80.Kapitel

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Marlene:

Ich hatte schon die letzten zwei Wochen vor dem Auslaufdatum der Verfügung immer wieder Angst um Chris. Seine Gesundheit ging zunehmend weiter in den Keller und es fragten sich alle wie lange er das wohl noch durchhalten kann. Die Frage stellte ich mir auch, denn es lief immer mehr darauf hinaus das er durch seinen schlechten Allgemeinzustand und die vielen Medikamente die er pausenlos bekam vorher an Herzversagen sterben würde. Er war durch den Sturz einfach zu schwer verletzt. Auch wenn man ihm nach zich OPs wieder sämtliche Knochen zusammengeflickt hatte, sein Leben wird danach nicht mehr das selbe sein wie vor dem Unfall. Mir fiel es wahnsinnig schwer ihn so leiden zu sehen und zu besuchen. Seit nun fast einem halben Jahr befindet er sich in diesem Dämmerschlaf, aus dem er einfach nicht aufwachen will und ich weiß genau wer daran Schuld ist. Erstens dass das überhaupt passiert war und zweitens das er nicht wach wird. Seine große Liebe hat ihm den Todesstoß versetzt, indem sie sich auch offiziell von ihm scheiden lassen wird. Sie hat in ihm etwas zerstört was man nicht wieder reparieren kann. Vertrauen und Wertschätzung. Er hat ihr alles geschenkt und sie hat es einfach weggeworfen, obwohl sie mit Chris in seine neue Rolle als Magier und Frauenschwarm in das Medienleben reingewachsen ist. Nun ist es nicht mehr zu ändern und es kommt alles wie es kommen muss.

Heute war es soweit und die Apparate wurden bei meinem Sohn abgestellt. Heute werde ich nach meinem geliebten Mann auch noch eines unserer gemeinsamen Kinder verlieren, weil sein Beruf zum Albtraum wurde und er so wie ich es immer befürchtet hatte schwer gestürzt war. Die Folgen des Unfalls waren ja bis jetzt noch nicht mal abzusehen, aber Chris setzte dem aufgrund von Träumen aus der Vergangenheit Grenzen im Rahmen einer Patientenverfügung. Wir konnten nichts dagegen tun das Chris so vorausschauend geplant hatte. Der Moment als sein Todeszeitpunkt bekannt gegeben wurde, brach mir mein Sohn mein schwaches Herz. Ich merkte nur wie mir die Beine weich wurden und unmittelbar danach ein Arzt bei mir war, der sich dann um mich kümmerte. Ich wurde untersucht, und ich bekam was zur Beruhigung damit ich den Schock verarbeiten konnte und das ging am besten mit Ruhe. So merkte ich wie ich recht zügig weg dämmerte und dann für Stunden schlief. Das sich während dessen aber ein Wunder ereignete, darüber sollte ich schon bald Hinweise bekommen und später von einem Arzt informiert werden, aber man wollte mir noch etwas Ruhe gönnen und ließ mich schlafen.

Doch mein Schlaf blieb nicht lange allein und ließ mich vorzeitig aufwachen und führte mich freudig zu meinem Sohn.

Mein Mann besuchte mich in meinen Gedanken und zeigte mir Bilder, sprach aber nicht mit mir. Ich sah erst die Nulllininie nach der Abschaltung der Geräte und dann wie sein Herz ohne fremde Hilfe wieder zu schlagen begann. Alles waren nur Bruchteile von Sekunden mit Gedankenblitzen die mich dann wieder ruhig werden ließen und sich mein Herz wieder entspannen konnte. Ich konnte aber nicht von alleine aufwachen, was wohl an den Medikamenten lag die ich bekam, aber ein Arzt wird mich später über alles informieren und mir die freudige Botschaft das mein Sohn noch lebt überbringen.

Es werden aber noch ein paar Stunden vergehen bis ich doch wieder zu Christian kann.

Der Arzt berichtete mir nach meinem aufwachen, dass es wohl ein Wunder war und sich das keiner erklären konnte warum er wieder angefangen hat zu atmen und das sein Herz wieder begonnen hatte selbstständig zu schlagen.

Ich bin mir sicher das Werner da seine Finger mit im Spiel hatte und er ihn beschützt hatte. Er würde ihn nicht so jung gehen lassen und schon gar nicht unverschuldet oder wegen einer Frau die Chris das Herz gebrochen hatte. Sie trägt zwar seine Tochter in sich, aber das war es auch schon. Bei mir wäre es schon längst vorbei. Ich würde sie nicht mehr halten wollen, wenn sie mich so enttäuscht hätte. Aber er liebt sie und es wird sich noch zeigen wie es weiter gehen wird wenn er tatsächlich das Bewusstsein wieder erlangen wird. Ich möchte nicht wissen wie er reagieren wird wenn er erfährt das sie von ihm geschieden ist. Davor hab ich schon irgendwie Angst. Noch mehr Angst habe ich davor in welchen Zustand er überhaupt sein wird. Momentan ist Toni bei ihm und noch schläft er, aber das wird sich bald ändern.

Als ich bei Chris vor der Tür stand hielt Toni grade Chris die Hand und hoffte das sie nur ein kleines Zeichen von ihm bekam. Sie hoffte das er ihre Hand leicht drücken würde, aber es passierte wohl nichts. Das verrieten mir jedenfalls ihre enttäuschten Blicke die ich von ihr vor der Tür einfing. Doch noch wussten wir nicht das er es auch gar nicht können wird. Das werden wir alles erst erfahren wenn Chris die Augen auf macht und er sich uns irgendwie mitteilen muss.

Ich fasste mir ein Herz und ging für heute noch einmal kurz zu meinen Kindern. Mir fiel das nicht leicht aber etwas gab mir innerlich einen Schubs, den ich auch genau verstanden hatte. Ich setzte mich einfach im aller Ruhe zu Chris und beobachtete alles ganz genau wie er atmete, wie die Werte relativ stabil waren und wie er die Infusionen wieder neu gewechselt bekam. Ich war beruhigt das Chris noch eine Chance bekommen hatte und das machte mich grade zum glücklichsten Menschen überhaupt. Meine Hoffnung das mein Sohn nach dem aufwachen sofort wieder der alte sein wird, sollte sich schon bald als herber Schlag rausstellen das es nicht so sein wird. Ohne das ich es merkte ging eine weitere Stunde um und Andreas tauschte nachdem er jetzt wieder da war mit Toni. Er wollte es auf keinen Fall verpassen wenn Chris uns das erste mal wahrnehmen wird. Toni verabschiedete sich dann von uns und fuhr nach Hause. Für uns galten heute die normalen Besuchszeiten nicht. Es war einfach eine besondere Situation die besondere Regeln zur Folge hatten. Darüber war ich auch ganz froh, denn so konnte ich ihn nach der ganzen Aufregung noch mal kurz sehen. Andreas wird sicher die ganze Nacht hier sitzen, so wie er es schon seit Monaten tat und auch auch weiterhin tun wird. Ich bin so froh das Andreas ihm so treu ist und immer wenn er kann für ihn da ist. Er wird ihn auch noch brauchen und Chris wird feststellen wie stark wir als Familie wirklich sind und das die Magie nicht nur in ihren Herzen ist.

Ich unterhielt mich noch etwas mit Andreas darüber wie der aktuelle Stand bei Sandra war, bevor er das Gespräch bewusst abwürgte und mich für heute nach Hause schickte. Ich sollte mich nach heute noch etwas ausruhen und er würde es mir morgen in Ruhe bei mir erzählen. Er begründete es damit das er Chris nicht noch mehr zusätzlichem Stress aussetzen wollte, da wir uns alle nicht sicher sein konnten was er aktuell schon alles mitbekommen würde.

Ich verabschiedete mich von Andreas, strich Chris noch mal sanft über die Stirn und fuhr dann in der Dunkelheit der Nacht nach Hause. Morgen früh wird mich mein erster Weg erst mal auf den Friedhof führen, um mich bei meinem Mann für die Hilfe zu bedanken und dann wird mich später am Vormittag eine Überraschung erwarten wenn ich Chris besuchen werde. Ob die aber gut oder schlecht sein wird konnte ich jetzt noch nicht wissen.

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