihr reden musste. Auch meine Frau wird sich sicher mit den Kindern ihr gegenüber jetzt erst mal anders verhalten bis alles geklärt ist und das wird Melanie auch merken.

Ich möchte gerne die Wahrheit wissen und werde sie später damit konfrontieren. Sie hatte sicher einen triftigen Grund dafür.
Ich beobachtete sie heute weiter und wartete nur darauf das sie bei Chris aus dem Zimmer kommen würde. Wenn ich jetzt zu ihm rein gehen würde, hätte ich sie vor Chris bloß gestellt und das wollte ich jetzt auf keinen Fall, obwohl Chris sicher schon etwas ahnen wird, denn er kennt mich genauso gut wie ich ihn und es wird auch bei ihm nicht lange dauern bis er mich löchern wird und ich ihm nicht mehr ausweichen kann und das möchte ich gerne vermeiden.
Ich werde sie nachher zu einem Kaffee einladen und mit ihr reden, so das Chris erstmal nichts davon mitbekommt.

Gesagt getan.

Eine Stunde später kam sie dann bei ihm raus und wollte gehen. Ich habe sie an der Tür abgefangen, ihr meinen Plan gesagt und sie willigte ein. Chris sollte nicht sehen das wir zusammen weggehen. Das würde ihn nur misstrauisch machen und er würde erst recht grübeln. Das ich öfter mal Richtung Werkstatt verschwinde kennt er ja von mir und so hatte ich ein perfektes Alibi für mich.

Insgeheim machte ich mich aber auf den Weg zu dem Kaffee. Die Zeitung hatte ich unter meiner Jacke mit dabei. Chris schöpfte so also auch keinen Verdacht das etwas nicht stimmen würde. Ariane hatte ich gebeten sich wie immer zu verhalten und ihm nichts zu sagen. Sie wusste das ich einen Plan habe und sie weiß auch wie ich drauf bin wenn man mir dazwischen grätscht. Also vertraut sie mir und lässt mich machen um das zu klären. Ich bin froh das sie mir so vertraut und sie sich nicht betrogen fühlt. Das ist eben der Vorteil wenn man immer ehrlich zueinander ist.

Das weiß auch Melanie, aber ihre Angst ist momentan viel größer und das kann ich gut verstehen. Ich möchte ihr diese Angst nehmen und ihr Mut machen. Ich möchte ihr anbieten ihr beizustehen und notfalls auch mit ihr zusammen mit Chris zu sprechen. Den Artikel müssen wir ihm aber auch zeigen, ob sie möchte oder nicht. Ich kann meinen Bruder nicht lange anlügen und das weiß Melanie genauso gut wie Chris. Wir vertrauen uns durch unsere gemeinsame Arbeit blind und vertrauen uns in den Shows jedes mal gegenseitig unser Leben an und wenn das erschüttert wäre wegen einer Liebesbeziehung, würde auch unsere Karriere mit auf dem Spiel stehen, denn dann wäre auch das Vertrauen von meinem Bruder zu mir weg und das kann und möchte ich nicht riskieren. Dafür bin ich selber zu wahrheitsliebend, als das ich Geheimnisse mit mir rumschleppen müsste und dann auch noch die Gefahr eingehen würde, das es die Presse über uns aufdecken wird und das noch viel schlimmer wäre, so wie jetzt. Aber nun ist es passiert und wir müssen irgendwie das Beste daraus machen, mit allen Konsequenzen.

Ich betrat das Kaffee und sah sie in einer stillen Ecke schon draußen auf der Terrasse sitzen. Das macht sie immer so wenn wir was besprechen wollen, denn die Innenräume haben zu viele Ohren. Sie weiß auch das hier in Bünde und in Umgebung etliche Fans wohnen, die uns zwar in Ruhe lassen, aber um Neuigkeiten auch nicht böse sind. Immerhin kam sie selbst aus der Fanszene und kennt die ganzen Tricks um an Infos zu kommen. Aber das war nicht ihr Anliegen Infos weiter zu geben, schon gar nicht über sie selbst.

Durch den Artikel war es aber leider nicht mehr privater Natur und es ist jetzt nur eine Frage der Zeit, bis das auch im Fernsehen in den Nachrichten zu sehen sein wird. Auch wenn mein Bruder nicht spricht, sehen und hören kann er ganz gut. Deswegen war jetzt für alle guter Rat teuer. Das weiß nicht nur ich, auch meine Mutter macht sich darüber Gedanken, denn wenn unser Ansehen geschädigt wird, ist sie nicht mehr so lieb und nett wie sie jeder kennt, denn dann kann sie richtig böse werden. Das sieht ihr nur niemand an. Dafür haben wir als gesamte Familie zu hart dafür gearbeitet, um uns das kaputt machen zu lassen. Meine Mutter hat auf vieles freiwillig verzichtet weil sie wusste wie wichtig es für unseren Vater war uns zu helfen und uns zu dem zu führen, was wir heute sind. Viele Illusionen tragen Papas Handschrift, die uns deswegen in den Shows besonders wichtig sind und uns viel bedeuten. Vor allem Chris hat lange damit zu tun gehabt bis er über Papas Tod überhaupt reden konnte, ohne dabei furchtbar in Tränen auszubrechen. Jetzt hat er es langsam etwas im Griff, auch wenn es immer wieder bei ihm raus bricht, wenn wir über ihn reden. Ich knabbere da genauso dran, nur kann ich es besser verbergen wie er. Ich weiß nicht wie oft ich ihn aufgefangen habe wenn er weinend in seinem Zimmer bei uns lag und in Erinnerungen an Papa geschwelgt hatte. Das war nach Sandras Tod ähnlich. Er ist einfach ein Gefühlsmensch der seine Emotionen nicht unterdrücken kann und ihm ist das auch nicht peinlich.