Er muss sich um die ganzen Bewohner kümmern und macht das aus reinstem Herzen.
„Er ist wirklich ein toller Mann", fügt Liam noch hinzu, weil ich nichts antworte. „Da hast du recht."
„Und ihr könnt uns gerne immer Cupcakes zum Training bringen." Er lacht leise und dreht seinen Kopf kurz zu mir. „Das hättest du wohl gerne!"
„Ja. Aber nächstes Mal vielleicht mit weniger Farbe im Gesicht." Sofort klappe ich die Sonnenblende nach unten und nehme mein Gesicht unter die Lupe. Ich habe einen ganz kleinen Farbkleks unter meinem rechten Auge. „Wow. Das kann man gar nicht gesehen haben", lache ich und wische mir die Farbe mit der Handfläche weg. Wenn ich Zuhause bin gehe ich eh unter die Dusche. „Ich habe es sofort gesehen."
Ich finstere ihn grimmig an und klappe die Sonnenblende wieder runter. Er versucht mich nur zu ärgern. „Wir sind gleich da", sage ich und erkenne schon meine Straße. „Ich weiß."
„Du weißt sogar in welchem Haus er wohnt? Sicher, dass ich nicht gerade mit einem Stalker im Auto sitze? Oder einem Psychopathen?" Er fängt an zu lachen und das Geräusch erwärmt meine Herzgegend. Ich könnte stundenlang hier mit ihm im Auto sitzen, ihm beim Fahren zuschauen und mit ihm reden. Ich weiß nicht warum, aber es bereitet mir große Freude mich mit ihm zu unterhalten.
„Das wirst du wohl nieerfahren", gesteht er und biegt in meine Straße ein. Ich erkenne denStreifenwagen meines Dad's in der Einfahrt und nur wenige Sekunden später öffnet sich unsere Haustür und er tritt mit seiner Uniform hervor. Es ist Sonntagnachmittag. Eigentlich müsste er jetzt mit einer Dose Bier auf der Couch liegen und sich irgendwelche Sportarten im Fernseher reinziehen. „Hat dein Dad vielleicht noch ein Date mit Uniform?" Es scheint, als hätte Liam meine Gedanken mitangehört. „Ich habe keine Ahnung."
Das Auto kommt direkt vor dem Haus zum Stehen und wir steigen zusammen aus. „Dad? Wo willst du denn hin?"
„Mrs. Andrews von der Stadtverwaltung hat irgendein Problem und hat gefragt, ob ich kommen kann. Ich bin bald wieder da." Erst jetzt fällt sein Blick auf Liam, der um sein Auto herum geht und direkt zu meinem Dad läuft. „Guten Tag Sheriff Parker! Alles Fit bei ihnen?" Ich würde am liebsten im Erdboden versinken und nicht dieses Szenarium hier mit anschauen. Ich weiß nicht wer sich mehr zum Affen macht. Mein Dad, der gerade etwas überfordert mit der ganzen Situation ist, Liam, der gerade versucht ein lockeres Gespräch mit meinem Dad zu beginnen oder ich, die wie ein Volltrottel mitten im nirgendwo steht.
„Liam Adams! Wo hast du den dein Trikot gelassen?" Er und Liam begrüßen sich mit einem freundlichen Handschlag während ich die beiden unglaubwürdig mustere. Mein Dad kennt ihn mit seinem Vor- und Nachnamen? Er kennt Leute in meinem Alter und sehr viele ihn? Ich weiß nicht so recht, wie ich das finden soll. „Die Saison fängt bald wieder an. Kann ich dann auf sie Zählen? Vielleicht mal mit einem Glas Bier in der Hand, anstatt dem Schlagstock?" Mein Dad beginnt lauthals an zu lachen und nickt zustimmend. Danach fällt sein Blick auf mich und ich kann mir schon denken, welche Frage jetzt folgt.
„Woher kennt ihr euchdenn?" Unbeholfen stehe ich neben dem Auto und reime mir eine passende Antwort zusammen.„Mabel's Freund und er sind befreundet. Wir haben uns
gestern kennengelernt", sage ich dann etwas zu langsam und spiele nervös mit meinen Händen herum. Mir ist die Situation sichtlich unangenehm, weil ich meinem Dad zuvor noch nie einen Jungen vorstellen musste. Außerdem empfinde ich gegenüber Liam sowieso ein ganz anderes Gefühl als bei den meisten anderen Jungs. „Ja. Ich wollte ihre Tochter sicher nach Hause bringen, bevor sie sich wieder ihren Wänden zuwenden kann." Ein provokantes Grinsen liegt auf seinen Lippen und ich sehe ihn grimmig an.
„Jetzt wo du es sagst. Ist das nicht mein T-Shirt?" Er deutet auf mein verdrecktes Shirt und ich drehe mich kurz hin und her. Das alles wird mir zu viel. „Musst du nicht los? Mrs. Andrews benötigt doch deine Hilfe, also trödle nicht so rum, Dad." Ich gehe zu ihm rüber und schubse ihn vorsichtig in Richtung seines Streifenwagens.
„Ich fahre ja schon. Aber Liam, komm doch gerne mal zum Essen vorbei!" Dad öffnet sein Wagen und verschwindet endlich darin.
„Das lasse ich mir nicht entgehen!", ruft Liam ihm noch hinterher und er winkt uns noch einmal lächelnd zu, bevor er sich vom Acker macht und ich endlich erleichtert ausatmen kann.
„Wow. Das war gerade echt peinlich", gebe ich zu und laufe bereits zur Eingangstür zu. „Wem sagst du das." Lachend folgt er mir langsam und auf der letzten Stufe drehe ich mich zu ihm herum. „Schon gruselig, wie gut du dich mit meinem Dad verstehst. Das muss ich erstmal verdauen."
Liam bleibt eine Treppenstufe unter mir stehen, sodass wir nun ungefähr auf der gleichen Höhe stehen und uns ansehen können.
„Du brauchst nicht neidisch zu sein. Du wirst immer seine Prinzessin bleiben und ich der coole Footballspieler, der sich gut mit dem Stadtsheriff versteht." Aus Spaß schlage ich ihn gegen die Schulter und er tut so, als hätte ich ihn schwer erwischt. So ein Trottel. Obwohl ich echt zugeben muss, dass sich seine Schultern verdammt durchtrainiert anfühlen. „Danke, dass du mich gefahren hast."
Wenn wir uns nicht langsam verabschieden, bitte ich ihn noch mit ins Haus zukommen und dann werden wir pausenlos reden und ich werde nicht genug von ihm bekommen. „Kein Problem."
Einige Sekunden schauen wir uns einfach nur in die Augen und sagen kein Wort. Seine Anwesenheit gibt mir eine ungewohnte Sicherheit und ich könnte mich in seinen Augen augenblicklich fallen lassen. „Wir sehen uns bestimmt noch einmal, bevor die Schule losgeht", sagt er dann, um die Lage aufzulockern. „Bestimmt."
Er lächelt kurz und läuft die Treppen zurück zu seinem Auto runter. „Ach so." Er dreht sich wieder zu mir herum. „Nur aus reinem Interesse. Welchen Disneyfilm schaust du am liebsten?" Die Frage kommt so aus dem Nichts, dass ich erst kurz überlegen muss. „Mulan."
„Das dachte ich mir." Und dann verschwindet er in dem Inneren seines Wagens und düst davon.
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
RomanceDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...