-sixteen-

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„Wir dachten ihr habt vielleicht Hunger." Bevor ich zu ende begreifen kann, was sie mit „wir" meint, geht die Beifahrertür auf und eine weitere Person steigt aus. „Wir waren eben bei Starbucks und haben euch Cupcakes mitgebracht." Ich nehme nur stumpf wahr, was Mabel sagt, denn meine Aufmerksamkeit liegt bei jemanden ganz anderen.

Ihre braunen Haare sind zu einem unordentlichen Knoten gebunden. Ihr viel zu großes T-Shirt hat auch viele Flecken, genau wie ihre graue Jogginghose, die schon ziemlich alt aussieht. Bei ihr muss ich mir nicht das Lachen verkneifen, sondern eher mein Grinsen unterdrücken. Mabel sieht albern aus, Evelyn hingegen wie ein Engel.

Ich merke selbst, dass ich sie viel zu lang anstarre, doch ich kann nicht anders. Wenn ich etwas hübsch finde, muss ich es anstarren. Und wenn ich jemanden wunderschön finde erst recht.

„Hey Evelyn." Taylor nimmt sie in den Arm und sie erwidert sie zögerlich. Soll ich sie auch umarmen? Vielleicht sollte ich mal auf die drei zu gehen und nicht wie ein Depp mitten im Garten stehen bleiben. Nervös setze ich mich in Bewegung und laufe auf den Zaun zu. Meine Beine drohen jeden Moment zusammen zu brechen und das nicht nur wegen des harten Trainings. „Liaaaaaaam! Na? Wie geht's?"

Mabel nimmt mich freudig in den Arm und ich drücke sie abgelenkt. Währenddessen beobachte ich Evelyn über die Schulter hinweg und unsere blicke treffen sich ganz kurz. Sie scheint sich auch unsicher zu sein. „Na, ihr? Wie war das Streichen?", frage ich in die Gruppe und versuche mich zu beruhigen. Dennoch bleiben meine Augen andauernd viel zu lang an Evelyn's Gesicht hängen. Echt peinlich.

„Ganz gut. Die Farbe ist uns leergegangen. Deswegen machen wir morgen weiter", erzählt Mabel und dann hält Evelyn eine Papiertüte von Starbucks in die Höhe. „Also? Habt ihr Hunger?"
„Das sind Jungs. Die haben immer Hunger", fügt Mabel lachend hinzu und wir lachen alle kurz. In ihr lachen kann man sich nur verlieben... Kann mich mal bitte jemand kneifen? Ich muss zurück in die Realität kommen. „Wir können uns auf die Terrasse setzen und dann könnt ihr uns von euren Malerkünsten berichten", stichelt Taylor und geht händchenhaltend mit Mabel voraus. Wie zwei verlorene Welpen bleiben Evelyn und ich zurück und wissen wohl beide nicht so recht, was man sagen kann. „Und? Hat dir das Essen noch geschmeckt?" Versuche ich die unangenehme Situation zu lockern und ich glaube, das habe ich geschafft. Ihre Gesichtszüge entspannen sich und stattdessen liegt ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ja, hat es. Übrigens hat es mich überrascht, dass du auch Mayo mit Ketchup mischst. Ich dachte, ich wäre die einzige."

Sie setzt sich langsam in Bewegung und zusammen laufen wir zur Terrasse. „Nein. Ich habe schon als Kind angefangen die zwei Saucen zu mischen", sage ich und sie lacht leise. Ich bemerke erst jetzt, dass ich es den ganzen Tag vermisst habe, ihre Stimme zu hören. Ist das nicht verrückt? Da lernt man eine neue Person kennen und bekommt nicht genug von ihr? Mir ist sowas noch nie passiert.

„Beeilt euch doch mal! Ich will die Cupcakes", ruft uns Taylor rüber und wir beschleunigen unser Tempo. Als wir bei den beiden ankommen, reicht Evelyn die Tüte an Taylor und er macht sich schnell darauf her. Ich kenne keine andere Person, die mehr essen verdrücken kann als meinen besten Freund. Schon als wir uns vor gefühlten zwanzig Jahren kennengelernt haben, hat er schon so viel essen können.

„Die sind so lecker!", stöhnt er zufrieden und Mabelwischt ihm lachend etwas Sahne von der Wange. Die beiden sind echt zuckersüß.Taylor hatte schon mehrere Beziehungen, doch sie haben nicht länger als dreiMonate gehalten. Deswegen hatte ich am Anfang auch keine hohen Erwartungenwegen Mabel. Ich dachte sie wäre eh bald angeschrieben, aber aus irgendeinemGrund glaube ich, dass es zwischen den beiden noch lange halten wird. Siewirken sehr glücklich gemeinsam und ich will stark für Taylor hoffen, dass eres bei ihr nicht vermasselt. Nicht nur, weil ich Mabel gut leiden kann, sondern ihre beste Freundin.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt