38.Kapitel

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Chris:

Sandra ging es ein paar Tage nach der Geburt schon sehr viel besser so das wir mit unserer süßen Maus nach Hause durften. Jetzt sollte ich auch kennen lernen wie anstrengend und stressig das Familienleben sein kann und das Augenringe unter den Augen mein kleinstes Problem sein werden. Schlaf wird von nun an nachts überbewertet, weil die kleine noch keinen richtigen Schlafrhythmus hat. Dann kommt noch dazu das wir wegen den Auftritten viel unterwegs sind und Sandra sich dann alleine um die kleine kümmern muss. Ich kann sie ja nicht mitnehmen, weil ich ja vom Management als Single gelte, aber Sandra ist bei meiner Mutter und Ariane in guten Händen. Sie sind beide noch dazu total vernarrt in Fabienne.

Ich bin Mama so dankbar das sie so deutlich mit Sandra gesprochen hatte und sie so zum umdenken bewogen hatte nicht abzutreiben, anderenfalls wäre ich wahrscheinlich heute nicht so glücklich und froh darüber doch Vater für meine Tochter sein zu können, auch wenn es nur hinter verschlossenen Türen sein wird. Andreas wird mir sicher hin und wieder Tipps geben können, was Kinder angeht. Wir hatten inzwischen eine wunderschöne Wohnung gefunden, wo unsere kleine Prinzessin auch ihr eigenes Zimmer hat. Schön im grünen und mit großem Garten und das ganz in der Nähe von Andreas. Das Andreas Haus aber später mal einer Festung gleichen wird, weil es direkt auf dem Firmengelände steht und das Sandra und ich noch mal wegen Fans umziehen müssen sollten wir noch merken.

So gut wie es aber bei uns privat mit unseren eigenen beiden Familien lief, um so schlechter lief es bei meinen Eltern. Mir war es schon seit langem klar das dieser Zeitpunkt kommen würde und nun war es so weit. Ich weiß zwar nicht wie lange mein Vater noch durchhalten kann, aber seine Krankheit schreitet immer weiter fort.

Meiner Mutter ging es zwar äußerlich gut, aber innerlich kämpfte sie zusammen mit meinem Vater gegen den Krebs. Sie hatte ihre sonst so unerschütterliche Fröhlichkeit schon lange verloren und der Ernst zog täglich immer mehr in ihren Alltag und in ihr Herz ein. Viele Arzttermine und Kummer den sie in sich reinfrisst um uns nicht zu beunruhigen, hat ihr lachen verschwinden lassen und das hat nichts mit Magie zu tun. Jedenfalls versuchte sie es vor uns zu verbergen. Doch bei Andreas und mir klappte das nicht. Wir waren ohne das sie es bemerkte mental stark verbunden und fühlten ihre Sorgen um Papa.

Es ging noch fast 1 Jahr rum ohne das sich bei uns etwas verändert hatte. Sandra und Fabienne konnten nachts endlich durchschlafen, Andreas und ich waren mit der Magie im täglichen Trott und viel unterwegs und Mama kümmerte sich weiterhin um Papa. Unsere Firma vergrößerte sich stets weiter und brachte immer mehr Räume zum Vorschein, um alles unter zu bringen. Wir hatten nun richtige Büroräume um vernünftig arbeiten zu können und waren doch nah an den Menschen dran die wir lieben. Es war echt schon von Vorteil es bis zur Arbeit nicht so weit zu haben, denn auch unsere Arbeitstage wurden immer länger, was die wenige Zeit zu Hause bei unseren Ladies um so kostbarer werden ließ.

Sandra schickte mir fast täglich Videos von Fabi, weil sie sich so rasant entwickelte und man schon merkte das sie sehr pfiffig und agil ist. Da hat wahrscheinlich doch so das eine oder andere Gen von mir durchgeschlagen.

Heute hatten wir einen Termin der etwas weiter weg war und wir einen längeren Rückweg hatten. Es war schon spät und wir waren beide ziemlich erledigt und müde. Ich hatte heute schon den ganzen Tag ein komisches Gefühl im Bauch und Andreas auch. Während wir unterwegs waren wollten wir professionell sein und uns nichts anmerken lassen das es uns nicht so gut ging. Andreas merkte es mir aber an und sprach mich auf meine bedrückte Stimmung im Auto an. Ich sagte ihm das ich wegen Papa schon den ganzen Tag ein merkwürdiges Gefühl habe und fragte ihn wie es ihm geht. Er hatte scheinbar ähnliche Gefühle, nur konnte er sie besser verbergen als ich. Er bestätigte mir aber dann das er auch besorgt um Papa war. Wir wollten Mama zu Hause kurz noch mal anrufen und fragen ob mit unserem Vater alles ok ist. Was sie uns dann sagen wird, sollte uns aber von da an immer beschäftigen und hoffen lassen das er von Tag zu Tag wieder um sein Leben kämpfen wird.
Er weiß das für ihn die Zeit knapp wird und das Ende nicht mehr so weit weg sein wird. Doch auch wir werden bitter feststellen müssen das man die Zeit nicht zurück drehen kann sondern das sie gnadenlos weiter laufen wird und nicht still stehen wird.

Wie durch Intuition wählte ich wie ferngesteuert die Telefonnummer meiner Mutter. Es dauerte etwas bis sie ran ging. Das machte mich schon das erste mal stutzig, weil sie sonst immer recht schnell am Telefon ist, weil sie wissen will ob wir wieder gut zu Hause angekommen sind. Mir war sofort klar das da was nicht stimmte und schaute Andreas an, der mir meine Unsicherheit und meine Sorge sofort aus dem Gesicht ablesen konnte und die scheinbar unmittelbar auch auf ihn überging, denn er kam nun näher zu mir ans Telefon. Er wollte mithören, aber ich traute mich nicht das Gespräch auf laut zu stellen. Mein Gefühl sagte mir nichts gutes voraus und so sollte es auch kommen.

Andreas nahm mir das Telefon aus der Hand und stellte nun laut.

Andreas:
Mama, wir sind wieder zurück, aber ist bei Dir alles in Ordnung? Du hast uns heute lange warten lassen bis Du ran gegangen bist. Das machst Du nur wenn Du Angst hast uns schlechte Nachrichten zu überbringen. Stimmts? Chris schiebt hier neben mir schon Panik. Mama bitte sag uns das alles ok ist. Es ist so ruhig bei Dir.

Ich hörte meine Mutter nur noch schluchzen und konnte mir bildlich vorstellen wie meine Mutter bei sich zu Hause durchhing. Noch nicht mal der Fernseher lief. Pure Stille, die sich nun auch auf uns übertragen hatte. Ich ahnte bereits was jetzt kommen würde, aber ich wollte es nicht hören. Chris hat sich schon mit sich anbahnenden Tränen in den Augen in den Sessel bei uns im Wohnzimmer fallen lassen, weil er genau wusste wie sein Körper auf schlechte Nachrichten reagiert und das wird in Zukunft auch nicht das letzte mal sein das Chris gesundheitlich angeschlagen sein wird.

Chris:
Mama was ist mit Papa? Ich spüre das es ihm nicht gut geht.

Ich brachte es fast nur noch flüsternd raus, weil mir die Stimme immer mehr weg brach und Andreas schon nebenbei versuchte, mir ohne Worte Mut zuzusprechen. Am liebsten hätte ich schon alles an Tränen laufen lassen und wäre gerne davon gerannt, weil für mich dieser Moment unerträglich war auf die Antwort meiner Mutter zu warten.

Marlene:
Papa hatte heute einen Termin beim Arzt wegen seinen Werten. Es ging ihm heute morgen schon nicht gut wie wir losgefahren sind und in der Praxis hat er dann vom Kreislauf stark abgebaut. Seine Verfassung war so schlecht das er von der Praxis aus direkt in die Klinik gebracht wurde. Er wird jetzt gründlich überwacht. Wir können morgen dann auch zu ihm. Heute sollte er viel Ruhe haben, weil er auch ziemlich fertig war.
Andreas:
Wird Papa wieder auf die Beine kommen oder geht es jetzt nur noch bergab?
Marlene:
Das kann noch keiner sagen. Wir müssen abwarten, aber der Krebs ist ziemlich aggressiv und fordert seine ganze Kraft und die schwindet immer mehr. Es kann noch lange so weiter gehen oder es kann ganz schnell gehen. Dann müsst ihr da sein wenn ihr euch von Papa verabschieden wollt. Er hat es im Gefühl das es jetzt nicht mehr lange dauern wird. So hart wie es grade klingt. Dann hat er es geschafft. Ihr wisst was Papa euch dazu gesagt hat.
Chris:
Ich weiß, aber es tut trotzdem weh wenn es jetzt so nah ist. Wir kommen morgen vormittag rüber zu dir. Bis morgen Mama.
Marlene:
Versuch Dich jetzt zu beruhigen und geh schlafen. Papa ist in guten Händen.

Ich musste mich jetzt erst mal sammeln und wieder zu mir zu kommen. Es blutete mir grade das Herz das zu hören das es Papa so schlecht geht. Aber es war ja zu erwarten das es früher oder später so kommen wird, dass Papa den Kampf gegen den Krebs verlieren wird. Nach Hause wollte ich heute nicht mehr fahren, denn ich war jetzt nach der Nachricht gefühlsmäßig wie erschossen und mein Kreislauf war auch grade nicht der beste, was Andreas auch auffiel. Ich wollte einfach nur noch ins Bett und schlafen und hoffen das sich mein Gefühlschaos wieder legte. Ich schrieb Sandra nur noch kurz das ich heute bei Andreas schlafe und das Papa ins Krankenhaus gekommen ist und das es nicht gut um ihn steht. Ihre Antwort darauf ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Sie wünschte mir nach ein paar tröstenden Worten noch eine gute Nacht und ich ging mit heftigen Herzstichen, Magenschnerzen und einem miesen Gefühl ins Bett. Ich hoffte das sich alles wieder legen wird wenn ich zur Ruhe kommen werde, doch das Gegenteil wird heute Nacht der Fall sein, so das Andreas noch unseren Hausarzt kommen lassen wird, weil sich meine Albträume auch körperlich auswirken und es mein Bruder mit der Angst zu tun kriegt, weil ich nicht ansprechbar sein werde, weil ich in meinem Traum so gefangen sein werde das er mich nicht wachkriegt. 

Das auf mich heute Nacht ein Albtraum der besonderen Art zukommen wird, sollte ich dann später noch erfahren.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt