Eigentlich wäre das genau der Moment gewesen, an dem ich ihm sagen würde, dass es schön war ihn gekannt zu haben und das er jetzt gehen könne, doch das tue ich nicht. Ich genieße es irgendwie total wie er an meinem Wagen rumschraubt, zur Musik singt und ein paar Mal zu mir hinüber schaut.
„Wie war es gestern bei James?" Er streift sich mit dem Handrücken eine Strähne aus der Stirn, da seine Fingerspitzen schon schwarz von dem Öl sind. „Ganz cool. Wir haben fast nur Football geschaut und uns unterhalten", sagt er beiläufig und konzentriert sich wieder auf den Motor. Dann geht er in die Garage und findet wenig später eine Werkzeugkiste, von der ich nicht einmal wusste, dass sie da steht. Da ich nicht so dumm in der Gegend stehen will setze ich mich hinter das Steuer, schwinge meine Beine allerdings nach draußen. So habe ich den perfekten Blick auf ihn und kann ihm in Ruhe bei der Arbeit zuschauen.
„Klingt gut", sage ich so laut, dass er es hören müsste.
„Und wie war euer Podcast? Muss ja ziemlich spannend gewesen sein." Er schnaubt verächtlich und ich denke daran zurück, wie die beiden Jungs an uns vorbei gefahren sind, als Mabel und ich unser Essen gegessen haben und sehr vertieft im Radio waren.
„Es war mehr als spannend! Sowas zu hören ist lebenswichtig und bringt dich so viel weiter", erkläre ich und trommle auf dem Lenkrad hin und her. „Ja, na klar!"
Augenrollend sehe ich wieder zu ihm nach vorne und fokussiere seine starken Arme, die sich während er irgendwas zusammenschraubt, verdammt anspannen. Ohne es zu wissen kaue ich auf meiner Unterlippe herum und versuche mich nicht von solchen Kleinigkeiten ablenken zu lassen, obwohl es mir verdammt schwer fällt.
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Liam
Obwohl gerade einer meiner Lieblings Lieder aus der Musikbox ertönt und ich jede Zeile auswendig kann, kann ich mich nicht darauf konzentrieren. Immer wieder fliegt mein Blick durch die Windschutzscheibe und ich hoffe immer darauf, dass Evelyns Blick auf meinen trifft und ich mich in ihren wunderschönen Augen fallen lassen kann.
Ich komme immer noch nicht darauf klar, dass ich gerade in ihrem Hof stehe und mit ihr zusammen ein Auto auf Vordermann bringe, obwohl ich eigentlich die ganze Arbeit mache und sie faul herumsitzt. Allerdings ist es vermutlich besser so wenn ich daran zurückdenke wie sie versucht hat die Antenne aufzurichten. Vermutlich würde sie sogar in ihr Auto Benzin einfüllen anstatt Diesel...
Das ich mein Handy bei James vergessen habe war eine kleine Lüge. Eigentlich konnte ich einfach nicht mehr Zuhause herumsitzen und Däumchen drehen, ich hatte das Verlangen danach, durch diese Straße zu fahren in der Hoffnung sie durch ihr Zimmerfenster sehen zu können. Das Schicksal hat mir mächtig geholfen, denn sie stand sogar vor dem Haus und ist auf meine Hilfe angewiesen und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als meinen Sonntag mit ihr zu verbringen.
Ich kenne mich nicht besonders gut mit Autos aus, denn ich war immer schon mehr der Sportstyp, doch ein paar Grundkenntnisse habe ich. Und ihr Auto hätte in dem vergangenen Jahr mehr gefahren werden müssen und es wundert mich sehr, dass die Batterie noch nicht den Geist aufgegeben hat.
Aus dem Augenwinkel kann ich sehen wie sich die Haustür öffnet und jemand hervor tritt. Vielleicht hätte ich mich heute mehr rausputzen sollen, damit ihr Dad nicht den Eindruck bekommt ich sei ein Penner. Nur Gott sei Dank kennt Sherif Parker mich schon gut genug um zu wissen, dass ich ein kleiner Gentleman bin.
„Was macht ihr denn hier draußen? Da schläft man einmal ein und schon verpasst man so viel!", witzelt er und ich drehe mich nun ganz ihm zu und beobachte, wie er die letzten Schritte auf uns zu geht.
„Guten Tag Sherif Parker", begrüße ich ihn und hebe meine Hände, woraufhin er zähneknirschend meine verdreckten Pfoten sehen kann. Mir die Hand schütteln wird er vermutlich nicht und das verstehe ich voll und ganz. „Hallo, Liam." Sein Blick wandert über das Dach des Pkw und er runzelt die Stirn. „Ich habe nicht erwartet dieses Auto noch einmal im Sonnenlicht zu sehen", lachend stemmt er die Arme an die Hüften und begutachtet Evelyn, die sich gerade aus dem inneren ihres Wagens schwingt und nun wieder auf beiden Beinen steht.
„Sehr lustig, Dad." Ichsehe zu wie sie ihre Augen fast bis zum Anschlag verdreht und ich muss michstreng zusammenreißen nicht los zu prusten. „Keine Sorge, Sherif Parker. Wir beide werden diese Schrottkarre schon wieder zum Laufen bringen, auch wenn ihre Tochter nur im inneren des Autos saß und zugeschaut hat. Der Gedanke zählt." Ich erhalte einen wütenden Gesichtsausdruck von Evelyn und zucke nur mit den Schultern. Ach komm, als würde ihr Dad denken, dass sie es allein schaffen könnte. Sie kann nicht einmal die Antenne alleine aufrichten.
„Freut mich, dass wenigstens einer zuversichtlich zu sein scheint. Ich fahre ins Diner, soll ich euch etwas zum Essen mitbringen?" Evelyn macht ein paar Schritte auf ihren Dad zu, verschränkt beide Arme vor die Brust und ich bedenke schon, sie würde ihn gleich verhören wollen. Naja, es würde in der Familie liegen. Gott sei Dank habe ich noch nie etwas so Schlimmes angestellt, dass ich mit aufs Revier kommen musste. Wenn mich ihr Dad mit dem Neonlicht verhören würde, könnte ich jetzt nicht hier in seiner Einfahrt stehen und würde seine Tochter höchstwahrscheinlich nie mehr zu Gesicht bekommen.
„Triffst du dich wieder mitder Frau von gestern?" Sie versucht leise zu reden, trotzdem bekomme ich alles mit und werde dadurch noch neugieriger. Es geht mich schlichtweg nichts an was sie zu bereden haben, doch komischerweise interessiert mich jedes Detail von Evelyns Leben.
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
RomanceDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...