Andreas:
Eine Woche später:
Die nächste Woche verging wie im Flug. Chris und Melanie verbrachten wenn sie keine Patienten hatte viel Zeit miteinander. Auch wenn Chris bisher immer noch nicht spricht verstehen sich ihre Herzen weiterhin ohne Worte. Auch wenn die Übungen für Chris teilweise sehr schmerzhaft sind, beisst er sich da durch und macht so langsam seine Fortschritte. Seine Arme werden langsam kräftiger, so das er auch wieder allmählich Kraft in den Händen hat und schon einige leichte Gegenstände selber halten kann. Der Rest ist immer noch steif, was ihn zwischendurch auch immer mal wieder schmerzhaft klar macht, was dieser Unfall wirklich für Auswirkungen hatte und das es Zeit und Geduld für alles braucht und Geduld ist für meinen Bruder der vorher ein Arbeitstier war ein Fremdwort. Nun hat er aber keine Wahl und muss den Weg gehen der vor ihm liegt und wenn er noch so steinig und uneben sein wird. Aber bis er selber wieder alles machen kann, wird das noch einige Zeit dauern und er wird auch das Eine oder andere mal seine emotionalen Tiefpunkte haben und wird sich fragen warum das alles passieren musste. Was hat er nur falsch gemacht das er vor so harte Prüfungen gestellt wird. Da zeigt es sich mal wieder wie gleich wir doch sind. Ich hätte mir sicher die selben Fragen gestellt.
Ich weiß nicht wie lange er sein Handy nicht mehr hatte, aber jetzt ist der Zeitpunkt da, wo er sich wieder mehr damit beschäftigen will. Er will sich mal bei unseren Fans melden, was ich bisher immer gemacht habe um die Medien von uns fern zu halten. So lange die immer regelmäßig Futter gekriegt haben waren die ruhig. Er wollte wissen was so in der Welt los ist und wollte raus aus seiner Isolation und dafür kämpft er sich Tag für Tag zurück.
Chris war voller Energie seit seinem Traum, aber das er noch immer kein Gefühl im unteren Teil seines Körpers hatte deprimierte ihn immer wieder. Bis zur Brust konnte er sich bewegen, aber alles darunter blieb bisher ohne Gefühl. Er fragte sich immer wieder was wohl wäre wenn er im Rollstuhl sitzen würde und er gar nicht mehr laufen können wird. Der Gedanke das er gelähmt bleiben könnte, ist für ihn grade unerträglich und nur schwer zu akzeptieren. Aber was bringt es wenn der Wille da ist aber der Körper, warum auch immer nicht will? Ist er so blockiert das die Seele sagt ,,Stopp Du brauchst Zeit um zu heilen?" Es tut mir so weh ihn so zu sehen, aber er ist ein Kämpfer und wir werden ihn immer wieder daran erinnern wofür er kämpft.
Heute war er besonders geknickt, als ich zu ihm kam und Melanie sah auch nicht wirklich besser gelaunt, aber geschockt aus. Noch wusste ich nicht das mich gleich die nächste Hiobsbotschaft erreichen sollte. Das mein Bruder immer noch kein Gefühl Brust abwärts hatte, war natürlich auch durch die Berichte von Melanie und den Ärzten aufgefallen. So hatte man sich entschlossen bei Chris heute noch mal gründlich die Wirbelsäule durch zu checken. Er war noch ziemlich müde von der Untersuchung, wie mir Melanie grade berichtet hatte. Er wurde dann zur Sicherheit, um nichts zu übersehen komplett von Kopf bis Fuß durch das MRT-Gerät geschoben und es wurde alles Stück für Stück auf Bildern fest gehalten. Chris war grade erst wieder zu sich gekommen als ich mich mit Melanie eben unterhalten hatte. Ergebnisse hatten sie noch nicht, denn die Auswertung kann wohl noch dauern meinte sie zu mir.
Da war mir klar, dass falls sie was finden, das Chris heute nicht nach Hause kommen wird. Wir konnten jetzt erst mal nur abwarten bis der Arzt zu uns kommt und uns die Ergebnisse mitteilen wird. Das warten war die Hölle. Nicht nur für mich. Am meisten machte es natürlich meinem Bruder zu schaffen, nicht zu wissen wie es weiter gehen wird.
Nach gut einer Stunde kam dann der Arzt zu uns. Ich sah ihn schon kommen und er hatte Bilder dabei. Ich ließ mir nichts anmerken, aber ich ahnte nicht gutes. Dann betrat er das Zimmer und auch Chris sah das er Aufnahmen dabei hatte. Jetzt waren alle unsere Hoffnungen das er heute heim darf dahin. Das leuchtete jetzt auch ihm ein und Melanie nahm sofort seine Hand und hielt ihn fest.
Er zeigte ihm genau die Stelle ab der er kein Gefühl hatte auf den Bildern. Das war auch für die Ärzte eine Stelle wo sie sich nicht sicher waren ob da was gebrochen sein könnte, weil alles zu geschwollen war. Dadurch das man erst jetzt richtig mit ihm arbeiten kann ist dieser Bruch der dort auf den Bildern jetzt zu sehen ist, nicht sofort bemerkt worden. Die Bruchstelle drückt da alles ab und das erklärt das er noch kein Gefühl in den Beinen hat.Für Chris heißt es jetzt in der nächsten Stunde in den OP, den Bruch richten und hoffen das danach alles gut gegangen ist und für ihn geht das hoffen weiter, dass der unentdeckte Bruch nicht zu großen Schaden hinterlassen hat. Der Arzt wollte ihm noch etwas Zeit geben das zu verarbeiten, das er nicht nach Hause kommen kann und das er statt dessen gleich noch ein weiteres mal operiert werden wird. Ich bete zu Papa das er alles gut übersteht und er wirklich wieder auf die Beine kommen wird.
Ich beobachtete die beiden als der Pfleger ihn abholte, denn die OP ist nicht ohne Risiko und das wissen auch er und besonders auch Melanie genauso. Sie wird ihn entweder auf die Beine trainieren oder auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten müssen und dessen sind sich beide bewusst. Er hatte Tränen in den Augen als er an mir vorbei durch die Tür geschoben wurde. Ich hielt noch mal kurz seine Hand und sagte ihm noch ein paar tröstende Worte. Aber erst neulich hatte ich das Gefühl das er mir nicht glaubte. Eine andere Wahl hatte er aber auch nicht. Im Gegenteil. Es ist seine einzigste Chance und Chris weiß das ganz genau. Ich spürte förmlich seine Panik die er vor mir ausstrahlt in meinem Herzen und wenn Mama das jetzt wüsste, würde es ihr vor Angst auch das Herz mit zerreißen. Ich versuchte es vor ihm zu verbergen und ruhig zu bleiben, aber er merkte das ich innerlich genau so aufgewühlt bin wie er selbst auch. Melanie sah er hinter sich schon nicht mehr und das war auch gut so, denn ihr liefen aus Sorgen um ihn die Tränen. Jetzt mussten wir den Ärzten vertrauen das sie die richtigen Entscheidungen treffen und er ohne Komplikationen wieder aus der Narkose aufwacht. Ich begleitete ihn mit Melanie noch mit bis zum OP und dann konnten wir nur warten.
Melanie blieb im Wartebereich sitzen, während ich vor die Tür ging und Mama über alles informierte. Sie war geschockt über die Nachricht, denn sie hatte etwas anderes erwartet, so freudig wie sie den Hörer abgenommen hatte. Doch die Entäuschung und Sorge um Chris war auch bei ihr nicht zu überhören. Ich sagte ihr das ich bei ihm bleiben werde bis ich was weiß und bis er wach ist. Das beruhigte sie erst mal für den Augenblick, so das ich wieder zurück zu Melanie gehen konnte und sie von ihrer Sorge um meinen Bruder etwas ablenken konnte. Doch so richtig klappte das nicht und sie lief immer von einem zum anderen Ende des Ganges. Ihre Nervosität musste einfach raus, auch wenn es mich mit nervös machte. Wir hatten in unserer Familie ja schon öfter solche Situationen, aber für Melanie war das neu, dass sie sich um jemanden sorgte.
Ich hatte das Gefühl das ihr etwas zu schaffen machte, was sie uns bisher noch nicht gesagt hatte, oder was sie uns noch nicht anvertrauen wollte. Doch noch ist es ein Geheimnis was sie für sich hütet.
Aber ob sie es lüften wird, wird die Zeit mit sich bringen und es wird davon abhängen ob sie Chris voll und ganz vertraut, denn für Chris ist Ehrlichkeit und Offenheit das allerwichtigste in einer Beziehung. Dann wird sie es selbst bestimmen, ob ihre Beziehung eine Zukunft haben wird oder nicht. Jedenfalls konnte man spüren das sie nach Liebe hungert und ich frage mich tatsächlich was da passiert sein muss das man sich nach echter Liebe sehnen muss !!!.
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First Love
FanfictionDiese Geschichte beginnt noch vor dem bahnbrechenden Erfolg der Ehrlich Brothers. Jeder der beiden hat sein eigenes Studium mit Abschluss hinter sich und arbeiten in einer festen Anstellung in einem Gymnasium und in einem Internat. Allerdings hegen...