93. Kapitel

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Andreas:

Ich ging nach draußen und stellte mich dem anstehenden Gespräch was der Arzt mit mir führen wollte. Er stellte sich mir vor, während mich  Chris von drinnen weiter kritisch beobachtete, denn ihm war die Situation grade genau so suspekt wie mir in diesem Augenblick und gerade nachdem was ich ihm zuvor gesagt hatte. Nur konnte er nichts tun, sondern einfach nur zusehen, während ich meine Gefühle extrem kontrollieren musste, um mich nicht vor meinem Bruder zu verraten.

Noch war ja nichts passiert was ich vor ihm verbergen muss. Doch in wenigen Sekunden werde auch ich mich nicht mehr beherrschen können und werde mir überlegen müssen wie ich das meinem Bruder erklären muss was mir der Mediziner jetzt sagen wird. Dann gab er mir noch zur Begrüßung die Hand. Dabei sah ich  ihm schon an das er bereits da nach den richtigen Worte suchte. Er versuchte sein Gesichtsausdruck trotz allem neutral zu belassen was ihm aber schwer fiel, weil er mir schon ansah das ich nur noch wissen wollte warum man mich von meinem Bruder weg holen würde.

Dr. Lange:
Hallo ich bin Dr.Lange. Sind Sie Herr Reinelt?
Andreas:
Welchen meinen Sie uns? Meinen Sie mich Andreas? Oder meinen Bruder Christian?
Dr.Lange:
Ich meine Sie, ich bin hier Unfallarzt in der Notaufnahme und habe vor zwei Stunden eine Patientin rein bekommen die auch Reinelt heißt. Eine Sandra Reinelt um es genau zu sagen. Wessen Frau ist sie denn jetzt?
Andreas:
Sie ist die Exfrau von meinem Bruder. Die beiden sind jedoch erst seit kurzem geschieden. Sie erwartet aber in Kürze das zweite Kind von meinem Bruder. Was ist passiert? Ich gebe es später meinem Bruder weiter.
Dr.Lange:
Sie ist in einen Unfall verwickelt worden und war eingeklemmt. Sie ist leider noch auf dem Weg hier in die Klinik wegen innerlichen Blutungen verstorben. Das Kind konnte aber noch durch einen Notkaiserschnitt gerettet werden und wird jetzt auf der Kinderstatiom hier vor Ort weiter versorgt. Es ist ein kleines Mädchen und ist kerngesund. Sie hat es gut geschafft weil die Mutter genug Fruchtwasser hatte, wodurch sie sehr gut geschützt war. Es musste alles schnell gehen.
Andreas:
Was ist denn genau passiert?
Dr.Lange:
Da müssen Sie mit der Polizei sprechen die weiß die Einzelheiten. Die wird auch noch mal auf sie zu kommen. Deswegen sagen sie ihm es so schnell wie möglich, bevor die Polizei schneller ist. Sie müssten nur kurz mitkommen und mir sagen ob es wirklich die Ex- Frau von ihren Bruder ist. Möchten sie ihre Nichte sehen?
Andreas:
Ich komme mit. Ich sage es ihm später. Das wird ihn hart treffen sie war seine groß Liebe. Haben sie sonst noch jemandem Bescheid gesagt?
Dr.Lange:
Nein noch nicht. Wir haben nur von ihrem Frauenarzt gegsagt bekommen das sie hier sind und wir ihnen alles mitteilen sollen und sie dann den Rest übernehmen, was ihren Bruder betrifft.
Andreas:
Das ist sehr nett von Ihnen, danke. Ich benachrichtige ihr Mutter, die betreut zur Zeit ihre große Tochter. Das wird für das Kind auch hart, die Mutter verloren zu haben.
Dr.Lange:
Wer betreut dann dann das Baby  wenn es entlassen wird?
Andreas:
Meine Frau und ich nehmen die Kinder zu uns. Sie hat das vorher schon alles amtlich geregelt, weil sie nicht wollte das sie ins Heim müssen. Sie wollte das die Kinder bei uns in der Familie bleiben. Ihre Schwester Fabienne hat dann Spielkameraden in ihrem Alter und wenn mein Bruder wieder fit ist wird er sie als Vater zu sich nehmen. Mein Bruder hat nur eine Bitte was Louisa betrifft. Er ist sich nicht sicher ob sie von ihm ist und möchte einen Vaterschafttest machen lassen. Wer kann sich darum kümmern?
Dr.Lange:
Das macht dann die Station hier. Sagen sie nur Bescheid, dann wird alles in die Wege geleitet, das ihr Bruder die Probe abgeben kann. Sie halten als Familie ja super zusammen.
Andreas:
Wenn wir das nicht tun würden, wäre mein Bruder schon längst nicht mehr am Leben.
Dr.Lange:
Meine Hochachtung und mein Respekt für sie, das sie ihr Privatleben so aus der Öffentlichkeit halten können. Wir sind da.
Andreas:
Das sehen wir als unsere Pflicht unsere Familien zu schützen. Mein Bruder liegt seit Monaten wegen seiner Exfrau hier in der Klinik, weil sein Privatleben wegen ihr an die Öffentlichkeit getragen worden ist, aber sie haben eine Verpflichtung als Eltern und die nimmt mein Bruder auch sehr ernst.
Dr.Lange:
Das merkt man.
Andreas:
Dann halten Sie sich bitte auch an die Schweigepflicht. Mein Bruder wird damit jetzt noch genug daran zu knabbern haben, das mit den Medien regele ich das selber.

Mein Bruder sah mir von drinnen an das mir der Schock über diese Nachricht ins Gesicht geschrieben stand und ich bemerkte nach einem Blick zu ihm das er ahnte, dass etwas schreckliches passiert war. Meine Tränen liefen auch und Christian wusste ganz genau das ich selten weine, weil ich schon immer der stärkere von uns war und nicht oft meine Fassung verliere. Doch dieses mal war es so. Dr.Lange hatte mir die für Chris schlimmste Nachricht überbracht und ich hatte nun die Aufgabe es ihm und ihrer Mutter sagen zu müssen, wenn es nicht schon durch die Klinik an ihre Mutter ran getragen worden war. Spätestens wenn ich bei ihr anrufe werde ich es wissen wie sie mich begrüßt ob sie es weiß oder nicht.

Ich ging in Gedanken mit dem Arzt mit zur Gerichtsmedizin um Sandra zu identifizieren, während wir unser Gespräch weiter fortsetzten. Chris hatte für meinen Geschmack für den Augenblick schon genug mitbekommen, aber ich bin mir sicher das er sich jetzt nachdem wir gegangen waren auch weiter grübeln wird.

Als wir angekommen waren lag sie bis auf den Kopf zugedeckt auf einem Tisch. Ich sah sofort das sie es war und bestätigte es dem Arzt. Sie hatte Kopfverletzungen, mehr brauchte und sollte ich wohl auch nicht sehen. Ich erfuhr dann nur noch das der Aufprall auf den Bauch und eine Hirnblutung die Todesursachen waren, weil ein wichtiges Blutgefäß, was Mutter und Kind versorgt gerissen war.

Das die kleine einen so schweren Start ins Leben haben würde haben wir alle nicht gedacht, aber Sandra schien es zu wissen und ich bin ihr dankbar dafür das sie so gehandelt hat das die Kinder bei uns gut aufgehoben sind.

Plötzlich spürte ich wie mich starke Arme an den Schultern umgriffen hatten. Ich war in Gedanken und schreckte etwas zusammen. Er fragte mich ob alles gut sei. Ich nickte und wischte mir meine Tränen die mir scheinbar unbewusst liefen weg.

Ich sah ihn an und sagte ihm das ich mich mit ihr kurz vor ihrem Tod noch gestritten hatte und nicht die Möglichkeit hatte mich mit ihr auszusprechen, weil sie Chris so abserviert und die Scheidung so durchgezogen hatte, obwohl wir sie gebeten hatten zu warten. Das nagt auch nach wie vor an mir, auch wenn ich es nicht wahr haben wollte. Jetzt werde ich keine Möglichkeit mehr haben um es ihr sagen zu können.
Ich sagte ihm das sie es wohl schon geahnt hatte das etwas passieren würde und ich es nicht geglaubt habe, obwohl wir alle wissen das wir auf unser Herz hören sollten, vor allem wenn Träume mit im Spiel sind. Der Arzt sah mich merkwürdig an, als ich das sagte. Meine Erklärung schien er zu verstehen, aber er sagte mir das er nicht an das übernatürliche glauben würde. Das nahm ich auch so hin, aber in meinem Inneren wusste ich, das ich recht hatte das Papa sie vorgewarnt hat und sie in gewisse Bahnen gelenkt hat um unsere Familie nicht auseinander zu reißen. Das war ihm auch gelungen, denn   Fabienne und Louisa sind bei uns sicher. Ariane und meine Mutter muss ich auch informieren, denn die wissen auch noch nichts.

Irgendwie überschlug sich grade alles über mir und mir wurde plötzlich alles zu viel. Mir wurde die Luft knapp und ich rannte wie in Panik aus den Räumen die dunklen Gänge nach draußen und lief ohne mich weiter umzusehen vor den Eingang. Ich beugte mich nach vorne und holte einige male schwer atmend tief Luft. Für die nächsten Minuten schien sich alles um mich rum zu drehen weshalb ich mich dann auch auf eine Bank setzte um wieder zu mir zu kommen. Ich hatte aber irgendwie das Gefühl das es Chris grade ähnlich ging, weil ich weg war und er nichts wusste was ihn zusätzlich noch mit nervös machte. Ich blieb aber nicht lange dort auf der Bank alleine. Ohne das ich es merkte setzte sich jemand neben mich und zog mich in eine Umarmung. Ich kenne diese kraftvollen Umarmungen gut und  hob mit Tränen in den Augen meinen Kopf wieder an. Es war meine Mutter die mich da wie ein Häufchen Elend sitzen sah und mich herzlich drückte.

Sie brauchte für den Augenblick nicht zu fragen was los war, denn sie spürte es wie ich innerlich mit mir kämpfte und spendete mir grade den Trost den brauchte um Kraft zu sammeln bevor ich Chris gleich persönlich das Herz brechen muss und davor hatte ich die meiste Angst. Aber nicht nur er hatte grade einen Schicksalsschlag hinter sich, denn auch in mir machte sich Trauer breit die ich aber Chris zu Liebe erst mal hinten an stellte.

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