-seventy-four-

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Evelyn

Zwei Wochen.

Ganze zwei Wochen habe ich nichts mehr von Liam mitbekommen.

Diese vierzehn Tage habe ich dringend gebraucht um abzuschalten. Bis vor zwei Tagen war meine Mom hier bei mir, da sie mich für zehn Tage besucht hat. Ich hatte davon keine Ahnung, bis sie plötzlich vor der Tür stand. Einzig allein mein Dad wusste davon und hat sie sogar beim Flughafen abgeholt. Mir hatte er gesagt er holt uns beim Diner etwas zum Essen. Stattdessen bekam ich meine Mom, was viel besser ist als jede Lasagne.

In diesen zwei Wochen bin ich nur drei Mal ins College gegangen. Ich wollte die Zeit mit meiner Mom genießen und auskosten. Da ich sie nicht oft zu Gesicht bekomme war das die einzige Möglichkeit. Zuhause habe ich allerdings immer schön brav gelernt, denn Mabel hat mir den Stoff immer vorbei gebracht, damit ich nicht zu viel verpasse.

Ich habe sehr viel mit meinen Eltern unternommen und bin so froh, dass sie sich so gut verstehen. Das ist bei getrennten Leuten nicht immer so und dafür bin ich sehr dankbar. Wir waren oft Spazieren, am See oder einfach entspannt essen. Mit meiner Mom war ich zwei Mal Shoppen gegangen, dann noch zur Massage und zur maniküre. Die Zeit mit ihr hat mich recht gut von der Sache mit Liam abgelenkt. An den drei Tage, die ich am College war, habe ich ihn nicht gesehen. Ich bin extra in den Pausen Umwege gelaufen, damit ich ihn nicht sehen muss.

Mabel kennt die Wahrheitund hat mir versprochen Taylor nichts davon zu erzählen. Sie hat mir auchgesagt, dass Liam sie oft fragt, was mit mir ist, da er mich nicht erreichenkann. Mabel erfindet immer mehr Ausreden, damit er mich nicht aufsucht. MeinHandy ist schon seit mehreren Tagen komplett ausgeschaltet. Wenn Mabel etwasmöchte, kommt sie entweder spontan vorbei, oder ruft auf unser Festnetz an. Alsmeine Mom vor zwei Tagen gegangen ist, vermisse ich sie mehr als sonst. Sie hat mir gut geholfen, über den Liebeskummer hinweg zu kommen, obwohl sie nicht viel von mir und Liam weiß. Ich wollte das Thema nicht immer wieder hoch holen und mich damit nicht noch weiter runterzuziehen.

Allerdings kann ich mich nicht mehr Zuhause verkriechen, denn heute Abend ist Taylors Geburtstagsparty, denn er wird morgen zwanzig. Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt abzusagen, lasse es jedoch. Ich kann mich nicht mehr verstecken und muss lernen mein Leben weiter zu leben, egal wie verletzt ich bin.

Mabel hätte es verstanden, wenn ich heute lieber Zuhause geblieben wäre, doch ich entschied mich dagegen. Sie holt mich später um kurz vor neun hier ab, dann fahren wir zusammen zu Taylor. Ich weiß nicht wie viele kommen werden, aber an einem Samstag haben vermutlich viele seiner Freunde Zeit und soweit ich weiß sind seine Eltern extra weg gefahren, damit er die Party Zuhause schmeißen kann.

Hoffentlich kommen viele Leute, dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer Liam über den Weg zu laufen. Wenn ich ihn wieder erblicken muss, wie er mit Catrice auf der Couch sitzt, wie bei James Party, verschwinde ich. Oder ich trinke. Ich werde mich spontan entscheiden.

Gegen acht Uhr fange ich an mich fertigzumachen. Seit Tagen bin ich wie ein Zombie herum gelaufen, also wird es höchste Zeit wieder zu einem Menschen zu werden.

Zuerst gehe ich auf meinen Kleiderschrank zu und wühle herum, bis ich einen schwarzen Rock in der Hand halte. Er ist eng geschnitten und geht mir nicht einmal bis zu den Knien. Dazu trage ich ein rotes Spitzenoberteil mit Spagettiträgern. Dieses schicke Oberteil habe ich letztens mit meiner Mom gekauft, da es perfekt für eine Party ist. Das Oberteil ist genau wie der Rock enganliegend und betont meinen Körper. Sonst würde ich wie bei James Party einfach mit Jeans und Hoodie kommen, aber jetzt steht Taylors Geburtstag an. Im Badezimmer glätte ich mir meine Haare, denn sie fliegen in alle Richtungen. Gestern Abend habe ich sie gewaschen und da ich sie nicht geföhnt habe, sind sie durcheinander. Im Hintergrund lasse ich Musik laufen, um meine eigenen Gedanken nicht hören zu müssen. Die letzten Tage hat es gut geklappt mit der Ablenkung. Dadurch, dass meine Mom hier war und ich den ganzen Tag mit ihr verbracht habe, konnte ich nicht an die Sache mit Liam denken. Nur nachts lag ich allein in meinem Bett und summte andauernd zu einer Melody, um meinen Kopf nicht auf falsche Gedanken zu bringen. Es hat nicht immer funktioniert, denn manchmal sind die Gedanken doch zurück zu Liam gegangen und das schmerzende Gefühl in meiner Brust nahm zu.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt