40.Kapitel

198 9 1
                                    

Chris:

Meine Nacht war verhältnismäßig ruhig, aber doch mit wenig Schlaf. Nicht nur das mich die Überwachung extrem genervt hatte, auch weil mir viele Gedanken durch den Kopf gingen. Warum war ich nach einem Albtraum im Krankenhaus gelandet und warum rückten die Ärzte nicht raus was mir fehlt? Marian hatte alles was er bei uns zu Hause schon veranlasst hatte weiter gegeben und jetzt musste ich auf die Ärzte hier vertrauen.

Ich fühlte mich heute morgen zwar schon nicht mehr so erschlagen, aber ich war doch noch ziemlich schwach auf den Beinen. Das merkte ich wie ich mit Hilfe einer Schwester ins Bad ging. Mein Kreislauf war das größte Problem weswegen ich nun hier liege. Sandra hatte das ja auch schon vorher bei letzteren Träumen bemerkt das ich danach richtig fertig war. Doch so heftig das ich in der Klinik lande war es bisher noch nicht.

Eine halbe Stunde später war dann Visite und da sollte ich auch noch die letzten Lücken in meinem Gedächtnis gefüllt bekommen. Ich hatte nicht nur Kreislaufprobleme wie sonst, sondern einen richtigen Black out, weshalb mir einiges vom Ablauf fehlte.

Der Arzt kam rein, begrüßte mich und blieb dann an meinem Bett stehen. Er schaute in meine Akte die er aufgeschlagen vor sich hatte.

Er fragte mich ob ich schon öfter so Black outs gehabt habe und er berichtete mir das dieser so heftig war das ich dadurch dieses mal einen Kreislaufzusammenbruch mit Atemstillstand gehabt habe.

Mir wich grade jegliche Farbe aus dem Gesicht als ich das hörte, denn mir war nun bewusst was bei Andreas zu Hause passiert war. Ich hatte in meinem Albtraum so fest gehangen das ich einfach aufgehört habe zu atmen. Ich hatte dem Arzt erzählt das ich einen Albtraum hatte und was darin passiert war.

Der Arzt stand mit dem Rücken zur Tür, so das ich nicht gesehen hatte das Andreas bereits im Zimmer an der Tür stand und er alles gehört hatte was ich erzählte. Durch Zufall ging er ein Stück bei Seite, weil er die Werte von der Nacht nachsehen wollte. Ich entdeckte dann meinen Bruder, der kreidebleich war und bat ihn zu mir. Der Arzt schaute mich an und ich meinte zu ihm, daß ich nichts vor ihm verheimliche. Nach seinem ok, kam er dann zu mir und setzte sich auf der anderen Seite vom Bett zu mir und hörte weiter mit zu.
Das der Kreislauf wegen einem Albtraum so weg war machte ihm doch Sorgen. Das Andreas aber noch mehr mitbekommen hatte bevor er Marian anrief, sollte ich gleich von Andreas noch erfahren wenn die Visite durch ist.

Soweit ging es mir grade wieder gut, bis auf das ich noch hier bleiben muss, weil man rausfinden wollte warum das so passiert war. Man wird mich jetzt richtig auf Herz und Lunge durchchecken. Der Arzt sagte mir das ich noch zum MRT muss um einen Hirntumor auszuschließen und dass das Herz noch gecheckt wird, weil mein Blutdruck eine Katastrophe ist. Ich hab also noch einige Untersuchungen vor mir. Die Krönung des ganzen war, als er sagte das ich noch für mindestens 2 Nächte ins Schlaflabor soll um meinen Schlaf zu überwachen. Es sollte rausgefunden werden, ob wirklich meine Albträume für meine so starken körperlichen Reaktionen dafür verantwortlich sind. 

Er sagte zum Schluss nur noch zu mir ,,Eins steht fest. Hätte ihr Bruder nicht so schnell reagiert, hätte ein folgender Herzstillstand den Rest erledigt und sie wären heute vielleicht nicht mehr am leben".

Die Sätze hatten jetzt bei uns beiden gesessen und verschlug uns die Sprache. Ich fragte nach den Blutwerten die von Marian abgenommen wurden. Der Arzt sagte mir daraufhin das noch nicht alle Ergebnisse da sind, er mir aber Bescheid gibt so wie die ausstehenden Werte da sind. Auf die Nachfrage hin welche Werte noch fehlten, bekam ich den nächsten Schock als er sagte das auf die Bitte meines Bruders ein ausgedehntes Krebsscreening gemacht werden soll.

Andreas drückte es schlagartig die Tränen in die Augen als er meine Reaktion darauf sah, so das er aufstand und zum Fenster lief um sein betroffenes Gemüt vor mir zu verbergen. Doch mein Herz fühlte auch seinen Schmerz. Seine Angst das er mich letzte Nacht hätte verlieren können und ich hätte davon nicht mal was mitbekommen. Jetzt wurde auch mir der Ernst der Lage klar und ich fügte mich dem, was mir die Ärzte rieten, um wieder auf die Beine zu kommen.

Der Arzt ging und mein Bruder und ich waren jetzt allein im Zimmer. Stille. Fast Totenstille würde ich sagen. Andreas wendete sich dann doch wieder zu mir und setzte sich wieder zu mir ans Bett.

Chris:
Andreas, bitte sieh mich an. Was ist gestern Nacht bei Dir wirklich passiert? Du weißt doch mehr als die Ärzte wissen? Oder?

