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Sie wagte es nicht, den Blick von Ihrer Zeitung zu nehmen, selbst als Ihre Handfläche unaussprechlich zu brennen begann.

,,Sie müssen mich verwechseln."

Die Worte vor Ihren Augen, die auf das gelbliche Papier gedruckt waren, hatten keine Bedeutung mehr für Sie, doch die Augen zuckten wie Wild über die Buchstaben.

,,Dich würde ich überall erkennen, Sienna."

Ein kalter Finger legte sich auf die freiliegende Stelle an Ihrem Schlüsselbein und umfuhren das auffällige Muttermal, welches Sie sonst so gekonnt verstecken konnte.

Erschrocken sprang Sie auf, presste sich hart gegen die nächste Wand und sorgte so für Abstand zwischen Ihr und dem Mann, der Sie mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht genau beobachtete.

,,Mein Name ist Maisie Thompson, nicht Sienna!"

Ein kehliges Lachen entfloh seinem Mund und er trat einen Schritt auf die junge Frau zu.

,,Was würden nur deine Eltern sagen, wenn sie wüssten, dass du noch lebst?"

Ihr Blick huschte durch die Kneipe, die nun noch leerer Schien, als vorhin angenommen. Irgendwo fiel ein Glas zu Boden und für einen Moment wandte der Mann seinen Blick ab und Maisie nutzte die Gelegenheit, stieß sich hart von der Wand ab und stürmte aus der Tür heraus.

Draußen hatte es erneut zu schneien angefangen und die kalten Flocken landeten auf Ihrer Haut und benetzten Ihre Augen.
Fast blind, drängte Sie sich durch eine Menschentraube und gerade als Sie den Rand des Dorfes erreicht hatte, hörte Sie in einiger Entfernung eine Stimme die nach Ihr rief, doch anstatt sich herumzudrehen, lief Sie den steinernen Weg entlang, bog jedoch nach wenigen Metern in einen kleinen Nebenweg ein, rutschte beinahe auf einer gefrorenen Pfütze aus und kämpfte sich durch einige Zugewachsenen Sträucher.

,,Bleib stehen du Miststück!"

Gefrorene Äste peitschten Ihr ins Gesicht und hinterließen brennende Streifen in Ihrem Gesicht. Ein weiterer Busch stellte sich Ihr in den Weg und bevor Sie durch diesen hindurch rennen konnte, packte eine Hand fest zu und zog Sie zur Seite. Wild um sich schlagend, versuchte die junge Frau sich aus der Umklammerung zu lösen und mit einem heftigen Tritt, trat Sie in eine Schmerzhafte Region. Sofort löste sich die Umklammerung und ein Stöhnen war zu hören.

Gerade als Sie weiter laufen wollte, fiel Ein kurzer Blick über den Busch hinweg und blieb wie erstarrt am Abhang hängen, der sich aus dem Nichts vor Ihr Auftat und mindesten 20  Meter in die Tiefe ging, bevor die Steile Wand im Wasser verschwand.

Das noch immer schmerzhafte Stöhnen holte Sie aus der Starre und erschrocken wirbelte Sie herum. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und gekrümmten Oberkörper, löste sich eine schwarze Gestalt aus den Bäumen und blickte Sie verstört an.

,,Ich kann deine Angst riechen!"

Die Stimme hallte an den Bäumen wieder und schien aus allen Richtungen zu kommen.
Panisch sah Sie sich um, wusste jedoch nicht, in welche Richtung Sie noch rennen sollte.
Für einen Moment tauchte das Bild des steilen Abhangs vor Ihren Augen auf und womöglich wäre dies die leichteste Lösung geworden.

Das knacken der Äste, welche unter dem Gewicht Ihres Verfolgers brachen, kam immer näher und ein zufriedenes Pfeifen verkündete das baldige Erscheinen.

Erneut zog Sie die schwarze Gestalt in das Dickicht, hielt Ihr dieses Mal hart die Hand vor den Mund und sie konnte die Wärme des Oberkörpers spüren, an den Sie gepresst wurde. Ihr Körper saugte diese Wärme förmlich auf, denn ohne Jacke, schienen die Temperaturen fast unerträglich zu sein.

Better in Black  ( Part 1 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt