-seventy-seven-

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Evelyn

Meine Wangen glühen vor Wärme und ich kann nicht richtig sehen wohin ich laufe. Ich will nur noch weg von Liam und den ganzen lügen. Am Ende des Flures öffne ich mit einem Ruck eine Tür und finde mich in einem großen Badezimmer wieder.

Sofort schließe ich ab, latsche zum Waschbecken rüber und stütze meine Arme ab. Wie kann man nur so grausam sein? Wie kann er mir in die Augen schauen, mich sanft ansprechen und mich berühren, ohne etwas von mir zu wollen?

Ich verstehe Menschen nicht die andere aufgabeln, mit ihnen Spaß haben und sie dann wie den letzten Müll wegwerfen. Wie kann man sowas mit seinem Gewissen ausmachen?

Ich blicke nach oben in mein Spiegelbild und sehe eine gebrochene Frau vor. Eigentlich wollte ich heute nur Spaß haben und das ganze Drama vergessen und was passiert dann? Ich finde Liam in der Küche mit dieser Kuh, deren Name ich vergessen habe, vor.

Catrice und ich haben ihm nicht gereicht, also angelt er sich die nächste? Mein Bauch brummt auf und ich greife das Waschbecken fester an. Wenn meine Gedanken weiter darum kreisen bekomme ich noch eine Krise und fange an wild um mich zu schlagen.

Meine Hand pulsiert immer noch vor Schmerzen und ich denke, ich habe mir mit dem Schlag mehr weh getan als ihm. Jedenfalls hat er nicht den Anschein gemacht ihm hätte es weh getan.

Meine Augen sind geschwollen, mein Oberkörper bebt und meine Gedanken fliegen durcheinander in meinem Kopf. Ich fange meinen Blick im Spiegel ein und setze meinen arrogantesten Gesichtsausdruck auf. Was Liam kann, kann ich schon lange. Die Idee in meinem Kopf verstößt gegen jeden meiner Grundsätze, doch ich werde mich nicht davon abbringen lassen. Wenn er mit den Gefühlen anderer spielen kann, kann ich das auch. Vielleicht wird es mir besser gehen, wenn ich mich benehme wie er. Völlig entschlossen richte ich mich auf, zwinkere mir einmal selbst im Spiegel zu und marschiere aus dem Badezimmer.

Hier oben ist niemand zu sehen und ich weiß nicht, ob Liam noch in Taylors Zimmer hockt, oder nach unten gegangen ist. Jedenfalls werde ich es nicht herausfinden, indem ich noch einmal einen Schritt in das Zimmer setze. Vorhin habe ich dort nach Schutz gesucht und dachte allein sein zu können. Tja, da hatte ich mich geirrt.

Die Musik erscheint mir immer lauter und ich steige elegant die Treppenstufen hinunter, obwohl meine Beine immer noch weich sind. Ich stecke meine Haare hinter die Ohren, setze mir ein breites Grinsen auf und gehe auf die Küche zu. Es sind viel mehr Leute da als vorhin und ich checke jeden Jungen ab, der mir über den Weg läuft. Was ganz genau mein Plan ist, weiß ich selbst noch nicht. Ich werde gleich einfach Spaß haben und wenn ich es schaffe, mit den Gefühlen anderer spielen.

"James!" Erfreut rufe ich seinen Namen, als ich ihn in der Küche erkenne, wie er sich einen Drink zusammen mischt.

"Hey." Er lächelt mich freundlich an, senkt dann wieder den Blick auf sein Getränk um nichts zu verschütten. Noch scheint er nicht angetrunken zu sein. Erst jetzt fallen mir seine breiten Schultern auf und dieses blaue Hemd steht ihm ganz gut. Seine schwarzen. dichten Locken hat er nach hinten gestylt und so erscheinen mir seine blauen Augen größer als sonst.

"Machst du mir auch einen Drink?" Wir beide sind nicht die einzigen in der Küche. Zwei weitere Jungs stehen links am Waschbecken und unterhalten sich über Football. Mit großen Schritten gehe ich auf James zu und stelle mich dicht neben ihn. Mein Herz klopft mir bis zum Anschlag, weil ich weiß, dass es falsch ist. Obwohl, noch mache ich nichts Verbotenes.

"Klar. Was willst du haben?"

Er stellt seinen Plastikbecher auf dem Tresen ab und greift einen leeren. "Überrasch mich."

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt