Roommates // Leon Goretzka FF

Kapitel 45

"Kommst du mit zum Training? Ich glaube Lina ist auch da", fragt mich Leon neugierig und trinkt seinen Kaffee aus.

"Kann ich ja", lächel ich zurück und folge dem Spieler in den Flur. Es ist so schön wieder hier in München zu sein. Leon sieht das ganz genauso. Er hatte gestern Nachmittag tatsächlich schon auf mich gewartet. Leon schultert schnell seine Trainingstasche und gemeinsam gehen wir in den Keller, um die Fahrräder herauszuholen, bevor wir uns auf den Weg machen.

"Alles gut bei dir? Du hast so viel Abstand gehalten und sagst kaum etwas", stellt Leon fest als wir am Trainingsgelände angekommen sind und schaut mich besorgt an, während er sein Fahrrad anschließt.

Ich zögere. Soll ich es wirklich sagen? Doch da fällt mir ein, dass wir uns hundertprozentige Ehrlichkeit versprochen haben. Ich sollte es Leon sagen. Schließlich betrifft es vermutlich auch ihn. Er macht sich immerhin genauso viele Sorgen.

"Ich hatte das Gefühl wir wurden beobachtet", Murmel ich und der Spieler hält in seiner Bewegung inne. Unsicher schaut er zu mir auf und will sich gerade umschauen, bevor er sich selbst davon abhält.

"Du meinst von Ihnen?", fragt er zaghaft und wirkt als würde er sich nicht einmal trauen darüber zu reden.

Leicht nicke ich. Leon wird etwas blass und schaut sich nun doch um.

"Lass uns reingehen. Sobald wir auf dem Gelände sind, bist du sicher", meint Leon entschlossen, legt seinen Arm um meine Hüfte und zieht mich dicht neben sich her, während er zügig auf den Eingang zugeht.

"Ich kann mich nicht zu Lina stellen. Wenn das jemand sieht, ist sie auch in Gefahr. Du musst mit ihr reden, sodass sie gar nicht erst auf mich zukommt", bitte ich ihn und bestätigend nickt er.

"Warte hier", murmelt er kurz, bevor er in der Kabine verschwindet und ich auf dem Flur zurück bleibe.

Unsicher schlinge ich meine Arme um mich selbst. Seit ich bei der Polizei war ist alles so gefährlich geworden irgendwie. Die zwei Polizisten passen nun auch nicht mehr auf uns auf. Scheinbar sehen sie keine Gefahr mehr für uns. Doch da täuschen sie sich gewaltig.

"Komm, ich habe mit Jo gesprochen. Er wird es Lina sagen", meint Leon und hält mir seine Hand entgegen. Joshua hat gerade die Kabine verlassen, schaut mich mitleidig an und joggt dann nach draußen um vermutlich seiner Frau Bescheid zu sagen.

Unsicher ergreife ich Leon's Hand und lasse mich von ihm hinterher ziehen. An dem Trainingsgelände gibt mein Freund mir noch kurz einen Kuss, bevor er mich alleine lässt.

Leon läuft auf das Feld, während ich am Rand zurück bleibe. Aus dem Augenwinkel sehe ich Lina in einigen Metern Entfernung stehen. Ab und zu schaut sie zu mir herüber, doch ich habe meinen Blick starr auf den Platz vor mir gerichtet.

Ich verfolge das Training nicht einmal wirklich. Viel mehr starre ich die gesamte Zeit auf einen Punkt und blende alles andere um mich herum aus. Es erfordert ziemlich viel Stärke nicht einmal zu Lina herüber zu schauen, aber man darf zwischen uns einfach keine Verbindung ausmachen.

"Ich hole schnell meine Tasche und dann fahren wir nach Hause", meint Leon als das Training beendet ist und schaut mich besorgt an.

"Vielleicht sollten wir lieber getrennt fahren. Ich kann ja schon einmal vorfahren", meine ich und schaue ernst zu dem Spieler hoch, der schwer atmend vor mir steht und sich ein paar Strähnen aus der Stirn streicht.

"Mads, nein. Ich lasse dich auf keinen Fall alleine fahren", entgegnet er fest entschlossen und schaut mich ernst an.

"Das ist das einzig richtige. Im schlimmsten Falle fangen sie dann nur mich ab und nicht dich", erwidere ich und verständnislos schaut mich Leon an.