Gegen acht Uh steige ich unter die Dusche und mache mich daraufhin fertig für die Party. Meine Mom hatte gestern wieder ein date und ist auch jetzt bei diesem Mann. Michael heißt er. Zumindest glaube ich das, denn als sie mir von ihm erzählt hat und was für süße Grübchen er anscheinend hat, habe ich wie bei Catrice auch, auf stumm geschaltet. Ich kann mir nicht anhören, wie meine eigene Mom von jemanden schwärmt. Nicht, weil ich sie mit keinem Mann sehen kann, als meinem Dad. Verdammt nein. Ich wäre sauer, wenn sie wieder zu ihm zurück gehen würde. Ich kann mir das nicht anhören, weil es völlig absurd ist. Wenn ich ihr von einem Mädchen erzähle ist das okay. Aber andersherum geht es nicht. Außer sie erzählt mir, dass er sie schlecht behandelt. Dann mache ich mich direkt auf den Weg zu dem Bastard und verpasse ihm eine. Niemand tut meiner Mom noch einmal weh. Dafür sorge ich.
Catrice hat irgendwas von einem weißen Shirt gelabert, also schlüpfe ich in eins und ziehe dazu eine schwarze Jeans an. Meine Haare habe ich schnell nach oben gestylt und bin nun startklar. Bevor ich aus der Tür rausgehe, sprühe ich mich mit meinem Aftershave ein und gehe dann rüber zum Auto. Bevor ich Catrice einsammele halte ich noch an einer Tankstelle und kaufe zwei Flaschen Wodka ein. Ich fühle mich schlecht, wenn ich dem Gastgeber nichts mitbringe. Auch wenn er davon wahrscheinlich eh nichts abbekommt. Der Gedanke zählt.
Auf der Fahrt zu Catricestelle ich mir vor wie es wäre, wenn Evelyn heute doch auftauchen würde. Würdesie mich ansprechen? Würde ich sie ansprechen? Ob sie Alkohol trinken würde? Ich weiß es nicht. Vom Gefühl her würde ich nicht unbedingt sagen, dass sie sich betrinkt. Womöglich durch Gruppenzwang. Wenn ihr jemand ein Becher gibt wird sie ihn freundlich annehmen und vermutlich auch trinken. Wissen tue ich es nicht.
Ich komme sogar zehn Minuten früher bei Catrice an als ich sollte und steige aus. Bevor ich mich meinem Schicksal übergebe und klingle, atme ich noch einmal tief ein und entspanne mich. Ab jetzt spiele ich die Rolle eines glücklichen Freundes. Diese Rolle habe ich bereits gut drauf, da ich sie schon sehr oft spielen musste. „Hallo Liam! Wie geht es dir?"
Catrice's Mutter öffnet mir die Tür und lächelt mich an. Ehrlich gesagt habe ich sie sehr gerne. Sie ist sehr nett und man kann sich mit ihr gut unterhalten. Anders als mit ihrer Tochter. „Hey Mrs. Milbourn. Mir geht es super und Ihnen?"
„Komm doch erst einmal rein." Sie zerrt mich am Arm ins Haus und ich schließe hinter mir die Tür. „Ich wollte Catrice abholen. Wir gehen heute aus", erkläre ich ihr dann und schaue zur Treppe. Kann sie runter kommen? Am Ende ist sie dann angepisst, weil ich anscheinend zu spät gekommen bin. Was nicht stimmt. „Ach so. Ich dachte wir könnten vielleicht alle zusammen Abendessen."
„Nächstes Mal gerne." Ichlächle Mrs. Milbourn herzlich entgegen und meine es ernst. Mit ihr würde ichgerne essen, nur nicht, wenn ihre Tochter dabei ist. Dann kann ich nämlichnicht der echte Liam Adams sein, sondern nur eine aufgesetzte Form. Obwohl ichlangsam glaube, dass ihre Mom uns bereits durchschaut hat. Ich denke sie merktwie ich mich verhalte, wenn wir nur zu zweit sind und wie ich bin, wenn Catrice mit dabei ist. Meine Haltung verspannt sich dann und ich presse die Worte nur monoton hervor. „Da bist du ja, Schatz!" Ich wende mich zu den Treppen und sehe, wie Catrice die Stufen mit ihrem viel zu kurzen roten Kleid und der heftigen schminke runterstolziert. Ich finde sie zu aufgehübscht, aber das sage ich ihr natürlich nicht.
„Du siehst super aus", sage ich in einem zu hohen Ton und zwinge mich zu einem Lächeln. „Danke."
Sie kommt endlich unten an und reicht mir sofort ihre Tasche. „Bis später Mom." Sie umarmt ihre Mom nicht, sondern gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Ihr roter Lippenstift hinterlässt Spuren an Mrs. Milbourn's Wange und ich unterdrücke mir ein schmunzeln. „Wann kommst du ungefähr wieder nach Hause?" Catrice hat schon längst die Tür geöffnet und schlendert rüber zu meinem Wagen. „Du wirst es merken, wenn ich wieder da bin!", ruft sie ihrer Mom zu, ohne sich dabei umzudrehen. Entschuldigend sehe ich Mrs. Milbourn an und versichere ihr, dass ich Catrice nicht zu spät Heim bringe.
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
RomanceDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...