-nine-

5.2K 175 1
                                    

Um nicht wie ein Idiot einfach dumm rumzustehen nehme ich zögernd den Platz neben diesem Liam ein. Dabei achte ich darauf ganz weit außen zu sitzen um so wenig Kontakt wie möglich zu haben. Mir fällt auch direkt auf wie auch er mehr versucht nach außen zu rücken.

„Alles super und bei dir?" Antwortet er dann Mabel viel zu spät und ich behalte seine etwas rauchige Stimme im Hinterkopf.

„Auch. Evelyn hat ganz großen Hunger also würde ich sagen wir bestellen direkt essen." Mabel sieht mich triumphierend an und ich strecke ihr kurz neckend die Zunge heraus. „Gut. Liam hat auch schon rumgezickt und will essen", fügt Taylor hinzu und ich erkenne aus dem Augenwinkel, wie Liam sich räuspert. Es ist lange nicht mehr vorgekommen, dass ich mich in meiner eigenen Haut nicht wohl fühle. Aber so gegenüber von einem Pärchen zu sitzen und neben mir einen Typen sitzen zu haben, der mich allein mit seiner Anwesenheit schon nervös macht, ist mir auch noch nie passiert. Wir alle wissen schon genau was wir bestellen möchten und geben bei einem Kellner die Bestellung auf. Liam entscheidet sich genau wie ich für den Chicken Burger.

„Du hast Geschmack", spricht er mir nachdem der junge Kellner verschwunden ist zu und ich wage es zum ersten Mal mich zu ihm umzudrehen. „Gleichfalls", bringe ich über die Lippen. Seine Augen funkeln mich wieder an und ich kann den Blick nicht von ihnen abwenden. Sie sind wirklich eine Mischung aus grün und braun. Mabel und Taylor sind in einer Unterhaltung versunken und beachten uns wahrscheinlich erst gar nicht. „Ist es schlimm mit den beiden?"

Unter seinen Augen kann ich leichte Sommersprossen erkennen und seine Augenbrauen haben eine perfekte Form und sehen dennoch so natürlich aus. „Es ist auszuhalten, wenn man mit mehreren unterwegs ist. Aber ich rate dir davon ab zu dritt zu chillen. Dann bist du schnell abgeschrieben und das dritte Rad am Wagen", erklärt er mir und lehnt seinen Arm am Tisch ab. Wir schaffen es irgendwie nicht uns durchgängig in die Augen zu schauen. Immer wieder schaut einer von uns beiden weg und sucht eine Zuflucht. „Das werde ich mir merken."

„Mabel hat erzählt du warst in London? Wie war es dort? Als Kind wollte ich immer mal dahin und den Big Ben sehen." Ein warmes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus und das bringt auch mich zum Schmunzeln. Es ist nämlich echt und nicht aufgesetzt. Ich weiß, er möchte wahrscheinlich nur Smalltalk halten, weil die Situation sonst noch peinlicher und unangenehmer wäre, als es eh schon der Fall ist.
„Ja, ich habe dort meine Mum besucht. Beim Big Ben war ich nur einmal, aber so besonders ist er nicht und das Wetter dort ist auch nicht angenehm gewesen. Der Kaffee dort ist allerdings bombe." Wie auf Stichwort bringt der Kellner unsere Getränke und stellt sie jedem hin. Ich habe mich für einen Erdbeer- Milchshake entschieden, genau so wie Mabel. Die Jungs trinken Cola.

„Kaffee ist nicht so mein Ding", gesteht Liam und nimmt einen großen Schluck von seinem Becher. „Ah stimmt. Das ist für Sportler wie ihr wahrscheinlich pures Gift, oder?" Mit einem leisen kichern koste ich den Milchshake und genieße jede Sekunde davon.

„Du weißt, dass ich Football spiele?" Etwas überrascht sieht er mich an und ich sehe augenblicklich auf den Tisch. „Ja, natürlich. Weißt du, seit Mabel einen Freund hat höre ich mir die ganzen Dramen von euch Tag täglich an. Übrigens finde ich diese Sportart echt sehr kompliziert mit diesen ganzen Regeln und Fachbegriffen. Hätte man es nicht leichter machen können?" Ich beende meinen langen Satz und rühre weiter in meinem Shake herum. Ob ich Liam mit meinem Geschwätz nerve? Meine frage beantwortet sich ziemlich schnell, denn er fängt an zu lachen und wendet sich mir mehr zu. Nun fühle ich mich gezwungen meinen Oberkörper auch mehr in seine Richtung zu drehen und mich voll und ganz dieser Unterhaltung hinzugeben.

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt