Kapitel 123

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"Mads?", ertönt die sanfte Stimme von Leon. Ich schaue zu ihm auf. Er ist gerade in der Tür unseres Schlafzimmers erschienen und schaut mich mit einem leichten Lächeln an "Möchtest du nicht aufstehen? Das Mittag ist fertig"

Ich schüttel bloß den Kopf und wende meinen Blick wieder ab, verkrieche mich weiter unter der Decke und wünschte alles würde vorbei gehen. Dieser Schmerz in mir und gleichzeitig diese Leere. Ich verstehe nicht wirklich wie das möglich ist, aber ich fühle es deutlich. 

Leon setzt sich auf die Bettkante und fährt mit seinen Fingern durch mein Haar. Ein Seufzen geht über seine Lippen.

"Ich mache mir Sorgen um dich", murmelt er. Ich starre weiter auf die Matratze. Ich kann nicht antworten, ich will nicht. Es fühlt sich so falsch an hier zu sein, wenn Felix nicht mehr da ist. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, immer war mein Bruder präsent. Immer wieder habe ich darüber nachgedacht wie es ohne ihn weiter gehen soll und immer wieder habe ich mir eingestehen müssen, dass es ohne Felix nicht weiter gehen kann.

"Bitte rede mit mir", fleht Leon und dieses Mal fahren seine Finger über meine Wange. Meine Augen wandern nach oben und treffen die seinen. Sie sind rot und seine Augenbrauen haben sich zusammengezogen. Ich schaue ihn bloß an. Was sollte ich auch schon sagen? 

"Ich bin hier, Maddie. Schließ mich nicht aus. Ich bin dein Mann, ich kann verstehen wie du dich fühlst und ich will dir helfen", meint Leon ernst und seine Augen werden noch roter als ohnehin schon. 

"Das tust du nicht. Deine Schwestern sind noch alle am leben", murmel ich, meine Stimme nicht mehr als ein Hauchen. Normalerweise wäre mir bewusst wie unfair das gerade war und auch Leons Gesichtsausdruck hätte mich sofort dazu gebracht mich zu entschuldigen, aber gerade ist es mir so unfassbar egal.

Er kann es nicht verstehen. Leon hat noch kein Geschwisterteil verloren, auch nicht seine Eltern. Er kann nicht verstehen wie sich das anfühlt. Er versteht nicht, dass es sich anfühlt als wäre einem ein Teil von sich selbst entrissen worden. Als wäre plötzlich die gesamte Welt stehen geblieben.

"Ja, das sind sie. Trotzdem kann ich mir den Schmerz vorstellen, den ich fühlen werde, wenn sie diese Welt  verlassen. Lass mich dir helfen, lass irgendjemanden dir helfen. Deine Familie braucht dich jetzt, Taro braucht dich und....ich brauche dich", meint Leon ernst und hört sich anfangs leicht gereizt an, bevor seine Stimme wieder ruhiger wird.

"Das kannst du nicht! Du kannst es nicht nachvollziehen! Ein Teil von mir selbst ist gestorben, ich habe meinen Bruder verloren und meine gesamte Welt zerbricht gerade daran. Ich spüre Schmerz, unendlichen Schmerz und wahnsinnige Leere", fahre ich ihn an und setze mich auf. Tränen laufen meine Wangen hinab und ich kann nicht weiter reden, weil meine Stimme bricht und von Schluchzern aufgehalten wird.

Wieder sacke ich in mir zusammen, spüre wie jegliche Kraft meinen Körper verlässt. Leon schließt mich plötzlich in seine Arme, zieht mich so fest er kann an seinen warmen Körper und lässt mich gegen seine Schulter weinen. 

"Liebling, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt, es wird alles wieder gut", haucht mein Mann gegen mein Ohr und fährt mit seiner Hand sanft über mein Haar. Hastig schüttel ich den Kopf, es wird nicht alles wieder gut. Felix wird nie wieder hier sein, nie wieder bei mir. Ich hatte nicht einmal die Chance mich zu verabschieden.

"Wir sollten zu deiner Familie fahren. Dann bist du mit diesem Schmerz nicht alleine und ihr könnt gemeinsam die Beerdigung planen", schlägt Leon vor und alleine bei dem Gedanken Felix zu beerdigen schluchze ich noch stärker. Mein Mann zieht mich noch enger an sich, schlingt seine Arme um meinen Körper und hält mich in diesem Moment einfach nur. 

"Mads, Felix hat dich so sehr geliebt. Er würde nicht wollen, dass du dich in unserem Bett verkriechst und dein Leben schleifen lässt. Er passt auf dich auf, jeden einzelnen Tag. Er wird immer da sein und wir werden dafür sorgen, dass er niemals vergessen wird", meint der Spieler ruhig und setzt einen Kuss auf mein Haar. 

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt