-forty-seven-

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Taylor sieht mich mit diesem was willst du gerade von mir Blick an und ich wende mich wieder den Mädels zu.

„Danke für das Angebot, aber wir wollen den Podcast zu ende hören und dann noch einen Film schauen", teilt Mabel uns mit und zu meinem erstaunen bereitet sich keine Erleichterung in mir aus, sondern Enttäuschung. Ein Teil von mir hatte doch gehofft den Abend zusammen mit Evelyn verbringen zu können, die so süß versucht ihre Nudeln auf die Plastikgabel zu bekommen. Angekommen bei ihrem Mund fallen sie ihr jedoch zurück in die Schale und sie sieht traurig in den Teller hinein. Wie niedlich kann man sein? Wenn ich mit Catrice essen gehe dann achtet sie jede Sekunde darauf, dass nichts davon ihr Make-up verschmiert.

„Schade. Ich rufe dich später noch einmal an, Schatz." Taylor schenkt seiner Freundin noch ein Lächeln und sie schickt ihm daraufhin mit einer Geste einen Luftkuss. Die beiden sind so verliebt, dass mir schlecht wird. „Bis nachher", sagt sie dann noch und winkt mir noch zu.

„Tschüss." Das ist das erste und letzte, was Evelyn in der ganzen Unterhaltung zu sagen hatte. Bei ihrer Stimme bekommt meine Gänsehaut eine Gänsehaut.

„Ciao", sage ich und schaue dabei einzig und allein Evelyn an, bevor ich das Fenster hochfahren lasse und weiter zu James Haus fahre.

„Willst du auch noch einBier?" Wir sitzen in der hellen Küche und James hat eben ein weiteres Bier fürTaylor aus dem Kühlschrank geholt. Beim Zumachen schaut er zu mir rüber und ichlehne sein Angebot dankend ab. Mein Bier ist immer noch halbvoll, obwohl ich esschon seit einer Stunde in den Händen halte. Mir schmeckt das nicht und ichkann nicht nachvollziehen wie alle das Getränk so hypen. Es schmeckt bitter und macht dick. Mehr brauche ich nicht zu sagen, oder? Generell trinke ich wegen Football eh nie viel, doch heute ist es eine Ausnahme und es ist nur ein Bier. Mein Gewissen wird das schon verkraften und es sind noch Ferien.

„Wann fängt euer Training wieder an?" James lässt sich neben mir auf einem Barhocker nieder. „Am Mittwoch ist das erste Training der Saison."

Ich stimme mit einem schluck aus der Flasche zu und verziehe das Gesicht angeekelt von dem Geschmack.

„Cool. Bei euren Spielen bin ich mit am Start. Ich bringe dann Bier mit, aber das bekommt ihr nur, wenn ihr gewinnt. Wenn nicht befreunde ich mich mit der gegnerischen Mannschaft." Taylor stößt ein Lachen hervor und ich stimme gezwungen mit ein. Ich kann James echt gut leiden, man kann sich gut mit ihm unterhalten und er weiß wie man Freundschaften pflegt. Doch dann kommt mir immer wieder ins Gedächtnis was er sagte als er Evelyn im roten Kleid gesehen hat und ein Fünkchen Wut breitet sich in mir aus. Es ist albern, jedoch kann ich nichts dagegen machen und wie es aussieht muss ich mir endlich eingestehen, dass ich eifersüchtig bin.

„Läuft nicht heute ein Spiel im Fernsehen? Ich glaube die New York Giants spielen gegen die Seattle Seahawks", wirft Taylor in die Gruppe und ich schaue auf die Uhr meines Handys.

„Das Spiel hat vor zwanzigMinuten angefangen. Also worauf warten wir?" Gleichzeitig erheben wir uns vonden Hockern und Taylor ist der erste der mit seinem Bier zusammen die Kücheverlässt und ins Wohnzimmer schlendert. Wo sind eigentlich die Eltern vonJames? Gefühlt habe ich sie noch nie zu Gesicht bekommen und James hat noch niewas von ihnen erzählt, außer dass sie oft Reisen und während der Hausparty am Donnerstag auf einer Kreuzfahrt sind.

„Hey, Liam?" Erst jetzt bemerke ich, dass ich mich fast kein Stück bewegt habe. Ich stehe mitten in der Küche, anstatt mich zu Taylor ins Wohnzimmer zu gesellen. „Ja?"

James steht an der Mikrowelle und hat einen Beutel mit Popcorn hineingegeben. Er betätigt den Knopf und schon fängt es sich an zu drehen und das Geräusch von aufgehenden Maiskörnern ertönt durch den Raum. „Du kennst Evelyn Parker, oder?"

Würde ich noch auf dem Hocker sitzen würde mein Bein wieder gegen meinen Willen anfangen zu wippen. Ich umgreife die Flasche Bier fester, denn ich kann bereits ahnen, worauf er hinaus will.

„Ja, wegen Mabel", antworte ich knapp.

„Wie ist sie so? Ich habe gesehen wie du sie angeschaut hast und wollte einfach nur wissen, ob du sie vielleicht..." Er stoppt und überlegt wie er es am besten Beschreiben kann. „Ob ich sie gut finde?" Falle ich ihm ins Wort und er nickt zögernd. Ich senke meinen Blick und denke über seine Frage nach. Ob ich sie gut finde? Mehr als das.

Nur kann ich das nicht zugeben vor allem, weil ich in einer Beziehung bin und nicht als fuckboy dastehen möchte. Nur weiß James nichts davon wie unsere Beziehung wirklich abläuft. Das ist aber eine andere Geschichte und hat hier nichts zu sagen. Wenn ich es verneine und ihm versichere, dass ich sie nicht gut finde, gebe ich ihm die Chance sie besser kennenzulernen. Und dann würde ich durchdrehen.

„Nein. Sie ist eine normale Freundin von mir und ich will nichts von ihr. Hast du meine Freundin vielleicht vergessen?", platze ich heraus und kann meine eigenen Lügen nicht ertragen. Das ist das einzig richtige und wenn ich Evelyn wiedersehe werde ich James vor ihr schlecht reden, sodass sie nicht an ihm interessiert ist. Das ist ein toller Plan, was kann da schon schiefgehen? Einfach alles.

„Okay, gut. Ich finde sie ganz hübsch und als wir geredet haben schien sie loyal und sehr nett zu sein." Ich unterbinde das Gefühl auf der Stelle die Flasche in meinen Händen auf den Boden zu werfen und dabei zuzusehen wie sich die Scherben verteilen. Ich presse die Lippen aufeinander und nicke in seine Richtung. „Jap, ist sie."

Das Piepen der Mikrowelle unterbricht unser unangenehmes Gespräch und ich atme erleichtert aus. Während er sich umdreht und eine Schüssel aus einer Schublade holt, nutze ich die Gelegenheit und verziehe mich zu Taylor ins Wohnzimmer. Zu dritt schauen wir das Spiel im Fernsehen, sonst ist es immer total spannend und ich kann nie meinen Blick so richtig von dem Bildschirm nehmen. Das heutige Spiel ist allerdings irgendwie ausgelutscht und weniger spannend. Immer zu schiele ich rüber zu James, wenn er sein Handy zur Hand nimmt. Mich quält die Angst, dass er Evelyns Nummer von irgendjemanden, wahrscheinlich Taylor, haben könnte und ihr schreibt. Allerdings konnte ich bis jetzt nichts Auffälliges auf seinem Handy erkennen. Wenn er nicht neben mir sitzen würde, sondern mir gegenüber, würde ich vermutlich endgültig durchdrehen und mich immer wieder fragen mit wem er gerade wohl schreibt.

„Was ist das denn? Das istdoch kein Quarterback, das ist ein Lappen!", schreit Taylor den Bildschirm anund ich versuche meine Konzentration zurück auf das Spiel zu legen. „Wenn

du mich fragst spielen die heute allesamt wie Lappen", kommentiere ich und lehne mich mit verschränkten Armen zurück auf die Couch.

„Hoffentlich werden eure Spiele interessanter als das hier." Mein Kopf dreht sich zu James und irgendwie geht er mir heute mächtig auf den Sack.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt