Kapitel 93

1K 47 2
                                    

"Hat er sich wieder eingekriegt?", fragt Felix am anderen Ende der Leitung und hört sich sehr genervt an. Keiner meiner Brüder ist sonderlich gut auf Leon zu sprechen, aber am aller wenigsten Felix.

"Schon. Leon war die letzten zwei Tage bei einem Therapeuten und ich denke es tut ihm ganz gut. Er war heute morgen bereits ein bisschen ruhiger", erkläre ich.

"Was bedeutet ein bisschen ruhiger?"

"Felix, Leon ist kein schlechter Mensch und das weißt du. Es war die letzte Zeit schwer und natürlich fährt er da ab und an mal aus der Haut. Aber das wird alles wieder", erinnere ich meinen Bruder und rühre gedankenverloren im Topf herum.

"Also ich weiß ja nicht..", beginnt er, doch wird sofort von mir wieder unterbrochen.

"Leon ist immer noch mein Verlobter und der Vater deines Neffen", mahne ich, bevor er noch etwas sagt was alles andere als nett ist.

"Ich mache mir doch einfach nur Sorgen. Du bist meine kleine Schwester und ich will dich nur schützen. Es ist schon einmal so wahnsinnig schief gelaufen", meint Felix und hört sich dieses Mal deutlich ruhiger und sehr besorgt an.

Wenn er wüsste, dass wir mittlerweile zwei Drohbriefe erhalten haben. Gestern Abend lag ein weiterer Brief vor unserer Einfahrt. Es war kein Poststempel darauf, also wurde der Umschlag so dort abgelegt. Ich habe ihn zufällig gefunden, als ich abends noch etwas spazieren gegangen bin. Leon war am schlafen, genau wie Taro und nach dem ersten Brief brauchte ich frische Luft.

Leider wurde dadurch gefühlt alles noch schlimmer.

"Ist alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend", hatte mich Leon abends gefragt als ich mich zu ihm ins Bett gelegt habe. Er hat seinen Arm um mich gelegt, eine Haarsträhne hinter mein Ohr gestrichen und wirkte ganz besorgt. Ich habe zwar versucht mich absolut normal zu verhalten aber wirklich gelungen ist es mir nicht.

"Maddie? Bist du noch da?", dringt Felix seine Stimme zu mir durch und holt mich zurück in die Realität. Für einen kleinen Moment schließe ich meine Augen, versuche meine aktuellen Gedanken zu verdrängen.

"Ja natürlich", murmel ich und konzentriere mich wieder auf das Essen und meinen Bruder.

Wir beginnen wieder ein Gespräch und er lenkt mich tatsächlich ganz gut ab. Als ich die Tür ins Schloss fallen höre ist das Essen fertig.

"Hey Mads", begrüßt mich Leon als er den Wohnbereich betritt, lächelt mich an und gibt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Er geht weiter zu Taro und nimmt den Kleinen auf den Arm. Glücklich strahlt unser Sohn seinen Vater an und scheint sehr zufrieden.

"Scheint als wäre dein Lover zuhause", meint Felix am Telefon recht genervt und ich verdrehe etwas die Augen.

"Kannst du das bitte lassen?", seufze ich "Ich muss jetzt auch auflegen. Das Essen ist fertig"

"Meld dich bald wieder. Bis dann, Mads", verabschiedet sich Felix, bevor ich auflege. Ich lege mein Handy auf der Kücheninsel ab und beginne das Geschirr zum Essen heraus zu räumen.

"Wie war dein Tag?", erkundige ich mich bei Leon. Er war nach dem Training noch bei Serge und hat ihm geholfen irgendeinen Schrank oder so aufzubauen.

Der Lockenkopf dreht sich zu mir um und schaut von unserem Sohn kurz zu mir herüber.

"Ganz gut. Training war etwas anstrengend", berichtet er und kurz nicke ich "Deiner?"

Ich will antworten aber da beginnt Taro etwas zu brabbeln, was mal wieder niemand versteht, aber es ist trotzdem schön zu hören. Sofort hat der Kleine unsere Aufmerksamkeit.

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt