-eighty-seven-

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Als der Film zu Ende geht schaue ich runter zu Evelyn, die ihre Augen geschlossen hält. Ich habe mich schon gewundert, wieso sie die letzten Minuten so still war. Lächelnd drücke ich sie sanft auf ihren Sitz zurück und im Nu lehnt ihr Kopf sachte an der Fensterscheibe. So leise es geht schalte ich den Motor ein und fahre zu mir nach Hause. Wenn sie schon schläft kann sie mit zu mir kommen und dort weiter schlafen. Inzwischen haben wir fast Mitternacht und als wir bei mir ankommen nehme ich sie behutsam hoch und trage sie in mein Apartment. Mom wird schon schlafen und davon nichts mitbekommen, auch wenn ich unbedingt möchte, dass sich die beiden so schnell wie möglich kennenlernen.

In meinem Zimmer angekommen lasse ich sie ganz behutsam auf meinem Bett nieder, ziehe ihr die Schuhe aus und sehe zu, wie sie sich in das Kissen kuschelt.

Schnell ziehe ich mich aus, schalte mein Handy ab und lege mich zu ihr ins Bett. Ich hoffe, ihr Dad macht sich keine sorgen um sie, aber zur Not ruft er sie an und ich werde drangehen. Vermutlich schläft er schon und hat nicht einmal mitbekommen, dass sie gar nicht da ist.

Ohne groß zu überlegen kuschle ich mich an sie, bis sie sich schließlich zu mir umdreht und sich an meine nackte Brust kuschelt. Sofort nehme ich ihre Wärme und ihren Herzschlag wahr und schließe glücklich meine Augen. Ich habe alles was ich brauche in meinen Armen.

Langsam werde ich wach und fange an mich zu strecken. Als ich endlich meine Augen aufbekomme, grinst mich mein Mädchen schon an und streichelt mir eine Haarsträhne aus der Stirn.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, hauche ich und beuge mich zu ihr runter, um ihr einen Kuss zu geben. Sie erwidert ihn sofort und springt dann munter vom Bett auf.

»Wir müssen gleich am College sein. Davor müssen wir noch zu mir, also komm!«

»Wie kann man so früh am Morgen schon so gut drauf sein?« Sie zieht sich tollpatschig ihre Schuhe an und kommt dann auf mich zu.

»Naja, ich habe im Bett meines Freundes geschlafen und bin in seinen Armen aufgewacht. Ich denke da kann man nur gut drauf sein.« Grinsend zieht sie mich am Arm nach oben und nun stehe auch ich auf.

Vom Schreibtischstuhl schnappe ich mir meine Jeans und ein T-Shirt. Zum Schluss gehe ich noch schnell ins Bad und nehme meinen Rucksack.

»Willst du noch schnell einen Kaffee?« Sie nickt übertrieben und zusammen machen wir uns auf den Weg in die Küche. Plötzlich hören wir zwei Stimmen lachen und als wir zusammen die Küche betreten bleibt uns beiden die Luft weg.

»Dad? Candice?« Evelyn schaut mit großen Augen meine Mom und Sherriff Parker an, die zusammen am Esstisch sitzen und genüsslich ihren Kaffee trinken.

»Was geht hier vor sich?«, füge ich nun hinzu.

»Warte. Das ist deine Mom?« Evelyn hat sich vollkommen an mich gewendet und ich nicke zögernd.

»Du gehst mit Liams Mutter aus?«

Die beiden Erwachsenen am Tisch scheinen nicht zu wissen, was sie sagen sollen und dann stehen sie gleichzeitig auf.

»Wir wollten euch das an einem geeigneten Zeitpunkt beichten«, fängt Sherif Parker an und wir beide öffnen den Mund. »Ich wusste, dass ich Sie irgendwo her kenne«, faselt Evelyn vor sich hin und ich greife nach ihrer Hand.

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Evelyn

Ich kann es nicht fassen! Mein Dad datet ausgerechnet die Mom von Liam? Ich wusste von Anfang an, dass sie mir bekannt vor kommt. Nur hätte ich im Leben nicht gerechnet, dass sie mir bekannt vorkam, weil sie dieselben Gesichtszüge hat wie Liam.

»Bist du böse?« Mein Dad kommt direkt vor mir zum Stehen und ich schaue ihm in die Augen. Es dauert eine Weile, bis ich eine brauchbare Antwort formulieren kann, da ich erst darüber nachdenken muss. Zum Schluss fange ich breit an zu grinsen, lasse Liams Hand los und greife stattdessen nach Dads.

»Ich freue mich sehr für euch. Du hast nur das Beste verdient und wenn Candice dich glücklich macht, dann bin ich es auch.«

Überwältigend umarmt er mich und ich grinse Candice von über die Schulter aus an. Die beiden passen perfekt zusammen und obwohl es etwas komisch ist, dass ich mit dem Sohn meiner neuen Stiefmutter zusammen ist, wünsche ich ihnen alles Gute.

»Danke, Schätzchen. Jetzt kommen wir zu einer anderen Frage.« Dad löst sich von mir. »Was treibst du hier um diese Uhrzeit bei Liam Adams?« Augenrollen sehe ich für einen kurzen Augenblick zu Liam, der mir aufmunternd zu lächelt.

»Ihre Tochter und ich sind ein Paar. Genau wie Sie und meine Mom.« Liam zeigt auf seine Mom und ich runzle die Stirn. Es hört sich komisch anzusagen, dass wir alle auf verschiedene Weisen vernetzt sind. Obwohl ich sehr glücklich bin, schweben mir noch so viele Fragen durch den Kopf.

»Wer hätte das gedacht.« Candice tritt neben meinen Dad und greift nach seiner Hand. Dabei lächelt sich Liam und mich mit ihren wunderschönen langen Wimpern an.

»Okay«, presst Dad hervor. Er weiß noch nicht zu wissen, wie er das finden soll. Wenn wir nicht gleich verschwinden, dann hält er Liam noch eine Ansprache.

»Wir müssen jetzt los«, stammelt Liam leise und ich bin froh darüber. Zusammen verabschieden wir uns von den zwei Turteltäubchen und verlassen das Apartment.

»Kannst du das Glauben? Was zur Hölle ist da eben passiert?« Entfährt es mir und Liam schließt lachend das Auto auf. »Gute Frage. Da haben sich zwei gefunden.«

»Und wie.« Bevor wir einsteigen, kommt er auf mich zu, dreht mich am Handgelenk zu ihm herum und im Nu landen seine Lippen auf meine und wir verschmelzen ineinander.

»Da die zwei da oben von nun an sehr viel Zeit miteinander verbringen werden, haben wir mehr Zeit zusammen.« Er grinst mich breit an und ich stimme mit ein.

»Da könntest du rechthaben. Findest du es nicht komisch, dass wir es überhaupt nicht bemerkt haben?«Seine Hand wandert über meine Wange. Mit kleinen Kreisen auf meiner Hautversucht er mich zu beruhigen und ich muss gestehen, dass es hilft. »Versuchnicht darüber nachzudenken, Eve. Wenn sie glücklich sind, dann freu dich lieberfür sie, anstatt zu analysieren was passiert ist.« Ich nicke und schaue ihmtief in die Augen. »Du hast recht. Aber wenn es zwischen ihnen einmal kracht,oder zwischen uns, dann schadet es allen.« Einige Sekunden sieht er mich stumm an, senkt sich zu mir herab und schmiegt seine Lippen an meine Stirn. Sofort wirkt alles um mich herum strahlender und die schlechten Gedanken sind wie verflogen.

»Wir leben im hier und jetzt. Keiner kann in die Zukunft sehen. Wir genießen einfach jeden Moment.« Entschlossen drücke ich meine Lippen auf seine und zeige ihm so meine Liebe. Ja, ich liebe es, wenn er immer genau weiß, was er sagen muss um mich zu beruhigen. 


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Seid ihr bereit für den Epilog? Zeit Abschied von Evelyn und Liam zu nehmen *weint*

-Weil ich es dir nicht sagen konnte-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt