-seventy-three-

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Es ist so weit. Draußen ist es bereits dunkel, als ich vor dem Elternhaus von Catrice parke und aussteige. Eigentlich wollte ich zuerst, dass sie zu mir kommt, aber wenn meine Mom Zuhause ist, könnte sie sich noch einmischen, oder Catrice wird wütend und erzählt ihr etwas. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen, also habe ich ihr im Laufe des Tages geschrieben, dass ich vorbei kommen werde.

Es fühlt sich falsch an hier zu sein. Ich gehöre hier nicht her und das habe ich auch niemals. Catrice und ich hätten niemals so eine Vereinbarung treffen dürfen. Es war von Anfang an falsch, doch ich habe dies zu spät erkannt.

Immer wieder tauchen Bilder von Evelyn in meinem Kopf auf und immer, wenn es geschieht, lässt mein Herz einen Schlag aus, als würde es mir etwas sagen wollen. Das ich sie heute Morgen gar nicht zu Gesicht bekommen habe, hat mich ziemlich mitgenommen. Eigentlich hatte ich gehofft aufzuwachen mit ihr in meinem Arm.

Mabel sagte ihr geht es nicht gut und dass sie womöglich krank wird. Ich hätte besser auf sie Acht geben sollen. Zum Beispiel hätte ich sie mehr wärmen können, indem ich das Feuer wieder angezündet hätte, oder ihr meinen Pullover geben können.

Es hat mich wahnsinnig gemacht nicht zu wissen was mit ihr ist, aber Mabel hat mich nicht einmal in die Nähe zu ihr gelassen und meinte, sie bräuchte ihre Ruhe. Deshalb soll ich sie auch heute nicht anrufen oder vorbei kommen. Kann Mabel sich überhaupt vorstellen, wie schwer das für mich ist? Nichts zu machen?

Als die Mädels weg waren habe ich die Zeit genutzt und Taylor alles erzählt. Er war nicht überrascht, als ich ihm erzählt habe, was wir in seinem Auto wirklich gemacht haben. Er hat mir auch sofort geraten mit Catrice zu sprechen, weil es so einfach nicht weiter geht. Ich habe mich in Evelyn verliebt und möchte sie jeden Tag an meiner Seite haben. Eine dritte Person hat dort nichts zu suchen und schon gar nicht eine wie Catrice, die mich nur für ihr Image braucht.

Meine Hände fühlen sich feucht an und mit zusammengepressten Lippen gehe ich auf die Haustür zu und klingle. Scheiße, ich bin verdammt aufgeregt und habe gar keinen Schimmer, was hier gleich abgehen wird. Catrice wird echt schnell wütend und schlägt wild um sich. Deswegen muss ich genau aufpassen was ich gleich zu ich sagen werde, weil ich sie unter gar keinen Umständen verärgern möchte. Sie soll es einfach nur verstehen und einsehen, dass wir einen Fehler begonnen haben. Sie soll, genau wie ich, einen Jungen finden, der sie wirklich liebt und den sie liebt. Das wünsche ich ihr wirklich. Egal, wie grässlich sie in der Öffentlichkeit zu anderen Menschen ist. Wenn man sie wirklich kennt, merkt man, dass ihre Art nur eine Fassade ist.

Eine gefühlte Ewigkeit später wird die Tür aufgezogen und die Mom von Catrice steht vor mir mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Ich versuche so echt wie möglich zurück zu lächeln.

"Liam! Schön dich wiederzusehen!" Sie zieht mich ins Haus, umarmt mich kurz und lächelt immer weiter. Oh Mann. "Mich freut es auch. Ich bin mit Catrice verabredet", verkünde ich, damit ich so schnell wie es geht nach oben zu ihr gehen kann.

"Sie ist in ihrem Zimmer. Willst du etwas trinken? Oder essen?"

"Nein, danke." Ich lächle sie dankend an und laufe zögernd die Treppen hoch. Nach jeder Stufe, die ich hinter mir lasse, werde ich nervöser und ich wische meine Handflächen an meiner Jeans ab, in der Hoffnung, so den schweiß einigermaßen loszuwerden.

Ihre Zimmertür ist geschlossen, bevor ich anklopfe, schlucke ich den Kloß in meinem Hals hinunter und wage es dann. Nur einige Sekunden später höre ich sie "Ja", rufen und gehe hinein.

Sie sitzt in ihrem Bademantel am Schminktisch und schmiert sich irgendeine Flüssigkeit ins Gesicht. "Hey", sage ich viel zu leise und durchquere ihr Zimmer, nehme auf ihrer kleinen Couch platz und drehe meinen Kopf zu ihr. Sie sitzt mit dem Rücken gewandt zu mir und fixiert mich durch den Spiegel.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt