Kapitel 67

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"Hat sich Fabi mal bei dir gemeldet?", frage ich Felix als ich die beiden Kaffeetassen auf dem Tisch abstelle und mich zu ihm setze.

"Nein, bei Mario hatte er sich gemeldet. Aber ich denke er weiß, dass ich zu dir halte und meidet mich deswegen auch ein bisschen", beantwortet er meine Frage und trinkt einen Schluck. Mitleidig schaue ich ihn an und treffe seinen Blick "Mads, denk gar nicht daran. Fabi dreht mal wieder durch, lass ihn. Wenn er so drauf ist brauche ich auch nicht unbedingt von ihm zu hören"

"Danke Feli", lächel ich sanft und kurz nickt er mir zu. Er will gerade zum sprechen ansetzen als die Türklingel ertönt.

"Erwartest du noch Besuch?", fragt er verwundert und stellt die Tasse wieder ab. Ich schüttel den Kopf, stehe auf und mache mich auf den Weg zur Wohnungstür. Als ich diese öffne steht Leon davor. Er begrüßt mich nicht einmal, stattdessen drängelt er sich an mir vorbei in die Wohnung und rauscht los ins Wohnzimmer, wo Felix immer noch sitzt.

"Dir auch einen wunderschönen guten Tag", meine ich sarkastisch, schließe die Tür und folge ihm. Leon war für heute nicht angekündigt, eigentlich hat er morgen Training. Da würde es keinen Sinn machen wenn er jetzt hier auftaucht.

Leon begrüßt Felix kurz mit einem Nicken, dann donnert er ein Blatt Papier auf den Tisch. Er tut es so hastig, dass ich erschrocken zusammen zucke.

"Negativ. Ich bin nicht der Gott verdammte Vater", presst Leon zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, verschränkt seine Arme vor der Brust und schaut mich sauer an. Felix zieht eine Augenbraue nach oben, mustert meinen Freund fraglich und greift nach dem Papier.

"Was meinst du bitte? Du hast doch schon einen Test gemacht, der war positiv", meine ich verwirrt und etwas genervt. Leon sieht es immer noch nicht ein und langsam zerrt es wirklich an meinen Nerven.

"Leon hat Recht. Hier steht negativ", pflichtet Felix dem anderen Spieler bei und hält mir das Papier hin. Ich nehme es entgegen und lasse meine Augen über den Text fliegen. Negativ, aber wie kann das sein? Es sei denn es ist eine Fälschung.

"Sag mir nicht du hast das hier gefälscht. Bloß um dich selbst besser zu fühlen", konfrontiere ich ihn und schaue abwartend in das Gesicht von dem Lockenkopf vor mir. Seine Gesichtszüge spannen sich noch weiter an.

"Maddie du könntest mir ruhig etwas mehr Vertrauen entgegen bringen. Nein, ich habe es nicht gefälscht aber ich bin mir sicher Isabella hat das erste Ergebnis gefälscht", knurrt Leon und zieht seine Augenbrauen etwas dichter zusammen. Er ist wütend.

"Was meinst du damit? Wie hätte sie das machen sollen?", frage ich verwirrt und deutlich ruhiger. Meine Augen fallen wieder auf das Schreiben in meiner Hand.

"Ich habe ein Haar von dem Kleinen mitgenommen als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Dieses Mal habe ich die Sachen eingeschickt, letztes Mal war es Isabella. Ich weiß nicht genau wie sie es gemacht hat aber wenn sie die richtigen Kontakte und das nötige Geld hat. Sie wollte mir dieses Kind um jeden Preis unterschieben. Letztes Mal war sie ganz scharf auf den Unterhalt und wie viel Geld ich denn dazu steuern würde jetzt, wo die Wahrheit am Licht ist", erklärt er und scheint nun auch etwas ruhiger zu sein.

Nachdenklich schaue ich meinen Freund an und die Schuldgefühle überkommen mich.

"Aber ich verstehe nicht weshalb sie dann wirklich erst jetzt ankommt. Wir sind schon bald ein Jahr wieder zusammen und der Kleine ist mittlerweile auch zwei einhalb Jahre alt. Sie hätte doch am Anfang schon ankommen können", stelle ich verwirrt fest und unbewusst zieht sich eine Augenbraue nach oben.

"Ich habe keine Ahnung. Sie wollte uns auseinander reißen, das ist jedenfalls das was ich denke. Es hat gedauert bis sie dich gefunden hat. Isabella wollte dich unbedingt damit konfrontieren und aus der Bahn werfen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass wir uns wieder trennen", überlegt Leon laut und setzt sich neben Felix auf die Couch.

Seufzend fahre ich mir durch die Haare.

"Du kennst sie etwas besser. Würdest du es ihr zutrauen?", frage ich an meinen Freund gewandt und schaue vermutlich etwas verzweifelt. Die Stimmung ist in letzter Zeit gekippt und wenn das bloß wegen einer Lüge passiert ist dann ziehe ich diese Frau zur Rechenschaft.

Einen Moment scheint Leon zu überlegen, bevor er bestätigend nickt. Ich lasse mich auf den Teppich sinken, raufe mir die Haare und spüre wie Verzweiflung und Reue meinen Körper durchfluten. Ich stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab, schaue auf den Boden.

"Es tut mir so leid Leon. Ich hätte dir von Anfang an glauben sollen. Die Idee mit der Fälschung ist irgendwie nicht so abwegig", seufze ich und schaue wieder auf zu dem Lockenkopf.

"Schon gut Mads. Ich habe zwischenzeitlich doch selbst daran geglaubt. Ich verstehe, dass du es getan hast", meint Leon mit ruhiger Stimme und lächelt mich schief an.

"Also ihr zwei habt es auch wirklich nicht leicht. Das Universum zieht echt alle Karten", stellt Felix fest, schnauft auf und lehnt sich im Sofa zurück. Irritiert schaue ich ihn an. Dieses Kommentar hätte er sich gerne sparen können, denn das ist mir schon längst selbst bewusst. Auch wenn ich es gerne verdrängen würde.

"Ich werde mit Isabella reden. Wir werden die Wahrheit hören und dann werde ich sie anzeigen", beschließt Leon und schaut mich ernst an. Ich nicke bloß zustimmend und raufe mir erneut die Haare. Was für ein Chaos. Unser Leben war so schön bevor Isabella aufgetaucht ist und dann hat sie alles auf den Kopf gestellt, beinahe alles versaut.

"Ich lasse euch zwei mal etwas alleine. Mads, ich schaue morgen wieder vorbei", meint Felix entschlossen und erhebt sich von der Couch. Er hatte sich sowieso über Nacht in einem Hotel eingebucht, auch wenn ich es nicht ganz verstanden habe. Dankend nicke ich ihm zu und ohne ein weiteres Wort verlässt mein Bruder die Wohnung. Ich kann gerade nichts wirklich machen.

"Mads?", fragt Leon zaghaft, rutscht von der Couch und hockt sich vor mich. Seine Hand legt sich sanft auf meine Schulter und ich spüre seinen Blick auf mir. Langsam hebe auch ich meine Augen, schaue direkt in seine und schlucke schwer.

"Ich werde mir nie verzeihen können, dass ich dir nicht geglaubt habe. Du hast es mir so oft versichert aber ich konnte es einfach nicht lassen. Ich habe dich so lange bedrängt bis du selbst angefangen hast daran zu glauben. Ich bin nicht gut für dich, das beweist es doch bloß wieder", stelle ich klar und senke meinen Blick dann wieder. Den Ausdruck in seinen Augen kann ich einfach nicht sehen.

"Sag sowas nicht. Du bist gut für mich, mehr als das. Maddie, du bist das Beste was ich jemals im Leben bekommen habe. Jeden Tag bin ich so dankbar, dass wir es wieder hinbekommen haben. Lass deine Gedanken nicht zu, lass nicht zu dass sie es wieder kaputt machen. Wir zwei sind ein verdammt gutes Team, okay?", entgegnet Leon sanft und doch eindringlich.

Seine Finger drücken sanft mein Kinn nach oben und zwingen mich somit ihn wieder anzuschauen. Fragend hat er eine seiner Augenbrauen gehoben und schaut mich abwartend an. Ich zögere, bevor ich leicht nicke.

Er hat Recht. Mit ihm ist das Leben besser. Wer weiß ob ich immer noch nüchtern wäre wenn Leon nicht da wäre. Ohne ihn hätte ich vermutlich wieder keine Kontrolle über mein Leben.

"Wir werden Isabella dafür zur Rechenschaft ziehen und dann können wir wieder in Ruhe leben. Wir beide und niemand sonst. Wir gegen den Rest der Welt", redet Leon auf mich ein und zieht mich in seine Arme.

Ich lege meinen Kopf gegen seine Brust und lasse einen leisen Seufzer frei. Seine Hand fährt über meinen Rücken während die andere meinen Kopf leicht an seine Brust drückt.

"Wir gegen den Rest der Welt", murmel ich leise und sanft setzt Leon einen Kuss auf mein Haar. Leon und ich. Niemand anderes sonst. Wenn das vorbei ist, lasse ich nie wieder zu, dass sich jemand zwischen uns drängt.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt