MeinBlick wandert wieder rüber zu Evelyn, die die beiden mit einem kleinen Lächeln beim Turteln beobachtet. Ob sie schon einmal einen Freund hatte? Oder womöglich hat sie sogar einen. Mir fällt wieder ihr viel zu großes T-Shirt in den Sinn. Trägt sie vielleicht die Klamotten ihres Freunds? Ein ungewohntes Gefühl verbreitet sich in mir und ich fange an mit meinem rechten Bein zu wippen. Das mache ich immer, wenn ich sauer, nervös oder genervt bin.
„Dein T-Shirt könntest du auch prima als Kleid benutzen." Evelyn dreht ihren Kopf zu mir und sieht dann an sich selbst hinunter. „Ja. Ich habe das T-Shirt von meinem Dad geklaut. Ich wollte ungern eins von mir dreckig machen", kichert sie und mir fällt ein Stein vom Herzen. Reflexartig hört mein Bein auf der Stelle auf zu wippen. Gut, es ist nicht von ihrem Freund. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie nicht doch einen hat. Und das Bein wippen geht von vorne los.
„Und wie hat es mit den streichen geklappt? Ihr hättet uns auch anrufen können und dann hätten wir euch beiden geholfen." Ihre blau, grünen Augen funkeln mich an und da die Sonne mitten in ihr Gesicht scheint, stechen sie noch mehr heraus.
„Ja das hätten wir tun können, aber Mädchen können auch super allein solche Heimarbeiten machen. Es war zwar ziemlich aufwendig und anstrengend, aber für das erste Mal war es doch recht gut."
Ihre Einstellung gefällt mir. Ich kenne kein einziges Mädchen, welches auf die Idee kommen würde, ohne Hilfe ihre Zimmerwände zu streichen. „Respekt", sage ich und nicke stolz.
„Vielen Dank." Aus spaß klopft sie sich selbst gegendie Schulter und wir beide beginnen an zu lachen. „Wollt ihr auch welche?"Mabel reicht mir die Tüte und ich entnehme zwei Cupcakes. „Ich nehme an, duwillst du mit der Blaubeerfüllung?" Evelyn sieht mich mit ihren großen Augen anund sagt einen Moment gar nichts. „Dein Ernst? Die mag ich am liebsten!",jubelt sie leise und ich lache. Das sind auch meine Favoriten. Gekonnt fischeich zwei davon raus und reiche ihr einen rüber. Als sie mit ihren zärtlichen
Fingern danach greift, achtet sie darauf, dass sich unsere Finger unter keinen Umständen berühren.
„Lass ihn dir schmecken." Als ich den Satz ausspreche hat sie den Cupcake schon längst in ihrem Mund und ich lache wieder auf.
„Du auch", antwortet sie dann mit offenem Mund. Jedes Mädchen, mit dem ich jemals aus gegangen bin, war es unangenehm in Anwesenheit eines Jungen zu essen. Evelyn hingegen ist es scheiß egal, wenn sie vor Taylor und mir mit vollem Mund spricht.
„Habt ihr heute genug trainiert?", fragt Mabel in die Gruppe und spielt an Taylor's Armen herum. „Ja, haben wir."
„Dann kannst du also noch mit zu mir kommen und wir schauen einen Film?" Mabel sieht ihren Freund mit großen Augen an und grinst über beide Ohren. „Na klar, süße."
„Aha? Wolltest du nicht mit mir den Rasen hier mähen?" Jetzt grinse ich ihn über beide Ohren an. „Ach, der rasen ist morgen auch noch da."
Ich fange lauthals an zu lachen. „Du bist unmöglich, Tay." Dann kann ich doch noch ins Fitti. „Dann fahren wir Evelyn nach Hause und dann zu mir. Ich bin für einen schönen Disney Film." Mabel steht die Freude schon ins Gesicht geschrieben und ich leide jetzt schon mit meinem besten Freund mit. Kein Junge schaut sich freiwillig einen schnulzigen Disney Film an. Ich drehe meinen Kopf ganz leicht in Evelyns Richtung. Obwohl, für sie würde ich mir das vielleicht sogar antun. Was sie wohl für Disneyfilme mag? Sie scheint sich sicher in ihrer Haut zu sein und braucht nicht unbedingt Hilfe von Männern. Ich denke Mulan passt am Besten zu ihrer Persönlichkeit.
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-Weil ich es dir nicht sagen konnte-
RomanceDen Glauben an die Liebe verloren zieht Evelyn Parker zurück nach Portland um auf's College zu gehen. Sie möchte einfach ihre Vergangenheit vergessen und nach vorne blicken. Dabei kommt ihr allerdings jemand in den Weg und zerstört ihre Vorsätze. Li...