-fifty-three-

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„Du willst mich doch auf den Arm nehmen!" Es ist bereits nach neunzehn Uhr und ich liege kerzengerade auf Mabels Bett. Sie hatte mir vor einer Stunde geschrieben, dass sie nun allein sei und ich vorbei kommen kann. Die Chance habe ich direkt genutzt und bin zum ersten Mal eine längere Strecke mit meinem Auto gefahren. Anfangs hatte ich kurz Panik und beim Anfahren habe ich einmal den Motor abgewürgt, doch bekam es schnell unter Kontrolle. Liam hat die Antenne wirklich perfekt aufgestellt, egal welchen Sender ich einstelle, es funktioniert ohne diesen anstrengenden knirsch Ton.

„Wie kann ich an einem Sonntag so viel verpassen? Wie, Liam war bei dir Zuhause und ihr habt dein Auto repariert?" Ich habe eben Mabel von meinem heutigen Tag erzählt, doch als ich Liams Namen erwähnt habe hat sie mir nicht geglaubt.

„Wie schon gesagt. Ich war draußen im Hof und er kam zufällig vorbei, weil er sein Handy bei James vergessen hatte. Dann hat er mir angeboten zu helfen und ich habe nicht nein gesagt." Anstatt das meine beste Freundin chillig wie ich im Bett liegt, läuft sie die ganze Zeit im Zimmer hin und her und kommt nicht zur Ruhe.

„Das hätte ich echt nicht erwartet! Catrice wird ihn sicherlich erwürgen!" Sie stößt ein Lachen heraus und lässt sich endlich auf ihren Sessel nieder.

„Ich hoffe er sagt ihr nichts davon. Die beiden müssen nicht unnötig streiten. Wir haben nichts gemacht, worauf man sauer sein kann", verteidige ich mich und lege mich auf meinen Bauch. Als Liam in sein Wagen gestiegen und weg gefahren ist hat sich ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Magen ausgebreitet. Ich habe seine Nähe, seine Worte und seine Grübchen sofort vermisst und wollte, dass er zurück kommt und habe mir gewünscht das Thema Catrice nie angesprochen zu haben.

„Ihr habt auch nichts gemacht, aber du weißt doch wie sie ist. Sie dreht und wendet alles so wie sie es haben möchte." Mabel zieht eine Zeitung aus einer Schublade ihrer weißen Kommode und schlägt eine Seite in der Mitte auf.

„Genug davon. Wie war es heute mit Taylor? Was habt ihr gemacht?" Wie auf Knopfdruck fängt meine beste Freundin an zu grinsen und schlägt die Zeitung genau so schnell wieder zu, wie sie es geöffnet hat.

„Wir waren erst bei ihm Zuhause und haben einen Film geschaut. Dann waren wir zusammen Pizza essen, sind spazieren gegangen und dann hat er mich nach Hause gefahren", erzählt sich schwärmend und starrt dabei auf das Bild auf ihrem Nachttisch von den beiden. Es wurde in seinem Garten aufgenommen, wo sie zusammen auf der Terrasse saßen mit einem Glas Limonade in der Hand.

„Ihr beide seid ein echtesTraumpaar. Und ich finde es sehr schön dich so glücklich zu sehen." Sie kommtauf mich zugelaufen und schmeißt sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich drauf.Lachend schreie ich auf und schlinge meine Arme um sie. Wer so eine guteFreundin an seiner Seite hat wird keine Probleme haben und wenn doch, schlagen Mabel und ich uns gemeinsam dadurch. 


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Die erste Woche auf dem College haben Mabel und ich endlich überstanden. Es ist Freitag und sie hat mich eben Zuhause abgesetzt und völlig erschöpft lasse ich mich auf meinem Bett nieder.

An unserem ersten Tag warenwir beide echt ziemlich aufgeregt, aber es war nicht so schlimm wie gedacht.Das College ist ziemlich riesig und am Anfang haben wir uns in einerMehrzweckhalle getroffen und wurden in Kurse eingeteilt. Mabel und ich habenfast jeden Kurs zusammen, allerdings auch welche getrennt. Der Unterricht istsehr zeitaufwendend und nachmittags musste ich mich mehrere Stunden an meinen Schreibtisch setzen und alles wiederholen. Das gute ist, dass man in einem riesen Raum sitzt und man für den Lehrer so gut wie keine Rolle spielt. Er macht sein Ding, bringt uns alles bei und beendet pünktlich den Unterricht.

Die gesamte Woche habe ich Liam, Taylor oder Catrice gar nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe echt geglaubt, dass man sich in den Gängen über den Weg läuft, dem war nicht so. Ich war schon froh Mabel wiederzufinden, wenn wir einmal keinen Kurs zusammen hatten. Mit dem Fahren wechseln Mabel und ich uns jeden Tag ab, denn sie hatte mich überredet mehr mit dem Auto zu fahren. Die letzten Tage waren so anstrengend und nervenaufreibend, dass ich gar keine Zeit hatte über Liam und den vergangenen Sonntag nachzudenken. Sein Gesicht tauchte jeden Abend vor dem Schlafen gehen auf und seine Grübchen verfolgten mich in meinen Träumen. Jedes Mal als ich durch die Flure gelaufen bin um von einem Kursraum zum anderen zu gelangen, hatte ich einen stechenden Schmerz in meiner Herzgegend, denn ich wollte ihn unbedingt sehen. Nach dem dritten Tag habe ich mich daran gewöhnt ihn nicht sehen zu können und ich habe mich an den stechenden Schmerz gewöhnt.

„Und du möchtest wirklichnicht mit mir gehen?" Spät am Nachmittag habe ich Mabel am Telefon, die michdazu überreden will zum ersten footballspiel der Saison zu gehen. Vor ein paarTagen hätte ich sofort zugesagt, doch gerade habe ich keine Lust dorthin zugehen und Liam mit Catrice sehen zu müssen. Außerdem will ich noch fürs Collegelernen und mich momentan nur darauf konzentrieren. Nachdem ich solange nur online meine Schule absolviert habe, fällt es mir etwas schwerer als Mabel mich einzugewöhnen.

„Ich komme das nächste Mal mit dir."

„Und was machst du dann heute? Willst du nur nicht mitkommen, weil du sonst Liam begegnest?" Entnervt wische ich über den Küchentisch, denn mein Dad hat eben gegessen und mal wieder nicht richtig abgedeckt.

„Nein, dass ist nicht der Grund. Ich lerne heute noch und bin einfach nicht in der Stimmung diese komplizierte Sportart nachzuverfolgen."

„Okay. Ich melde mich, wenn ich wieder Zuhause bin und berichte dir von dem Spiel." Mit diesen Worten legt sie auf und ich weiß auch wieso. Im Hintergrund konnte ich ein Autohupen wahrnehmen und es war locker Taylor, der sie jetzt zum Spiel abholt.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt