-thirty-six-

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„Du bist dich wirklich umziehen gegangen?" Sie versucht es ins lächerliche zu ziehen und begutachtet mich, genau wie ihre anderen Freunde. „Das Kleid steht ihr aber echt gut", meint einer ihrer Freunde mit blonden Haaren. Keine Ahnung, wer das sein soll. „Da hast du recht." Mabel grinst mich von der Seite an, doch ich kann meinen Blick nicht von Catrice nehmen. Sie ist wütend, das merke ich. Nur wollte ich das gar nicht erreichen, sie sollte mehr Selbstbewusstsein besitzen und sich nicht wegen solchen Kleinigkeiten aufregen. Ja, ich mag sie nicht und finde sie ist eine Zicke, doch dass sie sich jetzt schlecht fühlt war nicht mein Ziel. Ich wollte mit meiner Aktion bezwecken, dass Frauen so oder so rumlaufen können. Sie sind und bleiben einzigartige Mädchen und man braucht sich nicht gegenseitig fertigzumachen. Das ist so falsch in unserer heutigen Gesellschaft und wie es aussieht habe ich genau das Gegenteil dargestellt. „Ist das euer Ernst, Leute?" Catrice dreht sich jeder ihrer Freundinnen zu und sie nicken langsam. Eine Falte auf ihrer Stirn macht sich bemerkbar und ich kann mir kaum vorstellen, wie sauer sie sein muss. Behutsam strecke ich meinen Arm zu ihr aus und berühre sie zart am Arm, sie zuckt zusammen. „Catrice ich wollte wirklich nicht..." Ich werde unterbrochen, da sich James über Catrice vorbeugt und seine Arme an ihre Schultern legt. Wieder einmal zuckt sie zusammen und sieht erschrocken zu ihm rauf. „Ihr habt recht, Evelyn sieht super hot aus." Er zwinkert mir zu und verschwindet mindestens genauso schnell, wie er aufgetaucht ist. Ich öffne meinen Mund um etwas dagegen zu sagen, doch dann zieht sie ihren Arm schon weg und marschiert betroffen davon. Ihre Freundinnen folgen ihr eilig und mein Blick wandert quer durch den Raum zu Liam. Er hat das ganze mitbekommen, geht aber nicht seiner Freundin hinterher, sondern kommt mit zögernden Schritten auf uns zu.

Jeden Schritt, den er weiter auf uns zu geht schnürt mir weiter die Kehle zu, ich kann und möchte mich nicht mit ihm unterhalten. Ich würde schwach werden und meinen Gefühlen freien Lauf lassen.

„Mabel? Ich geh kurz an die frische Luft, geh du ruhig zu Taylor ich komme gleich nach", sage ich viel zu schnell, weil ich angst habe Liam könnte uns unterbrechen und dann müsste ich mit ihm reden. „Okay. Wenn du uns nicht findest ruf mich an." Und schon verschwindet sie in der Menschenmenge und ich stürme aus dem Haus als würde ich von irgendetwas fliehen wollen, was irgendwie auch stimmt.

Die kühle Nachtluft wehtmir entgegen und ich kann endlich wieder aufatmen. Dort drinnen mit Liam bekamich nicht genug Sauerstoff und mein ganzer Körper schien durchzudrehen. Hierdraußen bin ich endlich befreit und kann nicht einmal daran denken auf ihnzuzugehen und ihm meine ganzen Gedanken zu offenbaren. Langsam steige ich mitden hohen Hacken die Treppen der Veranda nach unten und genieße jeden Windstoß,der mich erreicht. Zu meinem Erstaunen sind hier draußen nur noch wenigeMenschen, vermutlich hat James alle reingebeten damit die Nachbarn sich nichtbeschweren können, was total schwachsinnig ist. Selbst von meinem Haus aus konnte ich diese schreckliche Musik wahrnehmen. Am Fuß der Treppen angekommen halte ich es in diesen Schuhen nicht mehr aus und rüttele an den Verschluss. Mühsam streife ich sie ab, lasse sie in meinen Händen baumeln und laufe ins Gras. Es fühlt sich so befreiend an wieder auf normalen, geraden Boden zu stehen. Die Wiese ist etwas feucht und kühlt meinen Körper von der Hitze ab, die ich Liam zu verdanken habe.

„Evelyn?"

Ich zuckezusammen und lasse dabei beinahe die Schuhe fallen. Nein, nein, nein. Das kanndoch jetzt nicht allen Ernstes passieren. Ich bin aus dem Haus gestürmt damitich nicht mit ihm reden muss, damit ich ihm nicht genau gegenüber stehen muss undich meinen Körper endlich wieder unter meiner Kontrolle haben kann. Warum musser mir Steine in den Weg legen und mir nach draußen folgen?

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt