„Ich kann Evelyn nach Hause fahren. Dann müsst ihr keinen Umweg machen und ich fahre ja eh Heim", platzt es unüberlegt aus mir heraus und alle schauen mich an. Vor allem in Evelyn's Gesicht sehe ich, wie geschockt sie ist. Und wenn ich richtig sehe, ist sie sogar ein wenig rot geworden. „Klar. Wenn es kein Problem für dich ist", meint Mabel.
„Ist es nicht. Ich meine, nur wenn du das willst." Ich sehe Evelyn an und sie nickt nach einem leichten zögern.
„Super."
Evelyn
Nachdem wir noch zehn Minuten zusammen auf der Terrasse gesessen haben und Mabel mit Taylor überwiegend über Filme geredet haben, machen Liam und ich uns langsam auf zu seinem Auto.
Als er den Vorschlag gemacht hat mich zu fahren, war ich eindeutig überfordert. Ich meine, es kam so unerwartet und irgendwie macht mich der Gedanke, allein mit ihm in einem Auto zu sitzen, richtig nervös. Schon auf der Fahrt hierher wäre ich beinahe ausgeflippt. Mabel und ich haben nicht geplant hier her zu kommen. Aber nachdem uns die Farbe ausgegangen ist und wir stattdessen im Starbucks Kaffee getrunken haben, fand Mabel den Gedanken entzückend, ihrem Freund eine kleine Freude zu machen. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht auch gefreut habe, Liam wiederzusehen. In Sportsachen sieht er richtig gut aus und ich muss mich stark beherrschen ihn nicht ununterbrochen anzustarren.
Auch jetzt, wo er wenige Schritte vor mir läuft, wandert mein Blick andauernd an seinen durchtrainierten Rücken. Er kann nicht nur Footballspielen. Liam betreibt mit Sicherheit noch Kraftsport oder so. Taylor hat nämlich nicht so markante Schulterblätter.
„Das ist deiner?" Ich deute auf den Audi, der vor Mabel's Auto steht und er nickt abgelenkt. „Ja." Es scheint nicht so, als wäre er stolz darauf. Jeder andere würde doch mit so einer Karre angeben und damit prahlen. Bei ihm habe ich nicht das Gefühl.
„Mein Dad hat ihn mir zum Geburtstag gekauft. Wahrscheinlich um die ganze Zeit wiedergutzumachen, in der er nicht für mich da gewesen ist", fügt er noch hinzu und öffnet das Auto. Gleichzeitig steigen wir ein und ich lege sofort den Sicherheitsgurt an. „Scheidungskind?" Er nickt.
„Ich auch." Sein blick gleitet zu mir und ich lächleihm aufmunternd zu. Ich weiß ganz genau, wie schlimm es sein kann, wenn dieEltern sich trennen. Meine Eltern sind im Guten auseinander gegangen. Ich habealso ziemlich glück gehabt, aber ich kann mich in andere hineinversetzen, denenes schwerer gefallen ist. „Lebst du bei deinem Dad oder deiner Mum?", frage ichihn und er startet daraufhin den Motor. „Mum." Seine angespannte Körperhaltung,seine kurzen Antworten und die Art, wie fest er das Lenkrad hält, drückendeutlich aus, dass er nicht über dieses sensible Thema sprechen möchte. Wenn er über die Scheidung seiner Eltern reden möchte, würde ich ihm sehr gerne zuhören, aber wenn er es lieber auf sich beruhen will, habe ich volles Verständnis dafür.
„Sorry. Ich bin nicht so gut darin über Gefühle zu sprechen und generell rede ich nie über das Thema." Er startet den Motor und fährt los. Meine Augen haften an seinen Händen und mit was einer Leichtigkeit er das Auto fährt. Er weiß ganz genau, was er tut und wann er gleichmäßig die Gänge wechselt. Wenn ich das doch auch nur so gut könnte...
„Es ist okay. Ich verstehe das", antworte ich also viel zu spät und richte meinen Blick dann wieder geradeaus. Ich denke, ich habe ihn heute schon genug angestarrt. Mein Herz gibt immer noch keine Ruhe. Mein Körper fühlt sich an wie ein Flummi. Ich bin so aufgeregt und würde am liebsten hin und her hüpfen. „Wo wohnst du?"
„In north-tall. So ziemlich die letzte Straße", sage ich. „Krass. Dann wohnst du ja sehr nah am Sheriff. Das gibt dir bestimmt Sicherheit." Ich wende meinen Kopf zu ihm und er sieht mich eine Sekunde lang an, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. „Du kennst meinen Dad?" Seine Augen weiten sich und er umgreift das Lenkrad fester.
„Sheriff Parker ist dein Dad?", fragt er unglaubwürdig nach und ich nicke stolz. „Ja, ist er. Woher kennst du ihn?"
„Er ist öfters bei den Footballspielen dabei um nachder Ordnung zu schauen und auch so war er öfters dabei, wenn es malSchlägereien gab. Jeder hier kennt deinen Dad!" Auf meinen Lippen bildet sichein großes Lächeln. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Dad wirklich so viel inder Stadt ausmacht. Ehrlich gesagt war es mir als junger Teenager immer mächtigpeinlich, wenn er mich bei meinen Freunden oder von der Schule mit seinerUniform und seinem Polizeiwagen abgeholt hat. Aber wenn ich höre, was Liam daerzählt, bin ich sehr stolz auf ihn und ich glaube, ich koche ihm später etwasLeckeres. Vielleicht hat er deswegen noch keine neue Frau gefunden.
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
RomanceDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...