Kapitel 94

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Als sich das Tor öffnet und ich mit dem Auto auf unseren Hof fahre, fällt mir sofort ein kleines Paket ins Auge, das mitten im Weg liegt.

Ich bleibe stehen, schalte den Motor aus. Das Tor schließt sich bereits wieder hinter mir, während ich aussteige. Taro lasse ich erst einmal auf dem Rücksitz.

Langsam gehe ich näher, gehe um das Paket herum und inspiziere es etwas. Ich hocke mich daneben und vorsichtig öffne ich es. Erschrocken zucke ich ein Stück zurück, als es offen ist.

Ich stehe wieder auf und gehe zurück zum Auto. Aus dem Handschuhfach krame ich ein paar Gummi Handschuhe hervor, die ich mir anziehe. Dann gehe ich wieder zurück zum Paket.

Vorsichtig hebe ich die tote, blutverschmierte Ente an und tatsächlich kommt darunter noch etwas zum Vorschein. Ein Foto, von Leon beim Training. Er hält einen Fußball in der Luft, der Verband an der Hand ist noch dran. Das Foto ist bestimmt schon drei oder vier Tage alt. Ich schlucke schwer und lege die angehobene Ente wieder zurück.

Hastig ziehe ich die Handschuhe aus, schmeiße sie mit in den Karton und schließe diesen dann. Ich werfe ihn einfach in die Mülltonne. Der Müll wird sowieso bald abgeholt.

Ich versuche das Paket zu verdrängen und gehe zurück zum Auto. Dort hole ich Taro heraus und gehe zur Haustür herüber. Ich schaue mich etwas um. Es ist ein komisches Gefühl. Die Person muss hier auf dem Gelände gewesen sein, aber ich verstehe nicht wirklich wie. Unsere Sicherheitsmaßnahmen haben zugenommen.

Hastig schließe ich die Tür auf und schließe sie auch wieder hinter uns so schnell ich kann. Ich ziehe Taro seine Schuhe und Jacke aus, setze ihn im Wohnbereich auf seine Decke in die kleine Spielecke und laufe dann in den Keller.

Hier hat Leon unsere Kameras verkabelt und mit den Bildschirmen verbunden. Ich schaue mir die Aufnahmen durch. Sofort fällt auf, dass die Kameras für wenige Minuten ausgefallen sind. Offensichtlich ohne Grund. Keine hat irgendetwas aufgenommen.

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Es ist ernster als erwartet. Die Ente sagt schon genug aus. Die ausgeschalteten Kameras sind kein einfacher Streich, sonder geplant und ein Verbrechen.

Ich gehe wieder zurück nach oben und beginne nachzudenken. Unruhig gehe ich auf und ab, kaue auf meinen Nägeln und suche nach einer Lösung. Nicht einmal der Anblick von Taro, der sich etwas auf der Decke kugelt, hilft mir mich abzulenken oder zu beruhigen.

Eine Lösung muss her und zwar besser gestern als heute. Ich kann nicht zulassen, dass jemand meine Familie bedroht.

Die Zeit verfliegt schneller als erwartet und plötzlich steht Leon im Raum. Verschwitzt und mit der Sporttasche über der Schulter.

"Mads? Ist was passiert?", fragt er besorgt, mustert mich und kommt langsam näher.

"Nein. Ähm kannst du vielleicht Mal nach den Kameras schauen? Die haben ein paar Minuten nicht aufgezeichnet, nicht das soetwas noch einmal vorkommt", meine ich und versuche alles etwas zu überspielen.

"Klar, mach ich gleich. Meinst du es ist etwas in den Minuten hier passiert?", erkundigt er sich und schaut mich besorgt an.

"Nein, mir ist nichts aufgefallen, es ist alles normal", schlage ich sein Bedenken sofort aus. Er soll bloß keinen Verdacht schöpfen. Leon würde vermutlich ausrasten wenn er von der Ente wüsste und von dem Bild. Ich sollte mit dem Verein reden.

"Ich muss gleich noch einmal weg. Kannst du dann so lange auf Taro aufpassen?", bitte ich den Lockenkopf.

"Natürlich. Wo musst du hin?", fragt Leon nach.

"Ich wollte zu Lina fahren und mit ihr reden. Seit dem Telefonat hatte ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet", lüge ich und kurz nickt Leon. Er stellt seine Tasche ab und nimmt sich ein Glas Wasser.

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt