133.Kapitel

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Andreas:

Am nächsten Morgen sollte mich ein Schrecken erwarten. Ich hörte ein Rumpeln auf dem Weg zu seinem Zimmer und lief instinktiv schhneller. Ich wollte die Tür öffnen, kam aber gar nicht erst rein. Sie ging zwar nur einen Spalt auf, aber es reichte um etwas hinein sehen zu können.

Der Rolli lag umgeworfen und mit sich noch drehenden Reifen vor der Tür und Chris lag mit schmerzverzehrtem und verweintem Gesicht vor dem Bett und konnte sich nicht bewegen. Ich rief sofort nach Ariane, die mir geholfen hatte, die Tür auf zu drücken. Meine Frau stellte den Rolli erst mal wieder etwas weiter im Raum hin und wollte mir dann helfen Chris wieder aufs Bett zu legen. Ich hielt sie aber davon ab ihn zu bewegen, sondern bat sie eher einen Krankenwagen zu holen. So wie er da lag und schluchzte, könnte er sich verletzt haben und das sollte sicherheitshalber in der Klinik abgeklärt werden. Ihm war das zwar nicht recht, weil er die Nase von Krankenhäusern voll hatte, aber ich hatte mich durchgesetzt und so kam er nur wenige Minuten später hier an. Ich schickte die Sanitäter sofort zu ihm ins Zimmer und sie schauten erst mal nach seinen Vitalwerten. Er war aufgewühlt, sein Puls raste und er atmete schwer. Das sah jetzt schon nicht so gut aus. Einer von ihnen legte ihm eine Halskrause um und dann brachten sie ihn auf einer Spezialmatte in die Klinik. Er wurde grob untersucht und mit einer leichten Narkose und mit sehr starken Schmerzmitteln im MRT komplett von oben bis unten nach Brüchen oder anderen Verletzungen durchleuchtet. Im großen und ganzen hatte er Glück und er hatte keine neuen Brüche. Allerdings hat sich ein bereits operierter Bruch durch den Sturz wieder verschoben, weil eine Schraube den Abgang gemacht hatte. Ich wusste sofort was das bedeutet und wenn Chris das hört wird es ihm auch klar sein, was ihm blüht. Nur dieses mal weiß er, dass er wieder in den Rolli zurück muss und das ist noch viel deprimierender für ihn wie vorher. Das merkte ich auch in den Tagen die er in der Klinik lag wenn ich ihn besucht hatte. Er hatte Shmerzen und schaute ständig an seinen Beinen entlang. Ich spürte seine deprimierten Gedanken. Es war fast wie eine Panik, weil er genau wusste das er nicht mehr laufen können wird. Er ist mit der Situation einfach überfordert und das macht es für seinen Heilungsprozess nur noch schlimmer, ihn aus diesem Tief wieder raus zu kriegen, indem er jetzt grade steckt. Ich möchte nicht wissen wie er drauf ist, wenn Sandras erster Todestag ansteht und er bis dahin nicht fit ist.

Ariane war in der Zeit schon zu Melli in die Praxis gefahren und hatte ihr wegen Chris Bescheid gegeben, dass er gestürzt war und im Krankenhaus liegt. Er hatte bevor er in die Narkose gelegt wurde schon einer eventuell nötigen OP zugestimmt und so wurde bei ihm die Narkose nur vertieft und er wurde wieder einmal an der Wirbelsäule operiert. Selbst jetzt war er noch sarkastisch und meinte es kommt auf eine OP mehr oder weniger auch nicht mehr an und mir fehlten nur noch die Worte. Aber ich kann ihn auch verstehen. Er hat nichts mehr zu verlieren, außer sein Leben. Wenn er jetzt noch querschnittgelähmt wäre, würde er sich endgültig freiwillig verabschieden. Das würde er nicht ertragen können und der Rest unserer Familie sicher auch nicht. Dann wäre nicht nur er, sondern auch wir damit überfordert, denn dann wäre er endgültig ein kompletter Pflegefall und das würde er nicht wollen.  

Der Bruch wurde neu verschraubt und nach anderthalb Stunden konnte ich zu ihm in den Aufwachraum. Er war wach, nachdenklich und schien starke Schmerzen zu haben, denn der versorgte Bruch, war im oberen Rücken, wo er noch Schmerzen spüren kann. Er hing am Tropf und war wieder ans Bett gefesselt, was ihm total gegen den Strich ging. Auch Toni war kurz da und ihr tat es in der Seele weh ihn wieder so zu sehen. Aber dieses mal musste er seine Pflege jemandem anderes überlassen und hoffen das er nicht so schnell als der Künstler der er war erkannt würde. Ich hatte es geahnt das was passieren würde. Das sagte mir mein Bauchgefühl schon direkt nach dem Radiotermin und wieder hatte ich einmal recht. Nur gut das wir ihn nicht bewegt hatten, sondern nur das geschulte Personal des RTWs. Hätten wir ihn bewegt, hätte er womöglich bereits von der Brust an gelähmt sein können. Als ich das gehört hatte, wars mir noch schlechter wie vorher und ich hatte den Arzt gebeten, ihm diesen Teil der Wahrheit nicht zu sagen. Das wollte ich ihm zu gegebener Zeit selber sagen, denn jetzt würde er das nicht verkraften können. Ich kenne ihn und mir würde es genauso gehen.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt