56.Kapitel

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Andreas:

Mir schnürte es die Luft ab als ich ihn da an den vielen Kabeln hängen sah. Überall hatte man es schon durch die Tür piepen hören können. Dabei war ich noch nicht mal im Zimmer drin. Ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals und ich merkte auch wie mein Blutdruck wieder anstieg und mir das atmen schwer fiel. Meine Schwester legte sehr sanft eine Hand auf meine Schulter, was mich auch etwas beruhigte, mir aber die Tränen kommen ließ. Ich ließ instinktiv eine meiner Hände auf ihrer ruhen und bedankte mich so für ihren Zuspruch, der mir grade meinen Halt gab. Ich hatte das Gefühl nicht alleine zu sein und das sie mich verstehen konnte. Wie es Chris nach seinem Bruch am Fuß so dreckig ging, war sie es die ihren Halt wieder brauchte und wir für sie da waren. Sie konnte mich grade verstehen wie es mir in diesem Moment ging. Chris hatte da auch noch Sandra an seiner Seite im Gegensatz zu jetzt und das machte mir wirklich Angst. Meine Schwester und ich sind jetzt für ihn da, denn von Sandra gab es keine Spur. Sogar Mama muss Sandra suchen, aber ich ahne wo sie sein könnte. Wenn ich sie zu fassen kriege kann sie sich warm anziehen und wenn Mama wirklich zu ihr gefahren ist, was ich vermute blüht ihr einiges. Ich war froh das Toni grade bei mir war und ich da jetzt nicht alleine rein musste. Der Arzt hatte sich schon gedacht warum ich nur in Begleitung zu ihm darf. Nicht nur weil es mir grade nicht gut ging, sondern weil dieser Anblick oft ein Schock für die Familie ist. Nur das ich ihn ja schon kannte, was bisher aber noch keiner wusste. Das wird dieses mal sicher trotzdem ein Schlag ins Gesicht sein, denn es ist jetzt eine ganz andere Situation, wie beim ersten mal. Toni wollte auch gern die Bilder von Chris seinem MRT sehen, genauso wie ich und die Bilder sollten uns später noch die Sprache verschlagen, was wirklich alles kaputt ist. Wichtig war auch die Ärzte über seine Allergien aufzuklären, was wir gleich noch beim Gespräch mit dem Arzt weitergeben wollten. Wenn er jetzt noch einen Allergieschock bekommen würde, wäre das wahrscheinlich sein Tod und das wollten wir vermeiden.

Noch in Gedanken ob ich mich jetzt trauen soll zu Chris rein zu gehen stand plötzlich Dr. Fuchs neben uns, der auch zu Chris rein wollte, um nach seinen Werten zu sehen. Ich stellte ihm meine Schwester vor und wir gingen dann zusammen durch die Tür, die er für uns öffnete, damit wir mit dem Rollstuhl gut durchkamen.

Mir schlug das Herz bis zum Hals vor Aufregung und Angst davor, dass es eine Nulllininie bei ihm geben könnte, während ich bei ihm hier am Bett sitze. Ich machte mir grade wieder solche Vorwürfe, wegen diesem Unfall. Ich wollte es einfach nicht wahr haben das mein Bruder in so schlechtem Zustand ist. Das war der schwerste Unfall bis jetzt und wir wissen nicht wie er den überstehen wird. Ich traute mich erst mal nicht ihn anzuschauen, denn ich wusste nicht was er wirklich mitkriegen könnte. Ich hoffte so sehr das er meine Angst nicht spüren würde und das dann Auswirkungen auf seinen Zustand haben könnte. Ich weiß das wir mental auf beiden Seiten sehr verbunden sind. Ich hatte mich dann doch überwunden und schaute so gut es aus dem Rollstuhl ging. Mir stiegen immer mehr die Tränen in die Augen und ich merkte wie auch Toni mit ihren Gefühlen kämpfte. Sie ging vor mir in die Hocke und schloss mich in die Arme und das tat so gut. Ihr schien es auch grade bewusst zu werden wie knapp es für Chris war und das ich das ja auch alles mit ansehen musste.

Das Dr. Fuchs neben uns stand hatten wir vollkommen ausgeblendet. Er schien solche Reaktionen von den Familien der Patienten die hier liegen zu kennen und ließ uns gewähren, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. Er hatte die Bilder vom MRT dabei und wollte sie uns zeigen. Er hängte sie an einen beleuchteten Spiegel und dann sahen wir das wirklich zich Knochen kaputt waren. Meine Schwester hielt sich nur die Hand vor den Mund und drehte sich vom Spiegel weg. Ich sollte nicht sehen wie entsetzt sie war. Sie sah das aus ihrer medizinischen Kenntnis auch noch mal anders als ich und Dr.Fuchs merkte das.

Er erklärte uns das Chris deswegen ein Stützkorsett trägt, was bis alles operiert ist was kaputt ist auch mit der Halskrause verbunden bleibt, um Bewegungen zu verhindern. Ich fragte ihn auch warum er nicht sofort operiert werden kann. Er sagte das die Kopfverletzung dringender war und das die durch den Sturz verursachten Schwellungen erst mal zurück gehen müssen, weil dann erst zu sehen ist ob das Rückenmark mit betroffen ist oder nicht. Er meinte, wenn er Pech hat könnte er gelähmt
bleiben, wenn er aber Glück hat und das Rückenmark noch durchgängig ist könnte er wieder laufen, doch im Moment sollten wir eher vom schlimmsten ausgehen, weil er noch lange nicht über den Berg ist. Als er dann die Bilder von seinem Kopf aufhing verschlug es Toni nun komplett die Sprache und sagte nur noch ,,Oh mein Gott". Jetzt hatte sie auch Tränen in den Augen.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt