-forty-six-

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Eine halbe Stunde später sitzen wir in meinem Auto und fahren zu James. Je näher wir dem Viertel kommen indem er- sowie auf Evelyn wohnen, schlägt mein Herz schneller und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ist das nicht verrückt? Ich werde nervös, nur weil ich an einem Haus vorbei fahre, indem ein Mädchen wohnt, welches mir von Anfang an aufgefallen war? Wenn mir das jemand weismachen würde, fände ich es vermutlich absolut absurd.

„Wird noch jemand kommen?" Ein Gespräch mit Taylor soll mich davon abhalten noch mehr auf das Gaspedal zu drücken um noch schneller an ihr Haus zu gelangen. „Ich glaube nicht. Und wenn doch ist es ja nicht schlimm, oder?" Ich schalte in den vierten Gang, gebe mehr Gas und regle die Musik etwas lauter. Mein Bein fängt ohne meine Anweisung an zu wippen und ich kralle mich fester ans Lenkrad. „Nope."

Nach weiteren fünf Minuten gelangen wir an den Straßenanfang von Evelyns Viertel. Sofort bremse ich ab, durchfahre recht zögernd und langsam die Straße und an je mehr Häusern wir vorbei fahren steigt mein Puls in die Höhe. Ich fühle mich total übereifrig, verstehe meine eigene Aufregung nicht und versuche gegen kein parkendes Auto zu prallen. Meine Augen haften an dem Haus links vom Bürgersteig, wo gleich ihr Haus erscheinen wird. „Willst du vielleicht direkt stehen bleiben?"

„Sorry", nuschle ich trocken, drücke etwas mehr aufs Gas und mein Atem stockt, als wir an ihrem Haus vorbei fahren. Mit allen meinen Sinnen versuche ich durch die Fenster ihr Zimmer zu entdecken und hoffe doch sehr, dass ich sie dadurch erblicken kann. Ist das nicht vollkommen krank? Wie ein Mafiastalker starre ich durch fremde Fenster. „Warte! Mabels Auto steht in hier links. Halt mal an."

Abrupt nehme ich meinenBlick von dem Haus, wodurch ich wegen der Dunkelheit eh kaum etwas erkennenkonnte und halte neben dem roten Mini Auto an. „Die sitzen ja dort im Auto."Taylor beugt sich über die Mittelkonsole und betätigt einmal kurz die Hupe.Erst jetzt schaue ich in das Autoinnere, welches genau parallel zu meiner Seitegeparkt steht.

Die zwei Personen, die drinnen sitzen und ihnen der Schreck ins Gesicht geschrieben steht, den Taylor den beiden verursacht hat, blinzeln uns an. Eine von beiden schaltet oben das Licht ein und mein Herz schlägt gefühlte Sekunden lang nicht. Mabel sitzt am Steuer, in der Hand eine Plastikgabel und neben ihr hockt keine andere als Evelyn die mich anstarrt, als hätte sie noch keinen lebenden Menschen gesehen.

Mabel kurbelt ihr Fenster hinunter und da ich nicht reagieren kann, beugt sich Taylor erneut zu meiner Seite rüber und lässt mein Fenster hinunterfahren. „Liebling! Was macht ihr hier draußen im Dunkeln?", ruft Taylor zum anderen Auto rüber und schnippst bei uns auch das Licht ein. Meine Hände umgreifen schon fast schmerzhaft das Lenkrad, weil desto länger ich Evelyn aus der Ferne beobachte, desto schwerer ist es, nicht auf der Stelle auszusteigen und zu ihr zu gehen. Ob sie vorhin mitbekommen hat wie ich ihr Haus gestalkt habe? Unmöglich, die beiden haben sich so sehr von dem Hupen erschreckt, dass sie ihr Umfeld kaum wahrgenommen haben mussten und sich nur auf das Essen zu konzentrieren, welches auf ihren Beinen liegt.

„Wir haben Essen geholt und wollten den Podcast hier im Radio hören. Deswegen sind wir im Auto geblieben- und danke für das Erschrecken! Wir waren voll in dem Gespräch versunken, Liam!"

„Bitte was? Dein Freund hatgehupt und nicht ich", meckere ich zurück und jetzt verwandelt sich ihr Gesichtin ein unschuldiges und macht Taylor schöne Augen. Ach, diese Liebe. „Wie wardas Wandern?" Erkundigt er sich und ich wende meinen Blick erneut Evelyn zu.Auf ihrem Schoß hat sie eine Aluverpackung in der sich, wie ich es beurteilen würde, Spagetti Bolognese drinnen ist. Sie mag das? Ich bin ein super Koch und würde sie ihr ganz lecker zubereiten können. Eilig vertreibe ich meine Gedanken, denn so weit wird es nie kommen.

„Es war schön, aber wir sind beinahe verhungert. Und dann haben wir noch Evelyns Dad dabei erwischt-" Sie bricht mitten im Satz ab, da Evelyn ihr in die Seite geschubst hat. „...ja also wir sind fast verhungert und haben uns eben noch essen geholt. Und wo möchtet ihr beiden hin?" Beendet sie ihren Satz und lächelt zum Schluss Evelyn entschuldigend an. Was ist mit ihrem Dad? Wobei haben sie ihn erwischt? Die Frage brennt mir auf der Zunge, mein Bein wippt schneller als zuvor und die Neugierde wächst jede Sekunde. Zugegeben es interessiert mich wirklich, worum es geht und es ärgert mich, dass Mabel davon angefangen und nicht zu ende gesprochen hat. Allerdings hat Evelyn klar und deutlich mit ihrem schubsen angedeutet, dass sie nicht darüber sprechen möchte.

„Wir fahren rüber zu Jamesund verbringen dort den Abend. Möchtet ihr mitkommen?" Sofort drehe ich mich zumeinem Freund um und sehe ihn zweifelnd an. Klar möchte er seine Freundin dabeihaben, aber ich möchte nicht, dass Evelyn dabei ist. Sie wird sich dann ununterbrochen mit James unterhalten und mich ausblenden. James findet sie toll- das hat er mehrfach gesagt und das regt mich auf. Wenn die beiden wirklich mit uns gehen wird das ein Abend, auf dem sich meine Nerven und Selbstbeherrschung so ziemlich zusammenreißen muss.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt