47.Kapitel

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Chris:

Die Beerdigung von Papa war jetzt nun schon drei Tage her und Sandra und auch Andreas versuchten mich immer wieder aufzubauen, doch es tat mir immer noch zu sehr weh, Papa nicht mehr an unserer Seite zu wissen. Ich weiß das sich Mama auch tierisch Sorgen macht, aber ich kann das noch nicht, einfach so zum normalen Alltag über zu gehen. Immer wieder musste ich schmerzlich merken, wie groß das Loch wirklich ist, was Papa in meinem Herzen hinterlassen hatte und der Brocken der auf meinem Herzen lag mich erdrückte. Er konnte mich nicht mehr trösten, nicht mehr in den Arm nehmen und er konnte mich nicht mehr festhalten wenn ich mich schwach fühlte. Das tat dann zwar mein Bruder, aber das war nicht das selbe.

Er akzeptierte es dann doch irgendwann das ich einfach Zeit brauche und ließ mir dann auch vorerst meine Ruhe, auch wenn er es nicht ganz abstellen konnte sich Sorgen zu machen. Im Grunde ging es mir einfach nur total mies. Zum essen kam ich ja dann doch aus meinem Zimmer, denn ich wollte nicht schon wieder von Marian an den Tropf gehängt werden, der mich dann letztendlich mit einem psychischen  Schock in die Klinik einliefern würde, nachdem mir die Beerdigung so zugesetzt hatte. Andreas war tatsächlich wieder kurz davor ihn anzurufen, weil ich weder auf seine Anrufe noch auf seine Nachrichten reagiert hatte. Ich wollte aber auf keinen Fall im Krankenhaus landen, nur weil meine Psyche immer wieder quer schoss. Wenn Sandra ihm dann schrieb seit wann sie von mir nichts mehr gehört oder gesehen hatte, war mein Bruder natürlich wieder sofort auf Alarm, so das ich mich dann doch mal bei ihm meldete, um schlimmeres zu verhindern. Ihm gefiel es absolut nicht wie ich mit meiner Trauer umging, aber letztendlich konnte er mich zu nichts zwingen und nahm es so hin das ich alleine sein wollte. Genauso wenig gefiel es mir wie es Andreas scheinbar lockerer weg steckte als ich. Doch auch Andreas wird sicher hinter verschlossenen Türen trauern, so das ich es nicht mitbekommen würde. Aber in den Shows wird sich auch Andreas seine sensible Seite nach draußen kämpfen. Das wird auch unseren Fans auffallen und die werden uns dann von einer anderen Seite sehen, die wir eigentlich zeigen wollen. Sie sollten dann zwei Geschwister sehen, die um ein Familienmitglied trauern und es auch nicht verstecken können.

Andreas war zwischendurch schon wieder in der Werkstatt, denn die Tour wurde nur verschoben und stand nun erneut in den Startlöchern, das wusste ich. Aber der Gedanke daran die IPad Nummer vorzuführen, die unser gemeinsames Baby war, ließ mich immer wieder in Tränen ausbrechen. Andreas wollte wegen mir schon die Nummer raus nehmen, aber das würde Papa nicht wollen, was ich ihm klar machte. Er wollte mir noch bis Ende der Woche Zeit geben mich zu sammeln und bis da hin sollte ich mir überlegen ob die Nummer im Programm bleibt oder nicht.

Es kam auch noch dazu das einige Termine nicht verschoben werden konnten, wo wir beide gefragt waren. Uns liegt beiden am Herzen Menschen zu helfen die auch durch diese tückische Krankheit Leid erfahren haben und so geliebte Menschen verloren haben. Besonders wenn Kinder betroffen sind, brauchen sie einen Fels in der Brandung und einen kleinen Hoffnungsschimmer, der ihnen durch die Magie ein kleines Lachen ins Gesicht zaubert und sie für einen kurzen Moment alles vergessen können. Doch es wird sich noch zeigen das solche Auftritte bei mir nicht spurlos vorüber ziehen werden und ich meine Emotionen nicht immer unterdrücken kann, weil der Schmerz einfach immer wieder zu präsent sein wird.

Ich hatte über vieles nachgedacht und mir klar gemacht wie wichtig diese Nummer auch für mich ist

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Ich hatte über vieles nachgedacht und mir klar gemacht wie wichtig diese Nummer auch für mich ist. Doch das ich in den Shows noch mein tiefstes innerstes zeigen werde sollte sich noch zeigen. Andreas hatte eine kleine Illusion als Dankeschön für unseren Papa entwickelt die wir noch Proben wollten. Sie sollte während unserer ersten Tour Premiere haben, aber dafür musste alles klappen.

Nach Tagen völliger Isolation kümmerte ich mal wieder um meine Tochter und um meine Freundin. Sie war sichtlich erleichtert das ich mich endlich aus meinem Mauseloch raus traute und nachdem ich im Bad war wieder wie ein Mensch aussah. Ich hatte mich so gehen lassen, das sich alle Sorgen machten. Sogar unseren Fans war es aufgefallen das ich mich total zurückgezogen hatte. Die Nachrichten die von unseren Fans auf unseren Seiten hinterlassen wurden, waren besorgt. Besorgt um Andreas und mich, denn der Presse war auch nicht entgangen das unser Vater gestorben war, was in einigen Magazinen abgedruckt worden war. Doch am meisten hatte man mich im Visier, weil man von mir nichts zu hören und zu sehen bekam. Das änderte ich heute und das beruhigte auch meine Familie, die meinen Post gelesen hatten. Ich musste mich auch wieder auf unsere Arbeit konzentrieren, was mich auch dazu bewogen hatte seit einiger Zeit mal wieder im Büro und in der Werkstatt aufzutauchen. Uns fehlte noch die Musik zu der Danke-illusion.

Wie ich die Werkstatt betrat, hatte ich sofort einen Song im Ohr, den ich auf meinem Handy auch direkt rausgesucht hatte und abspielte. Doch schon während der Proben mit der Musik merkten wir beide das alles noch zu frisch war und wir das alles erst später einbauen sollten. Wir beschlossen so das wir das Hauptaugenmerk auf das Motorrad legen und wir mit der IPad Illusion für Sprachlosigkeit sorgen werden.

So gingen die Wochen der Vorbereitung ins Land. Mal mit mehr oder weniger Gefühlseinbrüchen, wenn ich Zeit dafür hatte und für mich alleine war. Das kam allerdings kaum vor, weil ich in Arbeit erstickte, weil so viel liegen geblieben war.

Mama machte Papas Grab mit Hingabe fertig und wir kümmerten uns um die Magie und wie wir sie am besten auf die Bühne kriegen werden. Es hing so viel an allem und immer war Papa in Gedanken bei uns. Immer wenn ich Papa nah sein wollte, ging ich zu seinem Grab und fühlte mich geborgen und schöpfte wieder neue Kraft. Ich weiß gar nicht wie oft mich Andreas völlig fertig am Grab wieder eingesammelt hatte, weil keiner wusste wo ich war. Nur er hatte meistens den richtigen Gedanken und gab mir dann den Halt den ich brauchte um wieder in den Alltag zurück zu finden und das war die anstehende Tour.

Ich hatte auch mittlerweile meinen Pyroschein geschafft, so das ich mich um alles kümmern kann was knallt und Feuer fängt. Das war für mich eine tolle Abwechselung, weil einfach nichts dabei schief gehen darf, was jedoch nicht immer der Fall war.

Drei Wochen später war es dann so weit und es ging endlich los. Unsere Nervosität stieg bis ins unermessliche und auch die Sorge darum, dass alles so klappt wie wir es uns gedacht haben. Sandra machte sich eher Sorgen das ich wieder unverletzt nach Hause komme, denn bei den Proben ging immer irgendetwas schief was mich auch das eine oder andere mal im Krankenhaus vorstellig werden ließ. Manchmal traf es auch Andreas, aber meistens traf es mich und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Ob ich zu unkonzentriert war oder ob es einfach nur Pech war. Keine Ahnung.

Die erste Tour lief so gut wie ohne Probleme, was uns und auch unsere Eltern stolz machte. Wir spürten beide das Papa immer bei uns war und das wollten wir auch in der Öffentlichkeit zeigen. Seit Papas Tod hatten wir jeder eine Kette um den Hals die uns sagte das wir unseren Papa immer in unserem Herzen tragen werden. Er hat uns das überhaupt erst ermöglicht und hat an uns geglaubt. Selbst in dem Moment als er im Sterben lag war es ihm wichtig das wir die Magie nicht aufgeben sollen. Er hatte es im Gefühl das uns der große Durchbruch gelingen würde und so war es auch etwas später auch. Nach jeder Show bedankten wir uns bei den Fans, dem Team und auch aus großen Respekt bei Papa und Mama. Sie sind die wichtigsten Menschen im unserem Leben und dazu stehen wir, auch wenn dabei so manches mal Tränen kullern werden, weil wir die Liebe die dabei rüber kommt spüren. 

Die Tour sollte bis Weihnachten durch sein und wir haben dann Zeit etwas privater für uns zu sein. Wir sollten dann Zeit für uns und unsere Familien haben und in Ruhe Weihnachten feiern können.

Doch das sollte dieses Jahr ein besonderes Weihnachtsfest werden.
Mit vielen Erinnerungen, Tränen und Überraschungen.

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