Chris:
Peinlich darüber berührt, dass unsere Crew mitbekommen hatte wie ich unter meinen komplexen Albträumen litt, setzte sich der Bus wieder in Bewegung. Sie hatten grade mehr privates von mir mitbekommen, als es mir lieb war und das war schon sehr unangenehm für mich. Gut das mein Bruder so gut reagiert hatte und bei mir geblieben war.
Einige von ihnen versuchten noch mal bei mir selber nachzufragen, aber ich zog dann den Vorhang meiner Koje zu und weinte unter den letzten Erinnerungen an meinen Traum so eingerollt wie es in der Kabine nur ging leise vor mich hin. Unsere Crew wusste dann ganz genau das wir unsere Ruhe haben wollen und ließen von mir ab.
Andreas regelte dann den Rest mit der Ansage das sie mich einfach in Ruhe lassen sollen und das ich selber drüber rede, wenn ich darüber reden wollte. Er sagte ihnen das sie sich deswegen aber nicht all zu große Hoffnung machen sollen, weil ich nicht gerne über mein Privatleben rede. Er wies sie an sich auf die Arbeit zu konzentrieren und mit dem weiter zu machen was sie grade taten.
Dadurch das Andreas direkt neben meiner Koje stand konnte ich alles hören was er sagte und entspannte mich dann wieder etwas, weil ich wusste das mich außer Andreas niemand stören würde bis wir an der nächsten Halle ankommen werden.
Er wusste grade als einzigster wie es mir wirklich ging und das ich mir mehr Sorgen darüber machen würde wie ihm lieb war. Ich wollte versuchen zu schlafen, aber mein letzter Traum wühlte mich innerlich doch sehr auf. Ich hatte wieder neue Details erfahren die ich in meinem Kopf sortieren und verarbeiten musste und im geheimen hoffte ich das sich der Unfall von dem ich geträumt habe nicht passiert.Die Zeit ging aber doch schneller rum als ich dachte und so kamen wir in Minden an der Halle an. Die Trucks wurden ausgeladen und ich war immer noch völlig fertig, weil ich in der Nacht nicht schlafen konnte. Ich brauchte jetzt frische Luft.
Ich zog mir was bequemes an und ging etwas in der Nähe spazieren. Durch meine Kappe und meine normalen Klamotten war ich nicht zu erkennen und ließ mich auf einer Bank am Wegrand nieder. Ich stützte mich auf meine Knie und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Händen und machte mir Gedanken über Sandra und mich. Könnte ich mich so in ihr getäuscht haben? Das sie mir nicht vertraut und an meiner Liebe zu ihr zweifelt? Hatte ich ihr Gründe gegeben mir zu misstrauen? Und noch was rappelte mir im Kopf rum, was sie bei Andreas angedeutet hatte. Ist sie wirklich Schwanger und ich werde noch mal Vater? Bisher ist unsere Tochter aus Liebe entstanden.
Das ergibt alles keinen Sinn. Warum nur träumte ich dann so etwas? Ich war völlig vertieft in meinen Gedanken als ich merkte das neben mir jemand saß und mich in eine enge Umarmung schloss. Ich schreckte im ersten Moment zusammen, bis ich merkte wer es war. Andreas hatte so wie es aussah mitbekommen das ich mich weggeschlichen hatte und war mir gefolgt. Er wusste das ich das nicht einfach so stehen lassen konnte und danach Zeit für mich brauchte. Er kannte mich in letzter Zeit doch am besten und wusste genau was ich brauchte. Seine starken Arme taten so gut. Es fühlte sich an als ob Papa noch hier wäre, der mich auch immer sehr beherzt und kräftig in die Arme schloss. Andreas hatte tatsächlich mehr von Papa wie er denkt. Er hat seinen Beschützerinstinkt seit Papas Tod nie abgelegt und das kam mir grade wirklich zu Gute. Ich ließ meine Gefühle und meinen Gedanken bei Andreas im Gespräch mit ihm freien Lauf, denn wir nahmen uns seit langem mal wieder Zeit ein offenes Gespräch zu führen. Uns war es hier und jetzt egal wer uns grade auf dem Handy anrief oder nach uns verlangte weil irgendwas schief lief. Das kam in letzter Zeit nämlich viel zu kurz.
Nun wurde mir auch klar das ich mich mehr um Sandra kümmern muss und mit ihr mehr Zeit verbringen sollte. Doch das diese Einsicht zu spät kommt sollte ich heute noch merken.
Mein Bruder hatte so wie Papa es sonst auch immer geschafft hatte, geschafft mich aufzubauen. So liefen wir zusammen dann etwa eine Stunde später wieder zurück zur Halle. Jetzt holte uns die Arbeit wieder ein und wir hatten nur für unseren Job zu tun. Sicherheit geht vor, und das war mir immer am wichtigsten.
Die ignorierten Anrufe waren wie ich später sah von Sandra. Doch ich hatte keine Zeit sie zurück zu rufen. Die Zeit drängte, denn uns fehlte jetzt die eine Stunde die wir dort auf der Bank saßen.
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First Love
FanfictionDiese Geschichte beginnt noch vor dem bahnbrechenden Erfolg der Ehrlich Brothers. Jeder der beiden hat sein eigenes Studium mit Abschluss hinter sich und arbeiten in einer festen Anstellung in einem Gymnasium und in einem Internat. Allerdings hegen...