104. Kapitel

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Chris Gedanken:

Warum musste Sandra uns nur so früh verlassen? Hätte es nicht jemanden anderes treffen können?dachte ich mir während ich schluchzte und mit meinen Tränen kämpfte die einfach nicht aufhören wollten zu laufen und mir immer weiter die Wangen runtertropften und auf dem Bett landeten und nasse Flecken auf der Bettdecke hinterließen.

Vielleicht hätten wir das alles wieder hinbekommen können, wenn man uns die Chance dazu gelassen hätte. Meine Trauer wird man mir nicht nehmen können und die möchte ich mir auch nicht nehmen lassen. Immerhin hatten wir auch viele schöne Jahre zusammen, an die ich mich gerne zurück erinnere. Fabi ist jetzt heute erst richtig bewusst geworden das ihre Mama nicht wieder kommt. Es hat mir im Herzen weh getan sie so traurig zu sehen. Es gibt viele Kinder die ihre Mutter verlieren, aber das es ausgerechnet meine Tochter trifft hatte ich nicht erwartet. Nur gut das sich meine Familie um sie kümmert und sie jetzt aufhängt, weil ich es nicht kann, auch wenn ich es noch so gerne tun möchte.

Die Beerdigung war für mich heute echt heftig mitzuerleben auch wenn ich nicht direkt vor Ort dabei sein konnte. Mein Bruder hat zwar oft dumme Ideen, aber mich per Video dazu zu holen war echt genial, auch wenn mir beinahe das Herz dabei zersprungen wäre.

Gott sei Dank war Melanie heute bei mir und hatte mir mental beigestanden. Ihr hat es sichtlich genauso weh getan mich so leiden zu sehen. Ich merkte jetzt das erste mal wie emotional und liebevoll sie sein kann. Auch wenn sie zwischendurch an ihren Bruder dachte, sah ich das ihr dabei das Herz blutete, denn die Beerdigung ist auch erst ein paar Tage her und ihre Trauer um ihn ist auch noch recht frisch. Sie verarbeitet das grade und ich werde das auch verarbeiten müssen. Ich möchte einfach nur wieder in mein normales Leben zurückfinden, aber warum legt man sich selbst solche großen Steine in den Weg die nur schwer wegzuräumen gehen, emotional wie körperlich.

Die Beerdigung hatte mich so aufgewühlt das Melanie den Arzt hat kommen lassen, weil sie mich nicht mehr beruhigt bekam und sich meine Werte verschlechtert hatten. Auf Beruhigungsmittel war ich ja nicht wirklich scharf, aber für den Arzt und meine jetzige Verfassung wohl das
Bessere zur Zeit. Ich sollte mich mal richtig ausschlafen und zur Ruhe kommen. Meine Gedanken kreisten aber trotzdem auch noch im Unterbewusstsein weiter und so fing ich wieder an zu träumen und begegnete Papa. Ich war eigentlich etwas sauer auf ihn das er mir Sandra genommen hatte. Aber im weiteren Verlauf erklärte er mir warum alles so gelaufen ist wie es letztendlich geschehen war. Ich hörte gut zu und versuchte zu verstehen. Doch so wirklich konnte ich das nicht verstehen, welcher Sinn dahinter steckte. Er sagte nur,, Es gibt nur eine wahre Liebe und die war nicht Sandra. Aber sie ist wieder geboren worden in Louisa. Sie wird noch eine Chance kriegen sich zu bewähren. Was die wahre Liebe betrifft musst Du dich öffnen und sie zulassen. Die Zeichen sind da. Du musst nur dein Herz öffnen und auf die Zeichen hören. Glaub mir. Auch wenn es dir schwer fallen wird, wirst Du noch den richtigen Moment erkennen."

Ich wachte wieder auf und ließ mir meinen Traum noch mal Revue passieren.

Mein Bruder war schon weg wegen den Kindern, aber als ich mich langsam drehte sah ich in Melanies traurigen Augen, die an meiner Seite saß, mir die Hand hielt und leise in sich hinein weinte. Immer wieder tropften vereinzelte Tränen auf den Boden vor ihr und ich spürte wie sie genauso innerlich zerrissen ist wie ich es bin. Ich drückte nun auch ihre Hand um sie aus dieser Situation raus zu bekommen. Irgendwie spürte ich plötzlich wie mich eine wohlige Wärme durchströmte als sie ihren Kopf anhob und mich mit nassen Augen ansah. Ob es ihr wohl genauso ging? fragte ich mich grade, denn sie sprach nicht und versuchte ihre Tränen die ihr in den Mund liefen wieder runter zu schlucken. Nur zu gut kannte ich den salzigen Geschmack der Tränen die einem immer wieder klar machen dass das Leben nicht immer nur süß ist und oft einen herben Nachgeschmack hinterlässt. Ich hatte es nun durch meinen schweren Unfall direkt miterleben müssen das nicht immer alles glatt geht. Ich hatte auch gelernt das man bei den Fans nicht immer alle über einen Kamm scheren kann, sondern das man da Unterschiede machen sollte und sich nicht der Liebe verwehren sollte, auch wenn diese vielleicht direkt unter ihnen zu finden sein könnte. Ich hatte mir immer geschworen nichts mit Fans anzufangen, um unser Privatleben vor der Presse zu schützen und um zu verhindern das diese Firmengeheimnisse ausplaudern könnten. Doch durch Melanie hatte ich jetzt darauf eine ganz neue Sichtweise bekommen, was mir auch mein Bruder versucht hatte klar zu machen, daß ich auf mein Herz hören sollte. Ich sträubte mich so sehr dagegen das ich mein wahres Glück gar nicht vor mir sah. In wahrsten Sinne des Wortes, vor mir. Nach diesem Traum und den deutlichen Worten meines Vaters lockerte sich intuitiv ein Knoten bei mir, denn die Meinung meines Vaters ist mir auch nach wie vor sehr wichtig und wenn er uns in unseren Träumen den Kopf wäscht. Er lässt uns nicht im Stich und das beruhigt auch Andreas ungemein. Ich bin mir sicher das ihm ein riesen Stein vom Herzen fallen wird, wenn er merkt das es mir allmählich etwas besser geht. Mein Leben hat langsam wieder einen Sinn und ich musste mir nun eingestehen das mein Schwur, nach Sandra nie wieder eine Beziehung einzugehen keinen Bestand mehr haben wird, denn Papa zeigte mir das Melanie ein wichtiger Teil in meinem Leben sein wird.

Da gibt es nur ein Problem. Mein Kopf sagt nein zu einer Beziehung und mein Herz hängt noch immer an Sandra und auch Melanie merkt das mein Herz noch nicht für sie frei ist. Das verunsichert sie im Umgang mit mir. Ich bin noch hin und her gerissen, weil ich den Kopf einfach nicht frei habe.

Aber mir sind ihre zarghaften Annäherungen von ihr nicht entgangen, aber wie ich damit umgehen soll weiß ich noch nicht wirklich. Sie weiß das ich noch Zeit brauchen werde, aber so wie ich sie einschätze, wird sie warten wenn ihr was an mir liegt und sie nicht nur den Star in mir sieht. Das wird eine harte Bewährungsprobe für sie sein, ob sie ihr Fanleben für mich ablegen wird. Ich sehe nur was sie grade mir gegenüber zeigt. Um mich neu zu öffnen, kennen wir uns auch noch nicht lange genug um für mich zu entscheiden, ob ich ihr meine Gefühle zeige oder nicht. Vielleicht schlägt ja doch noch der Blitz ein, so wie es damals bei Sandra war, denn nicht selten gibt es auch die Liebe auf den zweiten Blick und die hält dann ewig.

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