Andreas:
Mein Bruder hatte genau zugehört was sie sagte und irgendwie hatte Melanie sein Herz erreicht und bewirkt das er ihr geglaubt hatte. Sie ging und Chris sah ihr nach. Irgendetwas hatte sich grade in ihm verändert, aber ich konnte nicht genau sagen was es war. Seine Augen waren nass vor Tränen und doch glitzerte etwas versteckt hinter seinen traurigen Blicken die er mir zuwarf. Sie hatte auf jeden Fall sein Mitgefühl und das sie ihren Bruder verloren hatte tat ihm auch wenn er nichts sagte wahnsinnig weh. Ich wüsste nicht was ich gemacht hätte, wäre Chris wirklich gestorben. Dann wäre auch ein Teil von mir mit gestorben. Wir sind schon immer wie zwei Seiten einer Medaille gewesen. Wir halten zusammen auch wenn die größte Katastrophe über uns rein bricht. Wir können nicht ohne den anderen. Im Job nicht und auch privat nicht. Das wir so eine emphatische Verbindung zueinander haben ist das was uns stark macht und uns nicht aufgeben lässt.
Doch bisher glaubte Chris er könnte einfach so an vergangene Zeiten anknüpfen. Jedoch hatte der Unfall von Chris schwerwiegendere Folgen als wir das alle erwartet hätten. Für ihn wichtige Teile sind nicht mehr da und sein Halt bröckelt immer weiter und seine Mauer die er um sich aufbaut wächst immer mehr. Er steht jetzt mit zwei kleinen Kindern da die auch in die neue Situation mit reinwachsen müssen. Genauso wie Chris. Wir helfen ihm wo wir nur können aber er muss auch selber mitziehen.
Der nächste Tag sollte eigentlich besser sein, als der gestrige. Die Gemüter hatten Zeit sich zu beruhigen und jeder konnte sich Gedanken machen wie es weiter gehen soll. Auch ich tat das in der letzten Nacht mehrfach und kam immer wieder zu dem selben Schluss das es besser wäre Chris nach Hause zu holen sowie es geht. Auch wenn er aktuell noch gepflegt werden muss, hat er dann seine Familie um sich rum, denen er vertraut. Ich wusste das Melanie heute später zu Chris kommen würde, weil für die Beerdigung ihres Bruders auch noch einiges getan werden muss. Bei Sandra würde das ihre Mutter übernehmen. Das es bei ihr etwas länger dauern wird war uns klar, weil sie verbrannt wird.
So kann ich ihm heute, nachdem auch Chris sich wieder etwas sammeln konnte, erklären was ich vor habe. Von Ariane habe ich volles Vertrauen und auch volle Unterstützung, genauso wie von Mama oder Toni. Gestärkt und positiver Dinge fuhr ich heute in die Klinik zu Chris.
Ich erwischte ihn wieder wie er gedankenverloren zum Fenster raus sah und er nicht mal reagierte als ich zur Tür rein kam. Er war am weinen und hatte schwer mit sich zu kämpfen. Sein Zustand grade machte mir ehrlich gesagt echt etwas Sorgen. Ich rauchte ihn nicht fragen warum er so in Tränen versank und er immer wieder schwer schluckte. Es hatte sich sein Schmerz nach außen gedrängt und seine Trauer um Sandra übernahm gerade die Oberland. Kein Lächeln keine Blicke zu mir, einfach nur tiefe Trauer und ich konnte sie ihm nicht mal abnehmen. Das Geständnis von Melanie hatte ihn wirklich schwer getroffen, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Innerlich gab er ihr sicher die Schuld, auch wenn er weiß das es nicht so war. Er suchte einen schuldigen dafür, dass sein Leben grade mächtig aus den Fugen gerät. Irgendwie muss ich aber diese Mauer um ihn rum durchbrechen und ich hoffte mit meiner Idee ihn zu uns nach Hause zu holen würde sich seine Laune bessern. Ich ging um das Bett rum und sagte
Andreas:
Chris sieh mich bitte an. Ich weiß das Du das nur schwer verkraften kannst das Sandra tot ist, aber das Leben geht weiter und wir müssen sehen das wir dich wieder fit kriegen und das wird hier nichts. Du bist hier zu lange allein und hängst zu sehr in deinen Gedanken fest und ziehst Dich zu sehr zurück. Ich möchte Dich zu uns nach Hause holen und Dich bei uns pflegen lassen. Ich habe mit Mama, Toni und Ariane gesprochen. Sie helfen alle mit das es dir besser gehen wird. Du wärst zu Hause bei Menschen die dich lieben und müsstest keine Angst haben, das man dich nicht unerlaubt da anfasst wo du es nicht willst. Ich weiß das Du dich dabei unwohl fühlst. Mir würde es sicher genauso gehen. Ich mache nichts gegen deinen Willen. Ich würde das mit deinem Arzt besprechen wenn du damit einverstanden bist. Ich denke er wird uns sagen können wenn du transportfähig bist. Möchtest du nach hause?
Chris:
Nickt Andreas mit feuchten Augen kräftig zu.Andreas:
Das war für mich mehr wie eindeutig das Chris nach Hause möchte so wie es geht. Dass das Gespräch auch sehr positiv werden wird, wird Chris sicher sehr freuen. Ich sah die Erleichterung in seinen Augen. Als ob jemand sein flehen erhört hatte. Das die Pflege zu Hause nicht einfach werden wird, dessen sind wir uns alle bewusst. Anfangs wird es uns sicher einiges an Überwindung kosten in Chris seine Privatsphäre eingreifen zu müssen, aber ich bin mir sicher das er das nicht so schlimm finden wird wie von fremden Leuten gewaschen zu werden. Aber für meinen Bruder tue ich alles. Das was wir nicht machen können wird ein ambulanter Pflegediest machen. Soweit hatte ich mich schon erkundigt.Ich sah Chris seine bittenden Blicke die nun meine Gedanken bestätigten, das ich mit meinem Gefühl wirklich richtig lag. Ich gab ihm ich ein zarten Kuss auf die Stirn und verließ sein Zimmer um mit seinem Arzt zu sprechen. Es waren nur wenige Meter bis zu dem Büro.
Ich klopfte an und trat in das Zimmer ein, nachdem ich rein gebeten worden war. Gut eine halbe Stunde später hatte ich erreicht was ich mir vorgenommen hatte. Ich hatte mit dem Arzt die weiteren Schritte besprochen und die wollte ich Chris jetzt mitteilen. Er wartet bestimmt schon das ich zurück komme.
In einer Woche wird es soweit sein. Er soll noch etwas mehr Kraft in die Arme kriegen, so das auch der Logopäde mit seiner Arbeit beginnen kann. Zusätzlich zu der Physiotherapeutin soll dann auch noch ein Ergotherapeut mit ihm arbeiten, so das Körper und Geist gefördert werden können. Es wird Zeit das Chris sich verständigen kann und das man ihn auch verstehen kann was er uns mitteilen möchte.
Doch wir haben die Pläne ohne Chris seine Gefühlslage gemacht. Im positiven wie im negativen Sinne.
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First Love
FanfictionDiese Geschichte beginnt noch vor dem bahnbrechenden Erfolg der Ehrlich Brothers. Jeder der beiden hat sein eigenes Studium mit Abschluss hinter sich und arbeiten in einer festen Anstellung in einem Gymnasium und in einem Internat. Allerdings hegen...