Andreas:
Ich hatte noch mal nach dir gesehen weil ich wusste das dir die Nachricht das Papa im Krankenhaus liegt ziemlich nah gegangen war. Ich ahnte das Du heute Nacht unruhig schlafen würdest und habe in regelmäßigen Abständen reingeschaut nachdem Du eingeschlafen warst, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Ich hatte noch was im Arbeitszimmer vorbereitet als ich dich schrecklich schreien gehört hatte. Das ging mir auch durch und durch. Deswegen bin ich schnell zu dir. Du warst klatsch nass geschwitzt und hast dich im Schlaf hin und her gewälzt. Ich hab versucht dich zu wecken, doch Du hast nicht reagiert. Im Gegenteil. Dein Herz hat gerast und du warst nicht wach zu kriegen. Egal was ich versucht hatte. Rütteln, an die Wangen klatschen, ansprechen, nichts. Absolut nichts. Dein Herz schlug immer schneller. Ich dachte fast das Du jeden Monent einen Herzinfarkt kriegen würdest. Ich habe es mit der Angst zu tun gekriegt und hab Marian angerufen. Selbst er hat dich nicht wachgekriegt. Dann hast Du plötzlich aufgehört zu atmen und lagtst da ohne Dich zu bewegen. Darauf hin hat Marian den Krankenwagen gerufen. Er hat Dir Zugänge gelegt, Sauerstoff gegeben und hat dir was gespritzt das sich Dein Kreislauf wieder stabilisiert. Er hat es Gott sei Dank hinbekommen das Du wieder angefangen hast selber zu atmen. Hättest Du nicht wieder von selbst angefangen zu atmen und wärst nicht wieder zu dir gekommen hätte auch dein Herz noch stehen bleiben können, als Folge der fehlenden Atmung. Ich hatte so Angst um dich und war froh als Du endlich wieder zu Dir gekommen bist. Das war verdammt knapp Christian. Marian weiß das Papa Krebs hat und er hat mir empfohlen uns beide testen zu lassen. Deswegen hab ich gesagt er soll es bei dir jetzt schon machen, wo Du so akut Probleme hast. Du weißt wie es bei Papa angefangen hatte. Ich war heute morgen schon bei ihm in der Praxis und hab mir auch Blut abnehmen lassen. Wir können jetzt nur beide hoffen das wir die Krebsmarker nicht in uns tragen und wir Angst haben müssen das bei uns auch irgendwann der Krebs, egal welcher, ausbrechen wird. Er rät uns das jährlich regelmäßig überprüfen zu lassen, zumal bei Papas Seite der Krebs bereits aufgetreten ist und er es in seiner Genetischen Linie weitergeben kann. Somit würde es uns dann als seine Söhne betreffen, was ich nicht hoffen will. Auf diese Werte wartet der Arzt.
Was hast Du geträumt Chris, das Du so reagiert hast?
Chris:
Ich hab gesehen wie ich nach einem Gespräch zwischen Dir und Sandra mit inneren Blutungen im OP gelandet bin. Ihr habt euch davor unterhalten ob Sandra mich wirklich verlassen wird oder nicht. Ihr habt noch über einige andere Themen gesprochen, was sich dann im Anschluss auf meinen Gesundheitszustand ausgewirkt hatte. Ich konnte alles genau mitverfolgen bis ich wieder aufs Zimmer gekommen bin. Das der Arzt in meinem Traum sagte das ich aus dem Koma vermutlich nicht mehr aufwachen werde, oder wenn ich doch aufwache, ich danach dann wahrscheinlich ein Pflegefall werden kann, weil mein Rücken total hin ist, konnte ich nicht glauben. Das hatte mir den Rest gegeben und so wie es aussah hat sich das auch so krass auf meine Gesundheit ausgewirkt. Ich frag mich inzwischen was das alles zu bedeuten hat. Ich hab kressliche Albträume und Sandra hat schon einige Vorahnungen was Papa betrifft. Ich hab echt Angst dass es nochmal so ausarten kann.
Andreas:
Du wirst wieder fit glaub mir und wir gehen da jetzt positiv ran, dass wir keine schlummernden Krebszellen in uns haben. Warte erst mal die Ergebnisse ab.
Chris:
Du auch. Weiß Mama schon Bescheid das ich hier bin?
Andreas:
Ja, sie weiß es von mir, sie sitzt 4 Zimmer weiter bei Papa und erklärt ihm grade alles. Ich bin mir sicher das Papa das auch ziemlich mitnehmen wird, das es dir so schlecht geht. Mama war echt geschockt als ich ihr alles gesagt habe. Sandra ging es nicht anders. Mama geht nachher wenn sie hier war mit der kleinen etwas spazieren das Sandra auch zu Dir kommen kann. Sie ist genauso fix und fertig.
Irgendwie ziehst Du das Pech magisch an. Irgendwann kostet es dir mal den Kopf.
Chris:
Lass die Scherze. Ich kann mir besseres vorstellen wie hier drin zu liegen. Ich hasse Krankenhäuser und vor allem wenn ich selber drin liege.
Ich hasse Spritzen und hab trotzdem zich Nadeln in meinen Armen stecken. Was soll denn das Schlaflabor bringen? Nur das ich vermutlich wieder in den Albträumen fest hänge und ich wieder Atemaussetzer habe.?
Andreas:
Dann wissen sie aber das es wirklich mit den Träumen und deinen Gefühlen zusammen hängt. Das ist jetzt das wichtigste das rauszufinden ob es wirklich so ist. Sonst wachst Du wahrscheinlich wirklich mal nicht mehr auf.

Ich weiß das Andreas es wirklich nur gut meinte und versuchte mir Mut zu machen um das durchzuhalten. Doch die zwei Nächte im Schlaflabor würden mir noch so einiges an den Tag bringen und es wird sich zeigen das die Überwachung noch sehr sinnvoll sein wird.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt