Ihr Dad scheint nervös zu sein und schaut andauernd für einen kurzen Moment zu mir, als sollte ich unter gar keinen Umständen erfahren was sie da bereden. Um nicht mehr so auffällig rumzustehen schnappe ich mir einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten und tue so als würde ich am Motor rumschrauben, was ich definitiv nicht tun werde. Für solche Arbeiten bin ich der Falsche und würde vermutlich mehr anrichten als Evelyn es tun könnte. Bei dem Gedanken muss ich Grinsen und drehe mich extra von ihnen weg.
„Wir reden später darüber. Habt noch viel Spaß und wenn ihr doch etwas haben wollt ruft einfach an." Das ist der Moment, wo ich mich wieder zu ihnen umdrehe und ich zusehe, wie Sherif Parker zu seinem Streifenwagen rüber läuft. „Tschüss Liam!", ruft er mir über die Schulter noch zu und ich verabschiede mich auch.
„Und wir laden dich mal zum Essen ein oder zum Football schauen, weil du ihr mit dem Auto geholfen hast!" Mit diesen Worten steigt er ein, ohne auf eine Zusage oder absage von mir zu warten. Nachdem sein Wagen außer Sichtweite ist dreht Evelyn sich in einem Schwung herum, wobei sich ihre Haare kurz vor ihrem Gesicht verfangen und sie wie ein kleiner Wirbelwind vor mir steht.
„Das war wieder voll komisch."
„Stimmt nicht. Dein Dad scheint mich aber immer mehr zu mögen."
„Bilde dir bloß nichts ein. Du sagst ihm auch immer genau das, was er von dir hören möchte." Ich sehe sie gespielt ertappt an und sie grinst provokant. „Du hast mich durchschaut. Also die Wahrheit ist, dass ich gar keinen Wert darauf lege Zeit mit dir zu verbringen und diese Auto Reparatur Geschichte dazu nehme um deinen Dad näher zu kommen." Sie legt stark lachend ihren Kopf in den Nacken, schnappt sich von der Werkzeugkiste einen verdreckten Lappen und wirft ihn nach mir. In der letzten Sekunde fange ich diesen noch auf, bevor er meine Klamotten ebenfalls dreckig macht.
„Du bist so ein Trottel, Liam." Sie lacht immer noch und bekommt rote Wangen. Wie kann so eine kleine Geste so niedlich sein? Vor allem durch ihren blauen Pullover kommen ihre Augen super zur Geltung und ich möchte ihr so gerne näher kommen.
„Wenigstens habe ich keine Angst mein Auto zu fahren, lasse es niemals über einem Jahr in einer dunklen Garage stehen oder sterbe fast beim Versuch die Antenne gerade zurichten."
Mit offenem Mund starrt sie mich an und geht stumm zur Fahrertür, steigt ein und zieht die Tür laut zu. „Melde dich bei mir erst wieder, wenn mein Auto funktionstüchtig ist", ruft sie eingeschnappt und macht dann dicht.
Nach einer guten Stunde bringe ich den Werkzeugkasten endlich zurück in die Garage und bin fertig mit der Arbeit. Evelyn hat ihr Wort gehalten und nicht mehr mit mir gesprochen. Erst habe ich gedacht sie würde irgendwann aufgeben und vor Langeweile aus dem Auto steigen. Da habe ich mich sowas von geirrt, denn sie kam schnell auf die Idee einfach ihren Lieblings Podcast zu hören, während ich hier draußen die ganze Männerarbeit erledigen musste.
Mit einem leichten Handgriff drücke ich die Motorhaube zu und erlange so Evelyns Aufmerksamkeit, da sie mich nun von innen vielsagend ansieht. Mit großen Schritten gehe ich zur Fahrertür und klopfe drei Mal an das Fenster. Wenig später fährt sie es hinunter, zieht die Augenbrauen nach oben und wartet, dass ich etwas sage.
„Ich bin fertig. Würdest du nun bitte aus dem Auto kriechen und wir machen uns etwas zu essen? Ich verhungere gleich."
Triumphierend schaltet sie das Radio ab und schwingt sich aus dem Wagen. Beinahe hätte sie die Tür gegen meinen Oberkörper geschlagen, doch ich konnte noch im richtigen Moment zurück springen.
„Funktioniert wieder alles? Also ich werde keine Probleme bekommen?" Sie geht einmal komplett um das Auto herum und schleift mit ihrem Zeigefinger am Lack des Wagens, als würde sie es wie ein Gutachter prüfen.
„Es ist alles perfekt mit dem Auto. Außer du willst es wieder jahrelang in deine Garage sperren." Ich schließe alle Türen und mache das Fenster zu. Da sie den Schlüssel in der Hand hält warte ich darauf, dass sie abschließt.
„Ich bin der Meinung, dass ich jetzt selbstgekochtes Essen von dir verdient habe." Mit meiner saubersten Handfläche wische ich mir erschöpft meine Stirn entlang.
„Ist schon gut. Lass uns reingehen und ich mache uns Nudeln, bevor du mir noch tot umfällst und ich am Ende schuld bin."
Sie schließt ab, schnappt sich ihre Musikbox und geht die Veranda hoch zur Haustür. Ich war noch nie in diesem Haus und irgendwie habe ich vollen Respekt davor, weil sie hier aufgewachsen ist. Sonst habe ich zu ihrem Fenster hoch geschaut, obwohl ich nicht einmal weiß, ob das wirklich ihr Zimmer ist. Schnell schließt sie die Eingangstür auf und geht durch den Flur. Mit langsamen Schritten folge ich ihr und wir gelangen in das Wohnzimmer, welches an der Küche grenzt. Die Möbel sind alle etwas älter und nicht so modern, doch der Geschmack gefällt mir ganz gut.
„Du kannst dich an den Tisch oder auf die Couch setzen. Wenn du Fernseher schauen möchtest bitte alles außer Sport." Sie geht in die Küche und entnimmt aus einem Hängeschrank zwei Gläser und stellt sie auf den Tisch. Da ich sie gut in der Küche sehen kann, wenn ich am Esstisch sitze verzichte ich auf die weiche Couch und nehme stattdessen dort Platz. „Wir können auch eine Serie schauen, in der sie kaputte Karren reparieren und versuchen zu verkaufen", schlage ich vor, als sie mir frisches Wasser hinein gießt.
„Manchmal denke ich wirklich du möchtest mich extra bis zur Weißglut treiben."
„Du hast mich wieder durchschaut." Sie schlendert zurück in die Küche und bückt sich nach unten um aus einer Schublade eine Packung Nudeln zu holen. Mein Blick liegt viel zu lange auf ihrem Hintern, mein Mund wird ganz trocken und ich verschlinge schnell das Glas Wasser.
„Bist du zufrieden mit Spaghetti Bolognese?" Sie wendet sich mir zu und ich nicke schnell. „Klingt gut."
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
Roman d'amourDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...