Kapitel 122

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Das ist ein wahrscheinlich recht trauriges Kapitel!!! Bitte nur lesen, wenn ihr euch dazu in der Lage fühlt <3

Als ich beim Trainingsgelände ankomme zittert mein gesamter Körper. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich den Weg hierher gefunden habe. Ich bin Auto gefahren, aber von der Fahrt weiß ich absolut nichts mehr.

Mein Kopf dröhnt und ich verstehe es immer noch nicht so wirklich. Es scheint so surreal.

Trotzdem weiß mein Körper ganz genau, dass etwas nicht okay ist. Ich zittere, mir geht es überhaupt nicht gut. Mein Kreislauf macht kaum mit, meine Schritte sind unsicher und ich bin froh, als ich mich auf eine Bank setzen kann.

Mein Blick ist starr auf den Boden vor mir gerichtet, mein Kopf spielt das Telefonat von vorhin immer wieder ab, die Worte wiederholen sich immer und immer wieder in meinem Kopf. Sie werden gefühlt lauter, übernehmen meinen gesamten Verstand. Ich kann an nichts anderes mehr denken und habe das Gefühl darin zu ertrinken. Sie holen mich ein und kreisen von allen Seiten auf mich zu. Ich fühle wie sie mich aufsaugen.

Und dann ist da Leon. Er hockt plötzlich vor mir und zieht meinen Blick auf sich. Seine Haare sind ganz wild und der Schweiß vom Training ist noch in seinem Gesicht zu sehen. Ich spüre seine Hand an meinem Arm und seine Augen schauen mich besorgt an.

"Was ist los, Liebling? Du bist ganz blass, dein ganzer Körper zittert", fragt er mit sanfter Stimme. Es ist wie eine Droge. Leons Stimme dringt in mein Ohr und innerhalb von Sekunden erobert er einen Teil meines Verstandes. Es ist zwar nur ein Kleiner, aber es ist ein Teil. Ein Teil, der somit von diesen furchtbaren Gedanken befreit wird.

"Er ist tot", spreche ich mit zitternder Stimme aus. Es ist das erste Mal, dass ich diese Worte ausspreche und in diesem Moment schlägt alles wieder auf mich ein. Diese Worte auszusprechen macht alles so wahnsinnig real. Er ist tot und er wird nie wieder zurück kommen. Tränen laufen meine Wangen hinab, mein Kopf spielt alle möglichen Erinnerungen ab und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

"Wer ist tot?", hakt Leon nach. Doch ich kann ihm nicht antworten, stattdessen schaue ich ihn bloß weinend an. Meine Kehle schnürt sich immer weiter zu und meine Hände greifen ganz fest nach der Bank "Wer ist tot Maddie?"

Seine Stimme ist verzweifelt, ängstlich, aber auch fordernd. Mein Herz schlägt ganz schnell und ich beiße mir auf die Unterlippe. Meine Augen schließen sich für einen Moment. Es ist bloß ein Name, bring diesen Namen heraus, dann weiß Leon um wen es geht.

Ich atme zitternd ein und versuche genügend Luft zu bekommen.

"Felix"

Meine Augen öffnen sich wieder und schauen in die von Leon. Ich sehe ihn kaum vor lauter Tränen. Aber die Farbe weicht ihm völlig aus dem Gesicht. Er ist mit einem Mal kreidebleich.

"Es tut mir so leid Maddie", stottert er und zieht mich dann in seine Arme. Mein Gesicht vergrabe ich in seiner Halsbeuge und lasse mich dann einfach von Leon halten.

Es will gar nicht so richtig in meinem Kopf ankommen. Ich habe zwar verstanden, dass er tot ist. Aber ich kann nicht glauben, dass ich Felix nie wieder sehen werde. Dass ich mich nie wieder mit ihm unterhalten werde, dass ich nie wieder mit ihm lachen werde. Felix wird nie wieder mit Taro spielen, Felix wird nie erleben wenn wir ein zweites Kind haben. Er wird so viel verpassen.

Er war doch noch so verdammt jung. Ich werde nie Nichten oder Neffen von Felix haben, er wird nie heiraten und er wird so viel im Leben verpassen. Ich kann es einfach nicht begreifen. Wieso er? Wieso ausgerechnet er?

"Maddie, es tut mir so verdammt leid", murmelt Leon an meinem Ohr, fährt mit seiner Hand über meinen Rücken. Seine eigene Stimme zittert.

"Lass uns nach Hause fahren", schlägt Leon leise vor und löst sich von mir. Ich nicke kurz und wische mir hastig die Tränen von den Wangen. Leon hilft mir auf von der Bank. Mein Körper hat sich noch nie in meinem Leben so schwer angefühlt. Und obwohl er so schwer ist, fühle ich mich so verdammt leer.

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gefühlt wie in diesem Moment. Eine wahnsinnige Trauer füllt meinen Körper aus, mein Herz schmerzt und alles tut weh. Jeder Atemzug, den ich nehme, schmerzt. Ich wünschte ich könnte Felix diese Atemzüge geben. Ich wünschte er wäre hier, ich wünschte ich könnte irgendetwas tun um ihn zurück zu holen.

Leon legt seinen Arm um mich und schiebt mich leicht neben sich her. Ich höre wie uns irgendjemand anspricht, aber meine Füße tragen mich einfach weiter. Ich will nach Hause. Ich will mich einfach in meinem Bett verkriechen und mit niemandem reden.

Felix war ein so großer Teil meiner Welt und auf einmal ist er nicht mehr da.

Auch die Fahrt nach Hause nehme ich nicht wahr. Leon fährt, während ich vor mich hinstarre. Im Haus werfe ich meine Jacke achtlos in die Ecke und auch meine Schuhe landen dort.

Ich will nach oben gehen, wende mich der Treppe zu, doch werde an meinem Handgelenk zurück gehalten.

"Willst du darüber reden?", fragt Leon mit sanfter Stimme und so viel Liebe, dass mir sofort wieder Tränen in die Augen schießen. Felix wird diese Liebe nie erfahren können. Sein Leben ist einfach vorbei und er hat so viel noch nicht erlebt.

Entschlossen schüttel ich den Kopf und ziehe meinen Arm zurück, bevor ich einfach nach oben gehe. In unserem Schlafzimmer lege ich mich unter die Decke und verkrieche mich einfach.

Mich interessiert es nicht wie viel Zeit vergeht oder, dass es irgendwann dunkel wird. Ich will bloß schlafen, aber mein Kopf lässt es nicht zu. Ich bin wie gelähmt und vor meinen Augen spielen sich immer wieder Erinnerungen ab, denen ich nicht entkommen kann. Allerdings öffnet sich später die Tür des Schlafzimmers.

"Mama", vernehme ich die Stimme von Taro, aber ich kann nicht darauf reagieren. Ich kann es einfach nicht. Es ist als wäre er Welten entfernt und kein Teil von mir. Alles in meinem Kopf schreit bloß nach Felix.

"Schatz, die Mama braucht gerade Ruhe. Wir zwei werden dich Mal bettfertig machen", ertönt die Stimme von Leon und ich glaube er hebt Taro auf seinen Arm.

"Warum Ruhe?", fragt der Kleine. Es herrscht kurz Stille. Ich glaube Leon wartet ab ob ich darauf antworte. Aber das kann ich nicht. Ich bringe es nicht übers Herz. Mein Verstand ist nicht in der Lage dazu etwas zu formulieren. 

"Für die Mama ist es gerade sehr schwer und deswegen müssen wir jetzt ganz stark sein und der Mama zeigen, dass es okay ist traurig zu sein. Aber erst einmal lassen wir sie sich etwas ausruhen", murmelt Leon, während er die Tür wieder von außen schließt.

Eine Gänsehaut läuft meinen Rücken herunter und die Worte dringen bis tief unter meine Haut.

Trotzdem verstehe ich nicht wie ich jemals wieder glücklich werden soll. Wie soll mein Leben je wieder so sein wie es einmal war? Ich kann nicht ohne Felix leben, er war immer ein Teil von mir.


War wahrscheinlich voraussehbar, aber ich hatte einfach das Gefühl, das einbauen zu müssen. Glaubt mir, es tut mir selbst leid.

Lasst trotzdem gerne Feedback da <3

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt