First Love

68.Kapitel

Andreas:

Das Gespräch mit Sandra hatte eben grade gesessen und mich an die vielen Unterhaltungen erinnert, die ich schon vor längerem mit Chris geführt hatte. Ich wusste das Sandra nicht mit Chris wegen ihren Träumen geredet hatte, um so deutlicher sprach sie nun mit mir. In meinen Augen hatte sie das in Ruhe selber mit Chris  besprechen sollen. Rechtzeitig, und nicht erst jetzt wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Ich war echt geschockt das Chris jetzt nun doch so schnell am Rücken operiert werden soll. Ich hatte es ja bereits geahnt und der Arzt bestätigte mir das ja auch schon im Gespräch, das nicht zu viel Zeit verstreichen soll. Ich hatte die Bilder gesehen und wusste schon da, dass er da noch eine Mammut OP vor sich hat. Ich hätte nie gedacht das er doch so schwer verletzt ist, denn der Moment als er in die Tiefe gestürzt war, sah in diesem Augenblick nicht so schlimm aus. Gut das man ihn nicht vor dem eintreffen der Rettungskräfte bewegt hatte, sonst wären die Folgen des Unfalls womöglich noch viel schlimmer gewesen.

Ich habe was diese OP betrifft nicht wirklich ein gutes Gefühl, denn es gibt keine Möglichkeit ihn aus dem Schlaf zu wecken, um ihm alles zu erklären. Sein Körper schützte sich grade selber und reagierte auf Bedrohungen mit gesundheitlichen Problemen und davor hatte ich jetzt um so mehr Angst und konnte nichts daran ändern. Papa sagte immer, alles was geschieht, passiert aus einem bestimmten Grund und damit hatte er auch immer recht.

Der Abend ging rum und ich fuhr mit einen mulmigen Gefühl nach Hause.  Ich wusste wann ich morgen früh da sein musste, bevor man ihn für die OP vorbereiten würde. Meine Frau spürte schon das ich für heute fix und fertig war und ich einen Moment für mich brauchen würde. Dadurch das ich heute den ganzen Tag bei Chris in der Klinik war habe ich von dem Tag heute nicht viel mitbekommen außer das die Medien in ihrer Berichterstattung immer noch aktiv waren. Um dem ganzen vorzugreifen rief ich erst mal meine Mutter und meine Schwester an um sie über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren und als nächstes informierte ich unsere Fans, dass Chris vielleicht bald auf dem Weg der Besserung sein könnte wenn er die nächste OP die er noch vor sich hat gut übersteht. Wir wissen alle das sie ein Risiko ist, aber er hat nicht wirklich eine Wahl. Ich gab somit als Familienangehöriger die Einwilligung und sein Leben lag wie sonst auch wieder in meinen Händen. Es war nicht einfach für mich zu ertragen das ich ihn für die OP frei gab, aber ich bin mir sicher das Chris genauso entschieden hätte wenn es um mich ginge. Ich wurde in der Nacht wach, weil meine Angst Chris zu verlieren mich im Schlaf unterschwellig weiter verfolgte. Ich hörte eine mir vertraute Stimme die mir sagte ,, Mach Dir keine Sorgen, ich sorge dafür das Chris die OP gut übersteht, auch wenn es zwischendrin kritisch werden kann." Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, aber ich war beruhigt das Papa über Chris wachen wird und so schlief ich wieder ein, ohne zu wissen das ich mir diese OP von Chris live mit anschauen kann, weil er von einen bekannten Chirurgen operiert wird der solche speziellen Operationen für Studenten live im OP durchführt und aufzeichnet. Ich war mir nur nicht sicher ob der Arzt weiß wen er da unterm Messer haben wird. Es war ja im Endeffekt egal, es musste ihm geholfen werden, damit er wieder richtig laufen kann. 

Ich gab dafür meine Einwilligung, aber ich wollte es am Bildschirm mitverfolgen, damit dieses Video später nicht in falsche Hände kommen wird. Es durften weder der Name erwähnt werden, noch durfte sein Gesicht für die Öffentlichkeit gezeigt werden und die Rechte für das Video, werden bei mir liegen, egal was passieren wird.

Jetzt war es soweit und Chris wurde nach unten gebracht. Ich konnte über einen Monitor sehen wie mein Bruder in Narkose versetzt wurde und das war für mich schon ein Schlag in die Magengrube das zu sehen. Dann wurde er mit den Gesicht nach unten auf einen OP-Tisch gelegt und fest geschnallt. Das Korsett wurde abgenommen, sein Rücken wurde frei gelegt und gründlich desinfiziert. Der Chrirug begann als erstes die Nackenwirbel zu richten, scharfe Kanten ab zu fräsen und dann zu verschrauben. Es hörte sich an als wenn wir im Werkkeller stehen und an unseren Illusionen rumschrauben würden. Vertraute Gefühle und Erinnerungen an unseren Papa kamen wieder hoch, als ich das sah. Doch das war hier leider kein Spiel, kein Traum, sondern die bittere Realität, das diese OP entscheidet ob Chris wieder laufen können wird. Ich hörte jedes Wort was im OP gesprochen wurde und mir entging leider auch nicht das es wohl recht schwierig war alles wieder so gut wie es ging in den Urzustand zu versetzen.

Einige sehr kleine Schrauben, wie die er jetzt gesetzt bekommt, werden drin bleiben und andere werden in späteren Folgeoperationen wieder raus müssen, egal welche Knochen gebrochen waren. Doch diese Schrauben werden ihm die Stabilität die er brauchen wird wieder zurück geben. Ich kann jetzt nur hoffen das die Schrauben richtig plaziert werden und er nicht Gefahr läuft das sein Rückenmark noch mehr verletzt wird wie es eh schon ist. Doch wie die OP gelaufen ist, wird man dann sehen wenn er wieder auf dem Zimmer ist und alles verheilt sein wird. Er wird einige Narben zurück behalten wenn alles verheilt sein wird. Dann kommt der Augenblick der Wahrheit ob er wieder laufen können wird.
Doch noch war er nicht fertig und die OP stand noch ziemlich am Anfang. So konnte ich selber zusehen wie man die Schnitte auf der Wirbelsäule setzte und die kaputten Wirbel freilegte. Sie wurden gerichtet, geglättet, fixiert und dann kamen die winzigen Schrauben zum Einsatz.  Dann wurde noch ein Wundschlauch eingelegt und die Wunde wurde geschlossen. Es kam noch ein Pflaster drüber und der erste Teil des Korsetts  wurde wieder geschlossen.

Dann ging es an die nächste Bruchstelle etwas tiefer. Der Verlauf war ähnlich, aber meine Angst beim zusehen wurde nicht weniger und das ist selten ein gutes Zeichen bei mir. Und dann kam das was kommen musste. Es gab Komplikationen, denn er schien eine Ader getroffen zu haben. 
Er blutete ziemlich stark und dann wurde es hektisch um ihn rum. Jeder versuchte so schnell wie möglich die Blutung zu stoppen und seinen Kreislauf wieder stabil zu bekommen. Die Blutung wurde dann auch recht schnell lokalisiert und die getroffene Ader wurde zügig verschlossen. Ich wurde immer nervöser aber als ich hörte das er wieder stabilisiert war, beruhigte ich mich dann auch wieder. Es wurde kurzzeitig überlegt ob die OP abgebrochen werden sollte oder nicht. Hätten sie ihn nicht wieder auf Kurs gekriegt wäre das sicher der Fall gewesen. Aber ich bin froh das weiter gemacht wurde auch wenn mittlerweile fast 4 Stunden um waren und noch kein Ende Sicht war. Würde Chris nicht im Koma liegen wäre das echt ein harter Brocken für ihn so ruhig liegen zu müssen, wo er ja sonst nicht ruhig zu kriegen ist.
In den nächsten 2 Stunden die ich nach dem Zwischenfall noch hier saß lief Gott sei Dank alles glatt und ich war froh als das letzte Pflaster geklebt und er auf sein Zimmer gebracht wurde. Jetzt konnten wir nur abwarten, ob die OP was gebracht hat oder nicht, aber ganz sicher kann man es nur sagen wenn er wieder bei Bewusstsein ist und er voll ansprechbar ist. Jetzt muss er aber mithelfen, sonst  wird das nichts und das wissen wir alle ganz genau. Die OP war nur die halbe Miete, den Rest muss Chris jetzt selber schaffen und ich hoffe das Sandra einsichtig war und die Scheidung zurückzieht.

Doch es sollte sich rausstellen das es nicht so war. Denn als sie sich später nach Chris erkundigte, brachte sie ein Schreiben von ihrem Anwalt mit, was sie mir überreichte.

Ich durfte es mit dem Hinweis das für mich die Post auch noch nach Hause kommt schon mal lesen. Mich erschlug sofort das Datum beim ersten Anblick und ich musste schwer schlucken. Was wollte sie damit nur erreichen? Wollte sie Chris jetzt noch mehr treffen, oder wollte sie ihm jetzt auch noch den letzten Stoß versetzen. Der Termin wurde nicht neu beantragt, sondern nur um ein maximales halbes Jahr verschoben und das Datum fällt direkt auf die zeitliche Begrenzung der Verfügung von Chris. Der Richter rechnet anscheinend damit das Chris wohl bald aufwachen wird und er dann wieder so fit sein wird um den Termin wahrnehmen zu können.

Doch Chris ist aktuell weit weg um selbstständig aufzuwachen, denn das Chris die OP überstanden hat, heißt nicht das er ab sofort über den Berg ist.