-thirty-nine-

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Das mein Herz so laut, schnell und stark klopfen kann war mir bis zu diesem Augenblick gar nicht bewusst. „Hast du nicht", kriege ich luftmangelnd raus und kann meinen Blick nicht von ihm abnehmen. Ich beobachte gespannt wie seine Lippen sich leicht öffnen und wieder schließen, die röte steigt mir erneut ins Gesicht und ich sehe zu, wie er von meinen Augen hinunter zu meinen Lippen schaut und wieder hoch. Sein Puls scheint auch in die Höhe gegangen zu sein, denn er atmet schneller als noch vor ein paar Minuten, seine Mimik verkrampft sich und seine Hand umschließt meine fester als zuvor.

„Wenn du darüber sprechen möchtest was dir geschehen ist oder wenn du egal für was jemanden zum Reden brauchst", haucht er atemlos. „Kannst du dich immer an mich wenden." Ich nicke viel zu schnell und löse mich von meiner Erstarrung, ziehe meine Hand aus seiner und gehe einen gewaltigen Schritt nach hinten um den Sicherheitsabstand wieder herzustellen.

„Hast du meinen Drink eigentlich ausgetrunken?" Ich ignoriere das starke Gefühl in meinem Körper, welches mich wieder näher an Liam drängen möchte. „Halb. James hat es nicht so mit den mixen, es war widerlich." Seine Mundwinkel heben sich und ich kann nicht anders, als seinen Mund anzustarren. „Jap." Liam macht einen Schritt auf mich zu und eine Sekunde denke ich, er möchte die Stellung von eben annehmen, doch er überrascht mich, indem er an mir vorbei geht und dann anhält. „Wir sollten weiter gehen. Dir ist bestimmt kalt und ich möchte ungern das du in meiner Gegenwart erfrierst. Am Ende verhaftet mich dein Dad." Ich lache auf, drehe mich um und laufe neben ihm umher. Das er sich sorgen macht ist süß, doch mir ist nicht kalt. Man könnte sogar annehmen, dass ich Fieber habe, so heiß ist mir. Und das liegt ganz sicher nicht an dem Wetter, sondern an der Hitze, die ich durch Liam abbekomme. Sein Körper sprüht einzig und allein wärme aus die ich voll und ganz in mir aufnehme. Vermutlich würde mir auch heiß werden, wenn er Kilometer weit entfernt steht. Schon allein der Gedanke an diesen Mann entfacht in mir ein Feuer und die Schmetterlinge in meinem Bauch werden dadurch freigesetzt, die wiederum meine kompletten Hormone auf den Kopf stellen.

„Mach dir keine Sorgen. Wie es scheint kann mein Dad dich sehr gut leiden", gestehe ich schulterzuckend und schließe für einen Moment meine Augen um den kalten Windstoß, der gerade an uns angelangt ist, zu genießen. Wenn ich Zuhause bin gehe ich eindeutig unter die kalte dusche und wasche mir somit die Hitze von Liam ab und jedes einzelne Kribbeln auf meiner Haut, welches verursacht hat. „Ah, echt? Das freut mich", er kann sich kein kichern verkneifen und ich glaube, er denkt genau wie ich zurück an die seltsame Begegnung zwischen ihm, meinen Dad und mir. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.

„Gib es zu. Dir was es vollpeinlich." Mein Kopf wendet sich in seine Richtung und ich ziehe empört dieAugenbrauen in die Höhe. „Was? Nein, gar nicht. Ehrlich gesagt fand ich estotal abgefahren, dass du und mein Dad sowas wie best Buddys seid!" DerSarkasmus sprießt aus mir heraus und entlockt ihm erneut ein lauterklingendesLachen. Dieses bereitet mir erneute Gänsehaut, die sich bis zu meinerBauchgrube ausbreitet. Von weiten kann ich mein Haus schon erkennen und derGedanke, dass ich mich schon bald von Liam verabschieden muss enttäuscht mich leicht. Ich habe es vermisst mit ihm zu reden, allein zu sein. „Ich kann mir schon bildlich vorstellen wie dein Dad bei meinem nächsten Footballspiel am Rand sitzt und ein Schild hochhebt um uns anzufeuern." Ich lache nervös auf, da es gar nicht so abwegig ist. Früher habe ich Ballett getanzt und bei meinen Auftritten war es mir immer peinlich, wenn er dabei war. Jedes andere Elternteil verhielt sich ruhig, nahm ihre Tochter auf Video auf, doch mein Dad winkte mir zu und rief manchmal, dass ich das toll mache. Mit war das so unangenehm, dass ich mich entschied mit dem Tanzen aufzuhören. Meinem Dad hingegen sagte ich, dass Ballett einfach nichts für mich sei und ich nach einem anderen Hobby suchen werde. Das alles ist schon über acht Jahre her, doch ich kann mich noch sehr gut an diese peinliche Zeit erinnern.

„Wenn das jemals passieren sollte ändere ich davor meinen Nachnamen." Wird er gleich wieder zurück zur Party gehen? Wie spät ist es eigentlich bereits? Ich kann mein Handy aus meiner kleinen Tasche fischen, doch ich möchte keine Minuten verschwenden in der ich mit ihm zusammen bin. Nur der Gedanke ihn gleich allein zur Party zurückgehen zu lassen verursacht ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Catrice könnte es sich wieder auf seinem Schoß bequem machen, verbittert kralle ich meine Nägel erneut in meine Handflächen. Wenn das so weiter geht bekomme ich bald Narben auf meiner Haut und das wegen der bescheuerten Eifersucht. Ich bin die letzte die das Recht hat eifersüchtig zu sein. Wer weiß, vielleicht verursacht ein anderer Grund das Ziehen in meiner Bauchgrube und womöglich ist nicht Liam der Grund, wieso sich die Schmetterlinge in meinem Bauch immer wieder ausbreiten und mich erschaudern lassen. Ich habe das eben wenigstens für eine Sekunde geglaubt...

„Nein, nein. Wenn, dann erscheinen dein Dad und du zusammen auf dem großen Bildschirm. Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen." Zusammen erreichen wir die Hausveranda meines Zuhauses und wie ich mir gedacht habe schläft mein Dad schon tief und fest. Ansonsten könnte man das Licht des Fernsehers durch das Fenster erkennen.

„Träum weiter." Wir bleiben stehen und ich drehe mich zu ihm herum. Mit einem lächeln reicht er mir meine Schuhe, die ich dankend entgegennehme und gut darauf achte, dass sich unsere Fingerspitzen unter keinen Umständen berühren.

„Danke fürs bringen." Die Schuhe umklammere ich mit meinen Händen um meine Brust als würde ich mich damit wärmen wollen. „Dafür musst du dich nicht bedanken." Wieder einmal verzaubert mich sein schönes Lächeln und die Schmetterlinge machen sich erneut bemerkbar. Können sie nicht einfach absterben oder aus mir heraus fliegen? Auf der Blumenwiese hätten sie sicherlich mehr Spaß und müssten mir nicht das Leben schwer machen.

„Viel Spaß dir noch auf der Party." Ich gebe alles um freundlich zu klingen, doch das funktioniert nicht. Er müsste merken wie trocken dieser Satz über meine Lippen ging. „Danke."

Noch einmal lächle ich ihm entgegen, drehe mich um und gehe auf die Haustür zu. Oben an der Haustür angekommen, drehe ich mich noch einmal zu ihm herum und sehe, dass er sich keinen Zentimeter entfernt hat und mich die ganze Zeit beobachtet haben muss. Das Kribbeln auf meinem gesamten Körper breitet sich aus und die Sehnsucht nach ihm beginnt jetzt schon, obwohl er nur ein paar Meter weg steht. „Schlaf gut, Evelyn." Wie er meinen Namen über seine Lippen bringt lässt mich unwillkürlich nach Luft schnappen. Mir wird wieder viel zu warm und ich denke, ich höre die kalte dusche nach mir rufen. Ansonsten erleide ich noch einen Schock.

„Und du siehst wirklich wunderschön aus."

Mit diesen Worten wendet er sich ab, steckt seine Hände in seine Hosentaschen und marschiert mit langsamen Schritten davon. Mein Puls überschlägt sich, meine Beine zittern und ich kann mich nicht bewegen. Ich kann ihm nur hinterherschauen und mir wünschen, dass er wieder zurückkehren würde und mir den gleichen Satz immer und immer wieder zuflüstert und damit mein Herz höher schlagen lässt.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt